Mönchengladbach. Tim Kleindienst steht erstmals im DFB-Aufgebot. Am Freitag ist er mit Gladbach in Augsburg gefordert. Eine lange Negativserie verfolgt Borussia.
Dieser Monat hält für Tim Kleindienst ganz besondere Erlebnisse in seiner Karriere als Profifußballer bereit. Am 19. Oktober wird der Stürmer auf seine Vergangenheit treffen, wenn er mit Borussia Mönchengladbach gegen den 1. FC Heidenheim antritt, bei dem er zum Helden wurde. Vor dem Rendezvous mit seinem Ex-Klub steht allerdings noch eine Länderspielphase an, in der Kleindienst diesmal nicht mit seinen Klubkollegen trainieren wird. Bundestrainer Julian Nagelsmann hat den 29-Jährigen am Donnerstag erstmals in seiner Laufbahn für die Nationalmannschaft berufen. Für ihn erfüllt sich damit ein großer Traum.
Der Gladbacher ersetzt den verletzten Niclas Füllkrug (West Ham United) für die Nations-League-Spiele gegen Bosnien-Herzegowina (11. Oktober) und die Niederlande (14. Oktober). Kleindienst profitiert einerseits davon, dass es neben dem früheren Dortmunder kaum echte, wuchtige Neuner für das DFB-Sturmzentrum gibt, denn Deniz Undav, Maximilian Beier oder Kai Havertz sind im Vergleich andere Typen.
Die Nominierung ist aber natürlich auch ein Lohn für bisher ansprechende Leistungen im Trikot der Fohlen. Kleindienst kommt in dieser Saison bislang auf zwei Treffer und eine Torvorlage in fünf Ligaspielen. Er spiele bei Borussia „eine sehr wichtige Rolle“, sagte Trainer Gerardo Seoane vor der Bundesliga-Partie an diesem Freitag (20.30 Uhr/DAZN) beim FC Augsburg. „Wir wollen ihn noch besser in Szene setzen und klügere Entscheidungen treffen als gegen Union Berlin.“
Gladbach mit Kleindienst und Cvancara in der Startelf?
Gegen Union (1:0) zählte Kleindienst zum fünften Mal in dieser Saison zur Startelf. Den Sieg brachte aber erst der Treffer des eingewechselten Tomas Cvancara (24) tief in der Nachspielzeit. Nun haben die Gladbacher wieder einmal die Chance, eine besorgniserregende, schier unglaubliche Serie zu beenden: Seit zweieinhalb Jahren (!) ist es ihnen nicht mehr gelungen, zwei Liga-Spiele hintereinander zu gewinnen. Möglicherweise entscheidet sich Seoane dafür, diesen Bann mit Kleindienst und Cvancara in der Anfangsformation brechen zu wollen, zumal die Flügelspieler Franck Honorat (28) und Nathan Ngoumou (24) wegen Verletzungen fehlen.
„Tomas ist nicht der klassische Neuner, sondern flexibel“, erklärte Seoane. „Wir haben ihn nun häufiger auf den Flügeln spielen lassen, so wie in seiner vorherigen Station in Prag. Es sind beide Varianten möglich – mit ihm auf dem Flügel oder neben Tim.“ Wie torgefährlich Kleindienst sein kann, hatte er bereits in Heidenheim bewiesen. Der 1,94-Meter-Mann schoss den FCH zum Aufstieg, verbuchte dann in der vergangenen Bundesliga-Saison zwölf Tore und fünf Vorlagen – eine beachtliche Quote. Gladbach zahlte im Sommer 7 Millionen Euro Ablöse an Heidenheim, Kleindienst unterzeichnete einen bis 2028 gültigen Vertrag.
Ein Extra-Motivator für Borussia
Der gebürtige Brandenburger gilt schon jetzt als großer Gewinn für Gladbach. Seoane lobt „sein Engagement, seine Bereitschaft, seine Energie, die er uns gibt. Er läuft unermüdlich an, geht keinem Zweikampf aus dem Weg. So zieht er die ganze Mannschaft mit.“ Gerade dieser Effekt, den Kleindienst auf das Team ausübt, ist für Gladbach von großer Bedeutung. In der Vorsaison, die Borussia mit einem enttäuschenden 14. Platz beendete, hatten wiederholt Führungsfiguren gefehlt, die in schwierigen Spielphasen vorangehen können, die eine Portion Extra-Motivation in eine Partie bringen. Kleindienst besitzt diese Eigenschaft.
Er gehört auch zu den Gladbacher Spielern, die sich hochemotional über Tore freuen können. Nach dem Last-Minute-Dreier gegen Union fiel Kleindienst dem Torschützen Cvancara um den Hals, rüttelte wild an ihm und schrie dem Tschechen ins Ohr: „Jaaa, Jungeee!“ Der erste Gladbacher Heimsieg seit mehr als sieben Monaten war ein echter Befreiungsschlag. Insgesamt fühle sich der Weg „gut an“, befand Seoane. Es gehe „in die richtige Richtung, auch wenn zuvor die Resultate noch nicht gestimmt haben. Natürlich gibt uns der Sieg einen Push.“
Vor allem Kleindienst könnte nach der DFB-Nominierung einen Schub bekommen. Am Freitagabend wird er sich in Augsburg in Szene setzen wollen, zumal Bundestrainer Nagelsmann vermutlich genau hinschauen wird. Der Traum vom Debüt in der Nationalmannschaft lebt jetzt. Es könnte ein goldener Oktober für Tim Kleindienst werden.
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