Dortmund. Serhou Guirassy soll den Sturm des BVB verstärken. Jetzt aber wackelt der Transfer der Dortmunder Offensivhoffnung. Wie geht es weiter?
Der Mittwochabend in Dortmund bot noch eine Volte, die so nicht zu erwarten war. Um 19 Uhr meldete sich der BVB in den Sozialen Medien und teilte mit, dass „während einer medizinischen Untersuchung von Serhou Guirassy eine Verletzung festgestellt wurde, die einer weiteren Abklärung bedarf“.
Was hier so nüchtern daherkommt, ist in Wahrheit eine Meldung von enormer Tragweite, die den sportlichen Erfolg des Champions-League-Finalisten gefährdet und die Planung der Chefetage um den neuen Sport-Geschäftsführer Lars Ricken erheblich erschwert. Eigentlich ist Guirassy, 28, beschäftigt beim VfB Stuttgart, als Dortmunder Offensivhoffnung auserkoren, jetzt aber wackelt der Transfer. Der BVB möchte zunächst eine zweite medizinische Meinung einholen. In dieser Woche ist nicht mehr mit einer Entscheidung zu rechnen. Sollte der Wechsel platzen, müsste sich der Klub nach einem anderen Stürmer umsehen oder aber auf die Angreifer setzen, die Teil des Kaders sind: Niklas Füllkrug, Youssoufa Moukoko und Sebastien Haller.
BVB: Transfer von Serhou Guirassy war nur noch Formsache
Bereits am Dienstag war Serhou Guirassy in Dortmund angekommen, am Mittwoch befand er sich auf dem Trainingsgelände in Brackel, um den Medizincheck zu absolvieren und eigentlich seine Unterschrift unter den bereits ausgehandelten Vertrag zu setzen. Dann wurde eine alte Verletzung bei dem in Frankreich geborenen Fußballer, der für Guinea spielt, entdeckt. Wie schwer diese wiegt, soll nun abgeklärt werden.
Diese Kapriole passte zu dem trubeligen Mittwochvormittag an der Adi-Preißler-Allee. Erst fuhren die Profis des zweitmächtigsten Bundesliga-Klubs durch den Kreisverkehr zum Eingangstor. Schon früh morgens startete ihre Vorbereitung, der neue Trainer Nuri Sahin hatte seine Fußballer bereits vor 9 Uhr einbestellt, um eine erste Ansprache zu halten, ehe die Leistungsdiagnostik begann. Wenig später schoben sich dann zwei Busse, begleitet von einer Polizeieskorte, durch den runden Straßenverlauf, um in die Nähe der Fußballplätze zu gelangen. Die niederländische Nationalmannschaft wollte sich hier eine halbe Stunde lang bewegen, um vor dem EM-Halbfinale am Abend gegen England ein wenig anzuschwitzen.
Serhou Guirassy würde den BVB 18 Millionen Euro kosten
Vor allem befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits Serhou Guirassy an dem Ort, der sein neuer Arbeitsplatz werden soll. Eine Ausstiegsklausel von knapp 18 Millionen Euro müsste der BVB für den Angreifer an den Bundesliga-Konkurrenten aus Baden-Württemberg überweisen. Dazu würde der Guirassy nach den Informationen dieser Redaktion ein Handgeld von knapp zehn Millionen Euro erhalten; in diesem Rahmen bewegt sich auch sein Jahresgehalt.
Es wäre ein Wechsel, der die Kräfteverhältnisse innerhalb der Liga aufzeigt. Die Dortmunder haben bereits den Stuttgarter Abwehrchef Waldemar Anton verpflichtet, und dies, obwohl der VfB in der vergangenen Spielzeit sensationell auf Rang zwei stürmte, sich für die Champions League qualifizierte. Trotzdem möchten beide Leistungsträger sich einem Verein anschließen, bei dem sie bessere Zukunftsaussichten vermuten (und der höhere Gehälter zahlen kann). Das all dies im Konjunktiv gehalten werden muss, liegt an Guirassys Problemen beim Medizincheck.
Niklas Süle präsentiert sich beim BVB-Start schlank wie lange nicht
Dafür sorgte jemand anderes für positives Aufsehen: Niklas Süle. Am Mittwoch veröffentlichte der BVB ein Foto, auf dem der Verteidiger schlank, so durchtrainiert wie lange nicht mehr wirkt. Auf einer Gymnastikmatte dehnt er seinen linken Oberschenkelmuskel, die Haare sind blondiert, die Haut braun gebrannt, der 28-Jährige lächelt. Die kommende Saison soll nach seinen Gewichtsproblemen eine bessere werden.
Aus Süles Umfeld erfährt man, dass er bereits vor dem Champions-League-Finale in London (der BVB verlor 0:2 gegen Real Madrid) den Entschluss gefasst habe, intensiv an sich zu arbeiten. Mit seiner Agentur Sports360 entwickelte der Fußballer gemeinsam mit dem Koch Rainer Schorer, dessem Stellvertreter Florian Tietz und der Personaltrainerin Jana Kiese ein Konzept zur Leistungssteigerung. Jana Kiese fuhr mit Süle in den Urlaub, vier Wochen arbeitete er intensiv an seiner Form, trainierte dreimal am Tag. Gegessen wurde glutenfrei und ballaststoffreich, es gab viel Fisch. Dies zeigte Wirkung.
Sollte Süle zu alter Form zurückfinden, hätten der BVB in Waldemar Anton, Nico Schlotterbeck und Niklas Süle drei bemerkenswerte Abwehrspieler. Es kann nur sein, dass der Klub einen neuen Stürmer suchen muss.