Frankfurt/Main. Julian Nagelsmann hat als Bundestrainer dem Verband ein neues Image verpasst. Das reicht aber nicht. Jetzt sollen auch Titel her.

Wieder ist es also Leipzig. Hier hat Julian Nagelsmann vor sechs Jahren einen Vertrag unterschrieben, der ihm auf der Karriere-Leiter den Zugang zur nächsten Sprosse verschafft hat. Nagelsmann wurde Trainer von RB Leipzig, dem Verein, der wie der junge Coach selbst große Ziele hatte. Nagelsmann, damals Anfang 30, hatte nicht die höchsten Sympathiewerte: Als moderner Laptoptrainer eckte er bei der gestandenen Zunft an, wirkte auf die Öffentlichkeit auch mal überheblich. Und dann übernahm er auch noch das verpönte Konstrukt RB Leipzig.

Am Freitag war Julian Nagelsmann beim 125-jährigen Jubiläum des Deutschen Fußball-Bundes in dessen Gründungsstadt Leipzig der Hauptakt. Am Freitag verkündete der DFB die Vertragsverlängerung mit seinem Bundestrainer, der den Verband wachgeküsst hat und inzwischen das Gesicht der jungen, aufregenden, von den Fans angenommenen Nationalmannschaft ist. Eine bemerkenswerte Wandlung. Nagelsmann, 37, soll auch bei der Europameisterschaft 2028 im Vereinigten Königreich und Irland an der Seitenlinie stehen. Wer hätte das gedacht?

DFB: Julian Nagelsmann sollte die Heim-EM retten

Am wenigsten Nagelsmann selbst, das verriet er sogar in der DFB-Pressemitteilung. Eingestellt worden war er im September 2023 als Nachfolger von Hansi Flick, der das Team in einem verheerenden Zustand übergab. Nagelsmann hatte die eigentlich unmögliche Mission angetreten, die nahende Heim-EM zu retten. Anschließend sah er seine Zukunft in der Alltagsarbeit bei einem Verein.

Euro 2024: Spanien - Deutschland
Nach dem EM-Aus wird Julian Nagelsmann zum Tröster. © DPA Images | Matthias Schrader

Mit dem Titel wurde es zwar nichts, im EM-Viertelfinale schied die Mannschaft dramatisch gegen Spanien aus, doch sie versammelte die deutschen Fans wieder hinter sich. Nagelsmann stellte die Spieler nicht nur taktisch neu auf, sondern polierte das Image des krisengeplagten Verbandes mächtig auf, wurde irgendwas zwischen Fußballlehrer und Außenminister. Bereits kurz vor dem Turnier verlängerte Nagelsmann seinen Vertrag vorzeitig bis zur Weltmeisterschaft 2026 in Nordamerika.

DFB und Julian Nagelsmann: Nun sollen Titel her

„Ich habe mir damals aber auch nicht vorstellen können, was die Nationalmannschaft den Menschen in Deutschland bedeutet. Wie viele Herzen sie erreicht und bewegt“, sagt Nagelsmann heute. Ihn kennen nun sogar die Menschen, die nicht viel mit Fußball am Hut haben. „Dieses großartige Feedback, das wir alle, nicht nur ich, jeden Tag bekommen, zeigt uns, dass unser gemeinsamer Weg richtig ist. Und er ist noch nicht zu Ende.“ DFB-Präsident Bernd Neuendorf lobt, dass Nagelsmann dieses Amt „mit seiner sportlichen Expertise, aber auch seinem feinen Gespür für die Mannschaft und die Fans perfekt“ ausführe. „So können wir am heutigen Tag nicht nur auf eine bewegte Vergangenheit des DFB und des gesamten Fußballs in Deutschland zurückblicken, sondern vor allem sehr zuversichtlich nach vorne schauen.“

Nagelsmann hat die Zielsetzung für die kommenden Jahre klar vorgegeben. „Wir wollen zusammen Titel gewinnen“, kündigt er an. Dazu gibt es drei Möglichkeiten: die WM 2026, und am Horizont leuchtet schon das europäische Turnier auf der britischen Insel. Ganz so bedeutungsschwer ist die nächste Aufgabe nicht, dafür für Nagelsmann dennoch von höchster Wichtigkeit. Es geht schließlich um einen Pokal. Im Sommer steht das Final Four der Nations League an. Im März will sich die DFB-Elf dafür im Viertelfinal-Duell mit Italien qualifizieren.