Essen/Edmonton. Leon Draisaitl wird ab 2025 stolze 112 Millionen Dollar in acht Jahren verdienen. Mit den Oilers startet er den nächsten Titel-Angriff.

Der künftig bestbezahlte Eishockey-Profi der Welt wirkt eher unscheinbar, als er morgens aus dem Westen Kanadas per Video zugeschaltet wird. Es ist 8.30 Uhr in Edmonton, Leon Draisaitl trägt eine dunkle Baseballmütze und einen Kapuzenpulli, im Hintergrund ist das Logo der Oilers, also des NHL-Klubs, für den er seit 2015 spielt, gleich mehrfach im Kleinformat zu sehen. Nicht sichtbar, aber präsent, ist das große Preisschild, das der Kölner trägt, seitdem er Anfang September seinen neuen Achtjahresvertrag unterzeichnet hat, der ab der Saison 2025/26 greift. Damit wird er dann 112 Millionen Dollar bis 2033 verdienen, er steigt monetär in eine neue Sphäre auf. Was bedeutet ihm das?

Draisaitl lächelt, als er in der Medienrunde die Frage zu seinem Topverdiener-Status beantwortet. „Ich weiß ja, dass es nicht lange anhalten wird“, sagt der 28-Jährige mit Blick auf die gewaltigen Gehaltssprünge in der Liga und den zukünftigen Vertrag seines Oilers-Kumpels Connor McDavid (27). „Aber ich denke, dass ich mir das verdient habe, weil ich in den letzten fünf Jahren in vielen Statistiken ganz weit oben stehe.“ Seit 2018 verbuchte Draisaitl in jeder Saison mindestens 100 Scorerpunkte. Nur in der aufgrund der Corona-Pandemie verkürzten Spielzeit erreichte er diese Marke nicht. Dreimal gelangen ihm mehr als 50 Tore. Das sind Zahlen eines Weltklasse-Spielers. Dafür wird er demnächst 14 Millionen Dollar pro Jahr kassieren.

Saisonauftakt gegen Winnipeg Jets

„Es ist schön“, sagt Draisaitl, „wertgeschätzt zu werden für die Arbeit der letzten Jahre.“ Mit der Unterschrift ein Jahr vor dem Auslaufen des alten Arbeitspapiers sei „ein bisschen Druck weg“, meint er. „Ich weiß, wo ich die nächsten Jahre sein werde. Aber ich glaube, dass mein Mindset sich nicht ändert. Ich will sportlich zurückzahlen, was ich an Geld bekomme. Wir haben hier ein sehr großes Ziel vor Augen.“ Draisaitl will unbedingt beim früheren Klub der Ikone Wayne Gretzky mit dem Gewinn des Stanley Cups zum Helden werden. Mit dem Auftaktspiel gegen die Winnipeg Jets in der Nacht zu Donnerstag (4 Uhr/Sky) beginnt für Draisaitl und seine Oilers der nächste Anlauf. Ihr bislang letzter mündete im vergangenen Juni beim Finale gegen die Florida Panthers in ein Drama.

Völlig niedergeschlagen: Leon Draisaitl (links) und Ryan Nugent-Hopkins nach der Final-Niederlage im siebten Spiel gegen die Florida Panthers
Völlig niedergeschlagen: Leon Draisaitl (links) und Ryan Nugent-Hopkins nach der Final-Niederlage im siebten Spiel gegen die Florida Panthers © Getty Images via AFP | ELSA

Das Team aus der kanadischen Provinz Alberta hatte in der Best-of-7-Serie noch spektakulär einen 0:3-Rückstand aufgeholt, verlor den Showdown aber 1:2. Die Oilers verpassten den ersten Stanley-Cup-Triumph seit 1990 denkbar knapp, für Draisaitl war es die größte Enttäuschung seines Lebens. „Wir waren sehr nah dran. Es wird mit Sicherheit für eine lange Zeit schmerzen“, räumt er auch heute noch ein. Doch nach einem ereignisreichen Sommer mit der Unterzeichnung des Rekordvertrags und der Verlobung mit der kanadischen Schauspielerin Celeste Desjardins (28) auf Mallorca ist er wieder voller Tatendrang.

Edmonton Oilers mit neuen Flügelstürmern

Seine Mannschaft wurde auch namhaft verstärkt. Die sportliche Leitung setzte dabei auf Erfahrung. Der Schwede Viktor Arvidsson (31, zuvor Nashville Predators) und Jeff Skinner (32, Buffalo Sabres) laufen jetzt an der Seite von Draisaitl auf – ein neuer Angriff auf den Titel mit mehr Offensivpower. Die Flügelstürmer Arvidsson und Skinner seien „ganz feine Menschen, das merkt man sofort“, berichtet Draisaitl. „Wir haben noch nicht so viel zusammengespielt, mit zwei neuen Jungs braucht es manchmal etwas Zeit. Beide haben schon aber bewiesen, dass sie in dieser Liga Offensivakzente setzen können.“ Ist der Kader für die neue Saison der beste in seiner Zeit bei den Oilers? „Für diese Einschätzung benötigt man Zeit. Wir haben auch viele jüngere Spieler verloren, die junge Energie reingebracht haben“, stellt Draisaitl fest. Jetzt hingegen stelle Edmonton das älteste Team der Liga.

Mittelstürmer Draisaitl spielt in dem Aufgebot nach wie vor die Hauptrolle. „Spieler wie Leon sind etwas Besonderes: Es gibt nicht viele Menschen auf der Welt, die so Eishockey spielen können wie er“, schwärmte Oilers-Manager Stan Bowman kürzlich. „Auf keinen Fall hätten wir ersetzen können, was Leon beisteuert. Er ist ein riesiger Teil unseres Teams – das war er und das wird er weiterhin sein.“ 82 Hauptrunden-Spiele muss er mit seiner Mannschaft nun absolvieren, ehe die Play-offs anstehen. Dann soll der Stanley Cup, dieser unförmige Silberpokal, endlich zurück nach Edmonton – und natürlich in die Hände von Leon Draisaitl. Er würde damit auch sportlich in eine neue Sphäre aufsteigen.