München. Vincent Kompany war ein Wagnis, doch der neue Bayern-Trainer überzeugt bisher. Auch gegen Leverkusen wäre mehr drin gewesen. Ein Kommentar.
Xabi Alonso ist mittlerweile ein guter Bekannter an der Seitenlinie. Der Spanier, der auch im Bundesliga-Spitzenspiel am Samstagabend mit dunkelblauem Pullover und dunkler Hose elegant gekleidet war. Wie immer, auch in der vergangenen Saison beim Gewinn von Meisterschaft und Pokal sowie beim Einzug ins Europa-League-Finale mit Bayer Leverkusen.
An Vincent Kompany dagegen muss man sich erst noch gewöhnen. Der Belgier trägt Bomberjacke und eine pechschwarze Kappe, wirkt rein äußerlich mehr aggressiv als elegant. Meisterschaft, Pokalsieg und ein europäisches Finale sind noch sehr weit entfernt für den 38-Jährigen, der beim FC Bayern seine erste Trainerstation bei einem großen Verein angetreten hat. Kompany ist ein weitgehend unbeschriebenes Blatt.
Kompany funktioniert besser als vermutet
Doch die ersten Vermerke können nach dem Aufeinandertreffen des aktuellen und des Rekordmeisters notiert werden: Kompany, gefühlt achte Wahl nach einer quälend langen Trainersuche im Sommer, funktioniert als Bayern-Trainer besser, als viele es vermutet hätten. Mehr noch: Kompany hat den besten Start eines Trainers in der Geschichte des FC Bayern München hingelegt! Sechs Pflichtspielsiege zum Auftakt mit einem Torverhältnis von +24. Nun das 1:1 gegen den ersten wirklich hochkarätigen Gegner, gegen das Über-Team der Vorsaison. Und es wäre mehr drin gewesen.
Kompanys Spielstil ist kräftezehrend. Die Bayern pressen tief in der gegnerischen Hälfte, verteidigen hinten Mann gegen Mann, rücken extrem weit auf. Dabei kommen ordentlich Kilometer zusammen, und bis auf Bayer Leverkusen kassierten die Gegner auch ordentlich Tore. Kompany geht mit seinem großen Kader gut um, die Einsatzzeiten müssen klug verteilt werden, um erfolgreich zu sein und um Unzufriedenheit zu vermeiden. Bis auf Leon Goretzka, Eric Dier und Leroy Sané stand bisher jeder etablierte Spieler mindestens einmal in der Startelf. Auch das – ein Kunststück, an dem schon viele Bayern-Trainer scheiterten, auch der direkte Vorgänger Thomas Tuchel.
Kompany muss daher gar nicht im feinen Stoff an der Seitenlinie stehen wie Alonso, der schon als Spieler eine unglaubliche Eleganz ausstrahlte. Zu Kompany, einst beinharter Verteidiger mit der Statur eines Profi-Boxers, passen Bomberjacke und Kappe. Laut und aggressiv – wie der Fußball, den die Bayern erfolgreich unter ihm spielen.