Dortmund. Der BVB lebt auch davon, junge Fußballer zu Stars zu formen. Doch derzeit treten die Talente eher die Flucht an. Was sind die Gründe?
Nuri Sahin hat in dieser Vorbereitung betont, dass die Tür für Talente immer offen stehe. „Kein Verein, kein Trainer würde sich gegen junge Spieler wehren. Ich auch nicht“, meint der Mann an der Seitenlinie von Borussia Dortmund.
In der Realität aber bleiben die meisten hoffnungsvollen Fußballer vor der Türschwelle stecken.
Das jüngste Beispiel ist der Abgang von Paris Brunner zur AS Monaco, gerade mal 18 Jahre alt. Bei der U17-Weltmeisterschaft wurde der deutsche Stürmer als bester Spieler ausgezeichnet, in der U19 hat er in der vergangenen Saison 20 Tore erzielt. Nun fehlte ihm die Perspektive, sich bei den Profis durchsetzen können. Vier Millionen zahlt Monaco für Brunner, der in der Vergangenheit auch durch Skandale auffiel.
Und es gibt weitere Talente, die Dortmund verlassen haben: Tom Rothe (19, Union Berlin), Samuel Bamba (20, VfL Bochum). Youssoufa Moukoko, 19, der prominenteste Jung-Profi, möchte gehen, findet aber keinen Interessenten, der bis zu 20 Millionen Euro für ihn zahlen möchte. Ihm droht eine Spielzeit auf der Bank.
BVB: Pascal Groß steht jetzt Kjell Wätjen im Weg
Die Talenteausbildung hakt. Etwas, was auch die Verantwortlichen erkannt haben. Geschäftsführer Lars Ricken, vor seiner Beförderung Leiter der Jugendarbeit, hat es sich zum Ziel gemacht, dass es wieder häufiger gelingt, junge Spieler in die erste Mannschaft zu integrieren.
Der BVB möchte Stars formen, aber eben auch Titel gewinnen. Deswegen wurde Serhou Guirassy, 28, verpflichtet, der nun Moukoko im Weg steht. Es wurde Pascal Groß, 33, geholt, der es nun für jemanden wie Kjell Wätjen, 18, deutlich komplizierter macht, im Mittelfeld auf Einsatzminuten zu kommen.
Es sei wichtig, „dass wir ein Gerüst aus erfahrenen Spielern haben“, meint Ricken, der aber natürlich weiß, dass diese Etablierten den Aufstrebenden die Möglichkeit nehmen können, sich weiterzuentwickeln. Und dass dadurch der Marktwert der Emporkömmlinge stagniert. Eigentlich gehört es zum Dortmunder Geschäftsmodell, Talente irgendwann für hohe Summen weiterzuverkaufen.
BVB: Wann gibt es wieder einen 100-Millionen-Abgang?
Zuletzt gelang dies bei Jude Bellingham, der 2023 für 103 Millionen Euro zu Real Madrid wechselte. Drei Jahre zuvor hatte Dortmund für den Engländer, damals 17 Jahre alt, bereits über 20 Millionen Euro bezahlt. Alle europäischen Spitzenklubs mischen mittlerweile im Kampf um die besten Jungspieler mit, um da zu bestehen, muss der BVB immer früher zuschlagen und bereits große Summen auf den Tisch legen. So wurde etwa im Mai Justin Lerma, 16, aus Ecuador unter Vertrag genommen. Sein Klub Independiente del Valle, bei dem er bis zum 18. Lebensjahr weiterspielen wird, erhält dafür mehrere Millionen Euro.
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Die Dortmunder gehen damit eine riskante Wette ein, denn ob ein 16-Jähriger wirklich einmal die Fähigkeiten besitzen wird, sich ganz oben durchzusetzen, kann nie mit absoluter Gewissheit gesagt werden. Aktuelles Beispiel: Julien Duranville, 18, bereits mit 16 verpflichtet, kämpfte lange mit körperlichen Problemen und Verletzungen, befand sich noch im Wachstum. Jetzt hat er die Vorbereitung komplett mitgemacht und nicht wenige glauben, dass er in dieser Spielzeit durchstarten wird.
Da befindet sich gerade einer beim BVB dabei, durch Sahins Tür zu treten.