Frankfurt. Zum Jahresabschluss beruft Bundestrainer Julian Nagelsmann erstmals Stefan Ortega und holt Julian Brandt und Felix Nmecha in die deutsche Nationalmannschaft zurück.

Das Ostend gilt in Frankfurt als Stadtteil mit rasant steigender Beliebtheit. Seit die Europäische Zentralbank hier vor genau zehn Jahren ihr Domizil aufschlug – nach einer aufwändigen Einbindung der 75 Jahre alten Großmarkthalle – hat das Quartier in Flussnähe ein urbanes Flair bekommen, dass nun erstmals auch die deutsche Fußball-Nationalmannschaft genießt. Für die Länderspiele gegen Bosnien und Herzegowina in Freiburg am 16. November (20.45 Uhr/RTL) und drei Tage später gegen Ungarn in Budapest (20.45 Uhr/ZDF) geht es erstmals ins Hotel Innside Melia Ostend. Im früheren Domizil an der Messe waren diesmal schlicht nicht genügend Zimmerkapazitäten verfügbar. Aber gegenüber dem futuristischen EZB-Gebäude wohnt der große DFB-Tross auch nicht schlecht. Stolze 201 Meter ragt das Milliardenprojekt in den Himmel.

Und hoch hinaus will das Aushängeschild des Verbands ja unverändert. „Wir wollen nach dem vorzeitigen Einzug ins Viertelfinale den Gruppensieg in der Nations League perfekt machen - möglichst bereits vor unseren Fans im Heimspiel in Freiburg“, sagt Trainer Julian Nagelsmann. „Der erstmalige Einzug ins Final Four ist für uns im kommenden Jahr ein wichtiges Zwischenziel auf dem Weg zur WM 2026.“ Im letzten Aufgebot des Jahres ist die Berufung von Torwart-Neuling Stefan Ortega Moreno eine spannende Personalie. Der 32-Jährige ist bei Manchester City nur Ersatzmann hinter dem brasilianischen Nationalkeeper Ederson. In der Vorsaison hatte der frühere Bielefelder bei seinen Einsätzen für die Skyblues überzeugt und war damals bereits als dritter EM-Keeper im Gespräch, weil seine Spieleröffnung als exzellent gilt.

Baumann oder Nübel: Wer wird Deutschlands Nummer eins?

Er wird nunmehr den Kaderplatz von Janis Blaswich (Red Bull Salzburg) übernehmen, der im Oktober kurzfristig eingeladen wurde, nachdem Bernd Leno (FC Fulham) eine Einsatzgarantie eingefordert hatte. Letztlich geht es aber zwischen Oliver Baumann (TSG Hoffenheim) und Alexander Nübel (VfB Stuttgart) darum, wer vorläufig zur Nummer eins aufsteigt. Nagelsmann hatte zuletzt Baumann „einen Tick“ vorne gesehen. Gut möglich, dass sich beide Kandidaten die Länderspiele erneut teilen.

Julian Nagelsmann hat seinen letzten DFB-Kader für 2024 nominiert.
Julian Nagelsmann hat seinen letzten DFB-Kader für 2024 nominiert. © dpa | Arne Dedert

Froh überhaupt wieder dabei zu sein, sind sicherlich Julian Brandt und Felix Nmecha. Die zuletzt arg gerupfte Fraktion von Borussia Dortmund wächst also wieder. Nmecha, so Nagelsmann, habe sich „beim BVB stabilisiert“ und sei wie Brandt „nach zuletzt guten Leistungen wieder dabei“. Das Mittelfeld-Duo hatte vor einem Jahr bei den Tiefschlägen gegen die Türkei (2:3) und Österreich (0:2) letztmals zum Kader gehört. Ob insbesondere der schon von den früheren Bundestrainern Hansi Flick und Joachim Löw oft ermahnte Blondschopf Brandt unter Nagelsmann noch einmal durchstartet, bleibt abzuwarten.

Keine Berücksichtigung beim 37-Jährigen fand Leroy Sane, der „nach seiner Pause noch mehr Spielpraxis und Rhythmus“ brauche. Auch der vom FC Bayern an den 1. FC Heidenheim verliehene Paul Wanner ist nicht dabei, obwohl ihn der Bundestrainer gerne berufen hätte. Österreich ist eben auch eine Option fürs Toptalent. „Wir haben einen starken Kader beisammen, auch wenn wir verletzungsbedingt auf einigen Positionen umbauen müssen“, findet Nagelsmann.

DFB-Team: Zittern um Deniz Undav und Kai Havertz

Auf der Ausfallliste stehen Marc-Andre ter Stegen, Niclas Füllkrug, Jamie Leweling, Aleksandar Pavlovic und David Raum, dazu könnten auch noch zwei Offensivspieler kommen. Deniz Undav muss nach seiner Verletzung mit dem VfB Stuttgart in der Königsklasse ebenfalls durchgecheckt werden muss wie Kai Kavertz, der beim FC Arsenal nach einer Kopfverletzung runter musste. Sollten beide ausfallen, würde wieder viel Verantwortung bei Mittelstürmer Tim Kleindienst liegen.

Nach den Länderspielen wird sich der Fokus auf die Auslosung der WM-Qualifikationsgruppen richten. Mit dem neu geschaffenen Viertelfinale der Nations League hat der vierfache Weltmeister am 13. Dezember in Zürich einen Platz im Topf der gesetzten Teams sicher. Das Aufgebot trifft sich am Montag – eben nicht wie noch auf ausdrücklichen Wunsch der Spieler im September und Oktober auf dem Homeground in Herzogenaurach, sondern im Osten Frankfurts. Damit entfällt auf dem Weg zum Training zwar die Dauerbaustelle am Hauptbahnhof, aber auch auf dieser Strecke zum DFB-Campus in Niederrad gibt es einige Nadelöhre. Die erste Pressekonferenz mit dem Bundestrainer soll am Montag um 15 Uhr beginnen, eine Stunde danach ist eine Trainingseinheit vor Fans auf dem Akademiegelände angesetzt.