Essen. Real Madrid reagiert beleidigt auf die Wahl zum Weltfußballer. Das ist kindisch und zeigt den Unsinn dieser Auszeichnung. Ein Kommentar
Man kann das alles gar nicht anders als kindisch nennen: dass man bei Real Madrid kurzfristig den Flug nach Paris stornierte, dass die rund 50-köpfige Delegation stattdessen in der spanischen Hauptstadt schmollte. Weil durchgesickert war, dass keiner der Ihren den Ballon d‘Or gewinnen würde, die Auszeichnung zum Weltfußballer des Jahres. Was für ein Kindergarten, der vor allem einmal wieder aufzeigt: Individuelle Auszeichnungen sind im Mannschaftssport Fußball ziemlicher Blödsinn. Und noch blödsinniger ist es dann, diese Preise derart ernst zu nehmen.
In Sportarten wie Basketball, in denen die Mannschaften deutlich kleiner und die Bedeutung von Statistiken erheblich größer sind, mag das noch einigermaßen funktionieren. Im Fußball aber, bei elf Spielern pro Mannschaft, wo sich der Wert vieler Akteure nicht ansatzweise in Zahlen gießen lässt? Wo außerdem die auswählende Jury, nämlich Journalisten aus 100 Ländern, auch nicht über jeden Zweifel erhaben ist, um es vorsichtig zu formulieren. Man kann solche Auszeichnungen daher als Spielerei begreifen und ganz unterhaltsam finden. Wenn man aber als Profifußballer, der eben die Champions League gewonnen hat, derart eingeschnappt reagiert, weil man den Ballon d‘Or nicht gewinnt – dann hat man etwas grundsätzlich missverstanden.
Man muss der Ballon-d‘Or-Jury gleich aus zwei Gründen dankbar sein
Dass nämlich Fußball ein Mannschaftssport ist. Dass es darum geht, mit elf Spielern gemeinsam Erfolg zu haben und dafür auch einmal die eigenen Eitelkeiten zurückzustellen, anstatt als Einzelperson zu glänzen. Dafür ist Rodri, der diesjährige Gewinner, sogar ein perfektes Beispiel, weil er sich nicht über spektakuläre Szenen definiert, sondern darüber, das Spiel im Mittelfeld zu lenken und die Mitspieler in Aktion zu setzen. Eine dienende, aber überaus wichtige Rolle. Diesmal also muss man der Jury fast schon dankbar sein. Dafür, dass sie keinen der üblichen Spektakelfußballer gewählt hat, die mit Toren und Dribblings nur allzu gern im Rampenlicht stehen. Und dafür, dass sie mit ihrer Wahl und den folgenden Reaktionen gleichzeitig aufgedeckt hat, wie albern das ganze Prozedere doch eigentlich ist.