Berlin. Der BVB verliert nach der Gala gegen Celtic in der Bundesliga. Es ist der nächste nicht zu erklärende Aussetzer. Die Analyse.
Nico Schlotterbeck stützte sich auf seinen Knien ab. Donyell Malen stemmte die Hände in die Hüften. Yan Couto gestikulierte wild mit den Armen. Nuri Sahin trottete mit verschränkten Armen an der Trainerbank entlang. Und über den Köpfen der Profis von Borussia Dortmund zogen am späten Samstagnachmittag dunkle Wolken über die Alte Försterei.
Es waren passende Szenen, um die 1:2 (0:2)-Niederlage des BVB bei Union Berlin zu beschreiben. Von der Gala am Dienstag in der Champions League gegen Celtic Glasgow (7:1) war vier Tage später nichts mehr zu sehen. Auf den Rausch folgt Katerstimmung in der nun anstehenden Länderspielpause, die für Dortmund mit dem Heimspiel gegen den FC St. Pauli am 18. Oktober endet. Kevin Vogt (25., Foulelfmeter) und Yorbe Vertesse (45.) trafen für Union, Julian Ryerson sorgte für den Anschlusstreffer eines schwachen Ballspielvereins.
BVB: Maximilian Beier ersetzt den verletzten Karim Adeyemi
Nach dem fulminanten Königsklassen-Erfolg gegen Celtic Glasgow musste Dortmunds Trainer Sahin eine Änderung vornehmen, da Karim Adeyemi wochenlang mit einer Muskelverletzung fehlen wird. Das Pech des Flügelspielers eröffnete eine neue Chance für Sommer-Neuzugang Maximilian Beier, der nach dem Auswärtsspiel in Bremen (0:0) zum zweiten Mal in der Startelf stand. Für Niklas Süle blieb erneut nur der Platz auf der Bank.
Die Aufstellung blieb identisch, doch das schwarz-gelbe Gesicht war ein ganz anderes. Kaum einmal schaffte es der BVB in der ersten Halbzeit unfallfrei über die Mittellinie, was einerseits am hohen Pressing Unions lag, andererseits aber auch auf viele Unsauberkeiten im Dortmunder Aufbauspiel zurückzuführen war. Erst nach 20 Minuten nutzten die Dortmunder endlich mal die Freiräume, die die Köpenicker ob ihrer forschen Spielweise hinter der eigenen Abwehr boten. Julian Brandt ließ den Ball klatschen, Couto spielte einen steilen Pass auf Beier, der Serhou Guirassy in der Mitte fand. Dortmunds Torjäger traf den Ball nicht richtig, eine Szene, bezeichnend für den Dortmunder Auftritt am Samstag.
Schwung gab die erste ansehnliche Kombination des Nachmittags nicht, denn in der 23. Minute unterlief Beier ein schlimmer und damit folgenschwerer Fehlpass, den Union für einen Konter nutzte. Benedict Hollerbach bekam den Ball im Strafraum, Nico Schlotterbeck ließ naiverweise das Bein stehen, Hollerbach fiel zu Boden – Foulelfmeter. Kevin Vogt drosch den Ball daraufhin zur 1:0-Führung in den Winkel. Schlotterbeck hatte noch Glück, dass ihm Schiedsrichter Tobias Reichel nicht die zweite Gelbe Karte zeigte.
BVB zeigt nur eine kurze Druckphase nach der Pause
Ein Treffer, der auch ohne doppelte Bestrafung nachwirkte. Von den Dortmundern kam noch weniger als zuvor, sie wirkten gedanklich langsamer und kamen auch mit ihren Beinen häufiger einen Schritt zu spät. Zum Beispiel in der 45. Minute, als der Ball im Strafraum vor den Füßen von Yorbe Vertessen landete. Schlotterbeck hatte zuvor nicht ausreichend mit dem Kopf geklärt. Der Belgier fackelte nicht lange: 2:0. Die erste Halbzeit an der Alten Försterei war einer der nächsten nicht zu erklärende Aussetzer, die den Klub nicht erst seit dem Trainerwechsel im Sommer beschäftigen.
Zur Pause war dringend ein Weckruf nötig für den BVB. Nachdem Vertessen Kobel zu einer ansehnlichen Flugeinlage zwang, trugen die Dortmunder auf der Gegenseite ihren bisher besten Angriff vor. Über Guirassy und Brandt kam Beier an den Ball, dessen Abschluss in die kurze Ecke so unplatziert war, dass Unions Torwart, der frühere Schalker Frederik Rönnow, nur den Arm ausfahren musste (56.). Nach einer Stunde war zum ersten Mal eine kleine Druckphase des BVB erkennbar – mit Erfolg. Julian Ryerson, der vor Anpfiff an alter Wirkungsstätte mit großem Applaus empfangen wurde, verkürzte auf 1:2, nachdem Brandt einen schon verlorenen Ball wiedergewonnen hatte (62.). Ging da noch was?
BVB: Kein Schwung durch Malen und Nmecha
Sahin brachte nun in Person von Donyell Malen und Felix Nmecha für Jamie Gittens und Pascal Groß neues offensiv-orientiertes Personal. Die Hoffnung nach dem Anschluss verpuffte jedoch zusehend, die Dortmunder leisteten sich weiterhin viele Fehler. Torwart Gregor Kobel musste derweil Schlotterbecks nächste unglückliche Aktion gegne Tim Skarke ausbügeln (74.). Hollerbach setzte den nächsten Konter (76.) ans Außennetz. Der Schlusspunkt an einem aus Dortmunder Sicht gebrauchten Tag.