Mönchengladbach. Kevin Stöger bewahrte den VfL Bochum Ende Mai beim Relegations-Wunder von Düsseldorf vor dem Abstieg. Nun kommt er mit Gladbach ins Ruhrstadion.

Kevin Stöger gab einfach nicht auf. Immer wieder schlug er den Ball in den Sechzehner, eine Flanke nach der anderen, mit schier unbändigem Willen. So bereitete der Mittelfeldspieler des VfL Bochum zwei Tore vor, ehe er seine Mannschaft per Strafstoß in die Verlängerung brachte und obendrein auch noch im Elfmeterschießen traf. Nach dem 0:3 im Relegationshinspiel feierte Bochum einen nicht mehr für möglich gehaltenen Bundesliga-Verbleib. Es war ein Fußball-Wunder, das ohne Stöger, den früheren Fortuna-Profi, an diesem Abend des 27. Mai 2024 in Düsseldorf sicherlich nicht möglich gewesen wäre.

Drei Monate später, an einem sonnigen Tag im August, flankt Stöger im Training am Borussia-Park die Bälle vors Tor. Gladbach-Präsident Rainer Bonhof schaut ihm dabei aus der Distanz kurz zu. Der Weltmeister von 1974 ist ein durchaus kritischer Beobachter, doch an der Maßarbeit, die der Österreicher dort auf dem Rasen leistet, gibt es nichts auszusetzen. Stöger, der in diesem Sommer ablösefrei zu den Fohlen gewechselt ist, bereitet sich akribisch auf seine Rückkehr nach Bochum zum West-Duell vor (Samstag, 15.30 Uhr/Sky). Die Gastgeber im Ruhrstadion dürften den Retter auch als Gegner mit offenen Armen empfangen.

Torvorbereiter gegen Bayer Leverkusen

„Ich kriege heute noch Nachrichten, der Verein und die Fans sind sehr dankbar“, erzählt der 31-Jährige. „Aber ich kann nur Dankbarkeit zurückgeben, denn ich habe mich dort sehr wohl gefühlt und komme gerne zurück.“ Fast schon entschuldigend fügt Stöger hinzu, er müsse „allerdings drei Punkte mitnehmen“. Gladbach blickt nach dem Liga-Auftakt gegen Bayer Leverkusen, der durch einen höchst umstrittenen Elfmeter mit reichlich VAR-Ärger 2:3 verloren ging, auf ein noch leeres Punktekonto. Stöger ließ gleich zum Start als an diesem Abend bester Borusse erkennen, welch große Verstärkung er für seine neue Mannschaft sein kann.

Kevin Stöger ist seit diesem Sommer für Borussia Mönchengladbach am Ball.
Kevin Stöger ist seit diesem Sommer für Borussia Mönchengladbach am Ball. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

Kreativität, Laufbereitschaft und Passgenauigkeit sind Attribute, die er auf der Spielmacher-Position einbringt. Stöger war gegen Leverkusen auch an dem fabelhaften Spielzug vor dem 2:2 beteiligt, den Ausgleich ermöglichte er mit einem präzisen, flachen Zuspiel auf den Torschützen Tim Kleindienst. „Der Assist war geplant. Ich bin jemand, der gerne direkt spielt“, erklärt Stöger. „Ich wollte zu Hause unbedingt punkten und gleich ein Zeichen setzen, nach außen, aber vor allem auch intern, dass wir da sind und wir richtig Bock auf die Saison haben.“

Rangnick nominiert Stöger für Nations League

Sein Signal im Eröffnungsspiel erreichte offenbar auch Ralf Rangnick. In dieser Woche nominierte Österreichs Teamchef den Neu-Gladbacher für die Nations-League-Partien am 6. September in Slowenien und drei Tage später in Norwegen. „Es ist immer ein Lohn, sowohl individuell als auch für die Mannschaft, für die Nationalmannschaft nominiert zu werden“, sagt Borussias Trainer Gerardo Seoane: „Ich hoffe, dass es Kevin extra motiviert.“

Rangnicks Vorgänger Franco Foda hatte Stöger als Düsseldorf-Profi im März 2019 erstmals in den Kader der A-Nationalmannschaft berufen, damals kam er allerdings nicht zum Einsatz. Stöger machte sich nun in diesem Jahr schon Hoffnungen auf eine Teilnahme an der Europameisterschaft in Deutschland, erhielt aber keinen Anruf von Rangnick. Jetzt hat er wieder sein Österreich-Debüt in Aussicht. Diese Chance will er unbedingt nutzen.

110 Pflichtspiele für den VfL Bochum

Hilfreich dabei wäre an diesem Samstag sicherlich ein guter Auftritt in Bochum, wo Stöger insgesamt vier Jahre seiner Karriere verbrachte. Er absolvierte für den Revierklub 110 Pflichtspiele, in denen er 21 Tore erzielte und 26 vorbereitete – eine beachtliche Quote. Der Oberösterreicher spielte sich auch aufgrund seiner Mentalität in die Bochumer Herzen.

Auch bei Gladbach der Mann für die Eckstöße: Kevin Stöger.
Auch bei Gladbach der Mann für die Eckstöße: Kevin Stöger. © Jürgen Fromme / firo Sportphoto | Jürgen Fromme

„Ich habe noch viele Freunde dort, nicht nur in der Mannschaft, auch im Staff und dem Verein“, berichtet Stöger.  Nach der Spielplan-Veröffentlichung habe er deshalb sofort geschaut, wann Bochum und Gladbach aufeinandertreffen. „Es ist schön, dass es schon am zweiten Spieltag der Fall ist und ich schnell wieder an alter Stelle zurück bin. Andererseits ist es auch etwas traurig, dass ich dann erstmal für längere Zeit nicht mehr dorthin kommen werde.“

Rettung mit dem VfL Bochum „immer noch unfassbar“

Die emotionale Bindung zu seinem ehemaligen Klub wird noch deutlicher, wenn er über die historischen Aufholjagd am Abend des 27. Mai 2024 spricht: „Es ist immer noch unfassbar, wenn ich daran denke. Wir haben etwas Großes geschaffen. Ich glaube, jeder Bochumer erinnert sich für immer an dieses Spiel zurück.“ Eine danach gab Gladbach die Verpflichtung von Kevin Stöger mit einem bis 2027 gültigen Vertrag plus Option auf ein weiteres Jahr bekannt. Bochum freut sich noch heute über sein großes Abschiedsgeschenk.