Zenica. Der 38-Jährige macht gegen Deutschland sein 137. Länderspiel. Die Torquote des Bosniers ist noch immer hoch. Auch am Freitagabend?
Felix Magath verzichtete auf eine Scoutingreise nach Tschechien. Der damalige Trainer und Sportdirektor des VfL Wolfsburg schaute sich im Jahr 2007 Spielszenen von Edin Dzeko nur auf Videobildern an. Magath, so lautet die Legende, soll über den 21 Jahre jungen Mittelstürmer von FK Teplice, den er zuvor noch nie gesehen hatte, nur lapidar gesagt haben: „Der ist formbar“. Vier Millionen Euro ließ sich Magath den Bosnier kosten.
17 Jahre später lässt sich feststellen: Dzeko war definitiv formbar. Der frühere Wolfsburger ist heute einer der erfolgreichsten Stürmer der europäischen Vereinsfußball-Geschichte. Vor allem aber ist er im Alter von 38 Jahren noch immer einer der besten Mittelstürmer des Kontinents. Davon können sich am Freitagabend die Zuschauer des Nations-League-Spiels zwischen Bosnien-Herzegowina und Deutschland in Zenica (20.45 Uhr/RTL) überzeugen. Dzeko wird an der Seite von Stuttgarts Ermedin Demirovic stürmen, der bald dessen Erbe antreten soll. Das hat der neue Nationaltrainer Sergej Barbarez im Interview mit dieser Redaktion bereits angekündigt.
Barbarez spielte in der Bundesliga noch selbst gegen Dzeko
Dass der 53 Jahre alte Barbarez im Jahr 2008 mit Bayer Leverkusen selbst noch in der Bundesliga gegen Dzeko und den VfL Wolfsburg gespielt hat, verdeutlicht, wie lange der ewige Edin nun schon auf der Fußballbühne dabei ist.
Gegen Deutschland macht Dzeko sein 137. Länderspiel (66 Tore). Das ist fast die identische Statistik wie die von Deutschlands Rekordtorjäger Miroslav Klose (71 Tore in 137 Länderspielen). Mit Klose hatte sich Dzeko zwischen 2007 und 2011 in der Bundesliga regelmäßig um die Torjägerkanone duelliert, die in dieser Zeit aber nur der Bosnier gewann (2010). Auch beim bislang letzten Länderspiel zwischen Deutschland und Bosnien im Juni 2010 standen die beiden Stürmer auf dem Platz. Klose ging beim deutschen 3:1-Sieg leer aus, das Tor für Bosnien erzielte natürlich Dzeko.
Salihovic: Dzeko ist ein „Phänomen“
„Er ist ein Phänomen“, sagte der frühere Hoffenheimer und Hamburger Sejad Salihovic in dieser Woche der „FAZ“. Phänomenal ist auch immer noch die Torquote des Oldies. Für Fenerbahce Istanbul hat Dzeko in dieser Saison schon wieder fünf Treffer in sieben Süper-Lig-Spielen und vier Tore in vier Champions-League-Qualifikationsspielen erzielt. Dzeko, der im März 39 Jahre alt wird, lässt einfach nicht nach und wandelt auf den Spuren von Cristiano Ronaldo (39). 119 Tore hat er in seiner Karriere für AS Rom erzielt, 72 für Manchester City, 31 für Inter Mailand, 85 für Wolfsburg und schon 59 für Fenerbahce, wo er seit einem Jahr spielt.
Unvergessen bleibt in Deutschland, wie Dzeko 2009 zusammen mit dem Brasilianer Grafite die Bayern mit 5:1 demütigte. Dzeko und Grafite trafen jeweils doppelt, am Ende der Saison schossen sie zusammen 54 Tore und wurden mit Wolfsburg unter Magath sensationell Deutscher Meister.
Werder Bremen wollte Dzeko nicht
Womöglich war es am Ende wegweisend, dass Magath damals nicht nach Tschechien flog. Sonst hätte Wolfsburg ähnliches passieren können wie Werder Bremen. Ehemalige Werderaner erzählen sich noch heute die Geschichte, wie ein damaliger Co-Trainer der Bremer ins Nachbarland flog, um Dzeko zu beobachten. Das Feedback aber war negativ. Dzeko sei kein Mann für Werder. Stattdessen wechselte Dzeko nach Wolfsburg. Es war der Beginn einer großen Karriere.
In dieser Woche schließt sich für den Bosnier ein Kreis. Der junge Edin war sechs Jahre alt, als in seinem Heimatland der Krieg ausbrach. Sein Glück fand er später in Deutschland. Am Freitagabend will er es gegen die DFB-Elf noch einmal allen zeigen. An seinem Status als Legende wird dieses Spiel aber ohnehin nichts mehr ändern.