Essen. Das Transferfenster schließt, ein Dominoeffekt ist zu erwarten. Auch Schalke, Bochum, BVB warten noch auf Last-Minute-Wechsel.
Haben ist besser als brauchen. Ob dieses Sprichwort inzwischen auf einem Schild in der Eingangshalle zur Geschäftsstelle des FC Chelsea in der Fulham-Road im Südwesten der englischen Mega-Metropole London hängt? Vermutlich nicht. Verwunderlich wäre es allerdings auch nicht, arbeitet der Klub doch seit Jahren genau nach diesem Motto auf dem Transfermarkt. Seit zwei Jahren sogar exzessiv. Sage und schreibe 39 Fußball-Profis stehen derzeit im Kader des Premier-League-Klubs, darunter allein sechs Torhüter, die zusammen einen 20 Millionen höheren Marktwert haben als die gesamte Mannschaft des VfL Bochum.
Transfermarkt kam wegen EM und Olympia nur schleppend in Gang
Illustre Namen wie der belgische Stürmer Romelu Lukaku bekamen bislang nicht einmal eine Nummer für ihre Trikots, nur die Hälfte aller Akteure dürfen überhaupt am Training teilnehmen. Viele Spieler dürfen den Klub noch verlassen. Ähnlich sieht es bei vielen anderen Klubs in der letzten Woche des offenen Transferfensters aus. Das Hoffen auf den Dominoeffekt ist dieser Tage vor allem bei den sportlichen Verantwortlichen groß, die weiterhin noch ihre Mannschaften für die Spielzeit 2024/2025 planen.
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Viele Sportdirektoren klagten in den vergangenen Wochen, dass der Transfermarkt in diesem Sommer besonders schleppend in Gang kommen würde. Die Europameisterschaft in Deutschland und das Olympische Fußballturnier in Frankreich verzögerten die Einkäufe und Verkäufe der Klubs. Spieler wollten erst abwarten, wie sich ihre Marktwerte entwickeln, Trainer und sportliche Verantwortliche, wohin die Leistungskurven zeigen. Längst ins Reich der Fabeln verwiesen wurde die Aussage, dass ein guter Kader-Planer seine Transfers schon vor dem Beginn der jeweiligen Transferphase fertig hat. Michael Zorc war einst solch ein Sportdirektor, der bei Borussia Dortmund gern nach dieser Maxime handelte. Inzwischen wissen alle, dass Kaderplätze noch bis zum letzten Tag offengehalten werden müssen. In dieser Woche in der Bundesliga genau gesagt bis Freitag, 20 Uhr.
Transfermarkt: die heiße Phase beginnt
In England ist das Fenster sogar noch ein paar Stunden länger offen. Gewöhnlich wird vor allem in den letzten Tagen noch einmal mächtig Bewegung reinkommen, vor allem, wenn die englischen Vereine noch einmal die Schatullen öffnen. Dann könnte auch beispielsweise der FC Bayern profitieren, wo man noch immer darauf hofft, Leon Goretzka vielleicht teuer verkaufen zu können. Und wie sieht es bei den Neuzugängen aus? „Momentan fühlt es sich nicht so an, dass wir da noch großartig reagieren“, sagte der neue Sport-Vorstand Max Eberl kürzlich.
Momentan, Stand jetzt - es sind die inzwischen am häufigsten gebrauchten Floskeln im Profi-Geschäft während eines Sommers. Spätestens seitdem Niko Kovac einst als Trainer von Eintracht Frankfurt zunächst einen Abgang ausschloss, um nur wenige Tage später doch zum FC Bayern zu wechseln. Entsprechend wissen alle Beteiligten des Profi-Geschäfts, dass es in dieser letzten Woche des Transferfensters noch einmal wuselig wird. Handy-Akkus werden bei jeder Gelegenheit geladen, unzählige Gespräche geführt. Um am Ende vielleicht doch noch einen unverhofften Toptransfer zu landen, oder seinen eigenen Kader zu verschlanken.
Bochum, Schalke, Dortmund: Was ist noch geplant?
Wie es etwa der FC Schalke in der 2. Bundesliga sich noch erhofft. „Ich bin zufrieden mit dem Kader“, sagte Trainer Karel Geraerts - und was er nur andeutete, stimmt auch: Es soll kein Spieler mehr kommen, 15 externe Zugänge haben die Königsblauen bereits verpflichtet. Daraus resultierte ein anderes Problem: Der Kader ist zu groß, fünf Torhüter und 33 Feldspieler stehen unter Vertrag. Immerhin: Am Montag verliehen die Knappen Henning Matriciani an den Drittligisten Waldhof Mannheim. Die Verträge mit den aussortierten Timo Baumgartl, Dominick Drexler, Ralf Fährmann und Lino Tempelmann sollen nach Klubwunsch aufgelöst werden - Ausgang offen. Einige Talente, die bislang nicht zum Zug kommen, könnten noch verliehen werden. Ob das klappt? Entscheidet sich bis zum 30. August.
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Eine Etage höher hofft auch der VfL Bochum noch auf Transfers. Zum einen haben die Verantwortlichen um Sportdirektor Marc Lettau Gerrit Holtmann offen gesagt, dass er den Verein bei einem entsprechenden Angebot verlassen könne. Auch Bernardo gilt weiterhin als Verkaufskandidat. Borussia Mönchengladbach könnte bei dieser Personalie in den kommenden Tagen noch einmal anklopfen - aber nur, wenn Manu Koné den Verein noch verlässt. Stichwort auch hier: Dominoeffekt. Auf der anderen Seite hoffen die Bochumer, dass noch ein günstiger zentraler Kreativspieler auf den letzten Metern den Weg an die Castroper Straße findet. Ebenso ist eine Verstärkung auf der linken Abwehrseite weiterhin ein Thema.
Bei Borussia Dortmund dürfte es in erster Linie noch um Abgänge gehen. Das haben Sport-Geschäftsführer Lars Ricken und Sportdirektor Sebastian Kehl zuletzt deutlich gemacht. Salih Özcan darf gehen, auch Youssoufa Moukoko steht vor dem Abgang. Bei einem guten Angebot darf auch Donyell Malen der Verein verlassen, er wurde beim Sieg gegen Eintracht Frankfurt als Startelf-Spieler sogar noch einmal ins Schaufenster gestellt. „Was noch auf den Tisch kommt, werden wir sehen. Aber es wird noch etwas in den nächsten Tagen kommen. Bis zum letzten Tag würde ich nichts ausschließen“, sagte Kehl. Schon längst einer der meistgesagten Sätze im Profi-Geschäft.