New York. 2023 warf das Tennis-Turnier vor den Toren von New York 255 Millionen Dollar Gewinn ab. Es ist ein sehr teures Vergnügen für die Fans.

Eins ist so sicher wie das Amen in der Kirche: Wenn die ersten drei Grand Slam-Turniere der Saison gespielt und die Preisgelder verteilt sind, legt der amerikanische Tennisverband USTA ganz lässig einen drauf. Auch 2024 lässt sich das schillerndste aller Major-Turniere nicht lumpen: 75 Millionen Dollar (67,5 Mio. Euro) werden ausgeschüttet, natürlich und zuverlässig ist es mal wieder das größte Geldpaket aller Zeiten, das an die Spielerinnen und Spieler aus aller Welt geht. Think Big – das uramerikanische Prinzip deuten die US-Oberhäuptlinge nur zu gerne in Pay Big um. Bezahl´ richtig, bezahl´ groß.

Wer bloß die dritte Runde erreichte, hatte schon 215.000 Dollar Einnahmen sicher – dafür musste man vor der Jahrtausendwende nahe ans Finale in Flushing Meadows heranrücken. Einer wie Alexander Zverev hat auch dank üppiger Ausschüttungen wie im Big Apple schon jetzt doppelt so viel Preisgeld eingespielt wie die 22-malige Grand Slam-Gewinnerin Steffi Graf, sie kam zwischen 1985 und 1999 auf knapp 22 Millionen Dollar. Zverev steht bei mehr als 44 Millionen Dollar, eine halbe Million Dollar kam aktuell bereits fürs Erreichen des Viertelfinals dazu.

Djokovic mit Showtraining vor 23.000 Fans

Die Tennis-Festspiele draußen vor den Toren des Millionenmolochs nennen die Amerikaner fast beiläufig und mit gelassener Selbstverständlichkeit die größte Show auf dem Planeten. Alles ist bunter, schriller, lauter, energetischer, dramatischer als anderswo auf den Courts, die den Profis viel bedeuten – also in Melbourne, Paris oder Wimbledon. Jenseits aller PR-Parolen ist die Geschäftemacherei und Geschäftstüchtigkeit der USTA-Strategen tatsächlich unerreicht, im vergangenen Jahr setzte der Verband schlanke 580 Millionen Dollar in drei Wochen um. Inzwischen verdienen die Macher selbst am Qualifikationsturnier, das von einer sogenannten Fan Week begleitet wird. Bei Showtrainings beispielsweise von Novak Djokovic war das größte Stadion der Welt, die Arthur-Ashe-Arena, mit 23.000 Zuschauern randvoll. Fast 90 Prozent aller Jahreseinnahmen der USTA werden beim Grand Slam-Meeting erzielt – und der reine Profit konnte sich 2023 sehen lassen. 254,9 Millionen Dollar, eine wahre Gelddruckmaschine.

Das Fanvergnügen ist allerdings auch Jahr um Jahr exklusiver geworden. In den vergangenen Tagen entzündete sich in den Sozialen Medien ein wahrer Shitstorm, als dort die Preise für einen sogenannten Ground Pass verbreitet wurden – also für den Zugang zur Anlage und die meisten Außencourts. Für das erste US-Open-Wochenende verlangte die USTA da tatsächlich 228 Dollar, wobei bei dem Riesengedränge auf der Anlage nie sicher ist, was dafür überhaupt zu sehen ist. Nur zum Vergleich: Ein Ticket für die Nebenplätze kostet bei den anderen drei Grand Slams in Australien, Frankreich und England maximal 40 Dollar. Die US-Open-Bosse scheint der Unmut kaum zu stören, trotz horrender Preise ist die Nachfrage ungebrochen.

VIP-Buchungen 2023 für 71 Millionen Dollar

Dort, wo sich Stars und Sternchen und Firmenlenker vergnügen, in den exklusiven Logen des Ashe-Centre-Courts, werden noch mal ganz andere Preise abgerufen. Eine Suite für beide Hauptfeldwochen ist nicht unter mehreren Millionen zu haben, eine Einzelbuchung für eine bestimmte Session kann 100.000 Dollar kosten. Allein diese VIP-Hospitality generierte 2023 etwa 71 Millionen Dollar. Ticketverkäufe und Sponsorenverträge brachten rund 310 Millionen Dollar, die annualisierten TV-Kontrakte steuerten 143 Millionen Dollar bei. „Ein außerordentliches Jahr“ sei das gewesen, schwärmt der CEO des Verbandes, Lew Sherr, „es gab Rekorde an allen Fronten.“ Und, natürlich: „Wir erwarten, dass die Zahlen noch einmal steigen in Zukunft.“

Im vergangenen Jahr schrammten die US Open über die nun drei Wochen Turnierdauer haarscharf an der magischen Millionengrenze vorbei – 957.000 Fans strömten ins Billie Jean King Tennis Center, das seit der Jahrtausendwende einer radikalen Modernisierungskur unterzogen worden war. Aus dem Grusel Slam wurde der Glam Slam bzw. der Glitzer Slam. Und der Centre Court wurde für die Stars zum Laufsteg, auf dem die Ausrüster die kreativsten Kollektionen der Saison vorführen ließen. Wer sich den Dress selbst leisten möchte, muss die Kreditkarte glühen lassen. 

Eine New Yorker Boulevardzeitung rechnete zuletzt einmal vor, dass eine vierköpfige Familie mit Eintritt, Essen und Shopping schnell und locker weit über 1000 Dollar ausgeben kann. Ein unverzichtbarer Bestandteil für altgediente US-Open-Freunde ist übrigens der sogenannte Honey Deuce in einer der Bars auf der Anlage – ein Cocktail mit kugelrunden Melonenstücken, Himbeerlikör, Limonade und Wodka. 2023 wurden satte 450.000 Drinks zu 22 Dollar verkauft. Machte fast zehn Millionen Dollar Umsatz.