Gelsenkirchen. Mit massiven Kräften habe die Polizei am Parkstadion eine Schlägerei zwischen Hunderten Fans aufgelöst. Die Fanhilfe widerspricht entschieden.
2:1 hat der FC Schalke 04 am Mittwochabend ein Testspiel gegen den niederländischen Club NAC Breda gewonnen. Doch von einem neutralen „Test“ war nach dem Spiel schon schnell keine Rede mehr. Die Polizei meldete am Abend einen massiven Einsatz rund um das Parkstadion, wo zuvor die Partie ausgetragen wurde.
„Unmittelbar nach dem Spiel gegen 19.50 Uhr kam es zu massiven Auseinandersetzungen zwischen Schalke- und Breda-Fans“, berichtete gegen Mitternacht die Polizei Gelsenkirchen. Ort des Geschehens war der Bereich hinter dem Parkstadion in Richtung Adenauerallee. Beteiligt waren nach ersten Ermittlungen bis zu 200 Schalker und 100 Fans aus Breda.
Schlägerei bei Schalke-Spiel: Personalien von 20 Tatverdächtigen festgestellt
Es sei zu einer Schlägerei zwischen den Fans gekommen, teilte die Polizei mit. Die Polizei sei deshalb mit massiven Kräften eingeschritten, „um Straftaten zu verhindern.“ Dabei haben die Beamten auch Gebrauch gemacht von ihrem Einsatzmehrzweckstock. „Durch die Schlägerei wurden offensichtlich mehrere Personen verletzt“, teilte die Behörde mit. Sie seien jedoch in unbekannte Richtung geflüchtet, noch bevor die sofort alarmierten Rettungskräfte am Ort des Geschehens eintrafen.
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Dennoch habe die Polizei danach Personalien von etwa 20 Tatverdächtigen feststellen können, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstagmorgen auf Nachfrage. Dazu gab es unter anderem einen Einsatz in einer Gaststätte an der Sellhorststraße in der Gelsenkirchener Altstadt.
Dort hatten sich nach Spielende Schalker und Fans aus Enschede getroffen. „Diese beiden Vereine verbindet eine Fan-Freundschaft“, berichtete die Polizei. Was womöglich erklärt, warum es zum Gewaltexzess mit den Breda-Fans kam, wie ein Polizeisprecher am Donnerstagmorgen erklärte: „Fans von Enschede und Breda stehen sich in etwa so gegenüber, wie bei uns S04- und BVB-Anhänger.“
Polizei Gelsenkirchen: „Aggression nach dem Spiel ging von Schalker Fans aus“
„Nach bisherigen Ermittlungen gingen die Aggressionen von Schalker Fans aus“, berichtete die Polizei in einer Mitteilung am späten Abend. Der zuständige Leitende Polizeidirektor Peter Both, äußerte sich entsetzt und machte klar, dass es keinen Platz für Gewalt im Sport gibt: „Wenn die Polizei nun auch vermeintliche ´Freundschaftsspiele´ mit massiven Kräften schützen muss, ist eine weitere Linie der Eskalation überschritten.“ Auf Nachfrage bei der Polizei Gelsenkirchen blieb am Donnerstagmorgen jedoch offen, inwieweit hier tatsächlich von einem „Freundschaftsspiel“ die Rede sein kann; der FC Schalke 04 sprach von einem „Testspiel“. Die bis dato letzte Begegnung des FC Schalke 04 und dem Team aus Breda habe laut Polizei schon Jahre zurückgelegen.
„Welche Konsequenzen die Ausschreitungen für zukünftige Spiele des FC Schalke 04 aus polizeilicher Sicht haben werden, müssen die weiteren Ermittlungen zeigen“, heißt es bei der Polizei Gelsenkirchen. „Dass es bei einem Testspiel, in dem es sportlich um nichts geht, zu solchen Ausschreitungen kommt, ist nicht hinnehmbar“, sagte ein Polizeisprecher auf Nachfrage. In jedem Fall werde es Gespräche dazu geben, wo Freundschaftsspiele des Vereins in Zukunft stattfinden können, „um die Sicherheit aller Beteiligten gewährleisten zu können“. Die weiteren Ermittlungen, unter anderem wegen des Verdachts des Landfriedensbruchs, der gefährlichen Körperverletzung und wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz, dauern an.
Pyrotechnik und Schmähgesänge von Breda-Fans im Stadion
Insgesamt waren laut Polizei etwa 1400 Zuschauer im Stadion, davon etwa 200 aus Breda. Man habe vor dem Spiel Hinweise bekommen, dass mehr Fans aus den Niederlanden anreisen wollen womöglich auch gewaltbereite, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstagmorgen auf Nachfrage. Es seien deshalb kurzfristig mehr Kräfte zum Parkstadion beordert worden, als ursprünglich geplant gewesen sei. Als es dann nach dem Spiel zu Fan-Ausschreitungen kam, hatte man zudem weitere Kräfte nachgeordert, sagte der Sprecher: „Wir waren dort aber nicht in der Stärke, wie sie bei einem Bundesligaspiel üblich ist.“
Die „Königsblaue Fanhilfe“ widerspricht den Schilderungen indes vehement: „Aus Augenzeugenberichten und Videoaufnahmen geht eindeutig hervor, dass es im Außenbereich des Parkstadions keineswegs zu einer Massenschlägerei gekommen ist. Es kann lediglich davon berichtet werden, dass sich eine dreißig- bis höchstens vierzigköpfige Gruppe nach vorangegangenen Provokationen der Gäste zu aufgeregtem Hin- und Herlaufen und gegenseitigen Pöbeleien hat hinreißen lassen“, berichtet die Fanhilfe.
Der Polizei machen die Fans den Vorwurf, die Geschehnisse im Nachgang zu einer Massenschlägerei mit 300 Beteiligten hochstilisiert, aufgebläht und skandalisiert zu haben.