Essen. Die Entscheidung über die Zukunft von Manuel Neuer im Nationalteam naht. Er sollte die Gunst der Stunde nutzen und zurücktreten. Ein Kommentar.

Mindestens in der Torwartfrage ist die Schweiz Deutschland einen Schritt voraus. Nationalkeeper Yann Sommer verkündete zum Wochenstart seinen Rücktritt. Der langjährige Gladbacher, inzwischen bei Inter Mailand unter Vertrag, wird sich nach zwölf Jahren in der „Nati“ künftig allein auf den Vereinsfußball konzentrieren.

Derweil lässt hierzulande eine Entscheidung von Manuel Neuer zu seiner Zukunft im DFB-Team auch gut sechs Wochen nach dem EM-Aus weiter auf sich warten. Bevor Bundestrainer Julian Nagelsmann in der kommenden Woche den Kader für die anstehenden Länderspiele benennt, möchte sich der 38-Jährige äußern. Ihm wäre zu raten, dass er den gleichen Weg wie Sommer wählt.

Manuel Neuer (rechts) und sein designierter Nachfolger Marc-André ter Stegen.
Manuel Neuer (rechts) und sein designierter Nachfolger Marc-André ter Stegen. © dpa | Arne Dedert

Zwar wäre es verständlich, falls Neuer noch die WM 2026 in Nordamerika mitnehmen möchte. Doch bei Turnierstart ist Neuer 40 Jahre alt. Und bis dahin stehen zwei Mammut-Saisons mit dem FC Bayern samt Liga, Pokal, Champions League oder Klub-WM an - vorausgesetzt, er verlängert seinen in einem Jahr auslaufenden Vertrag in München. Zeit zum Verschnaufen würde Neuer nicht mal in den Länderspielpausen finden, wenn er dann mit dem Nationalteam unterwegs ist.

DFB-Team: Manuel Neuer hat es noch selbst in der Hand

Zudem würde die Zeit bis zur EM von ebenfalls kräftezehrenden Diskussionen begleitet werden: über Neuers Leistungen, sein Alter und seine Fitness, den Konkurrenzkampf mit Marc-André ter Stegen. Die Vorbereitung auf die EM zeigte ja schon, dass selbst kleine Fehler eine große Torwart-Debatte lostreten können. Überhaupt ist es eine große Leistung, dass Neuer bei der EM zwischen den Pfosten stand - damit hatten nach seiner schweren Verletzung nur Wenige gerechnet.

Nun sollte der einstige Weltklasse-Torhüter die Gunst der Stunde nutzen, aus freien Stücken zurücktreten und sich für seine großen Verdienste feiern lassen. Bevor ihn eine Verletzung oder sogar eine Nichtnominierung aus Leistungsgründen die Chance um ein würdiges Ende der rund 15-jährigen Ära Neuer im DFB-Team beraubt.