Dortmund/Gelsenkirchen. Die EM 2024 in Deutschland geht zu Ende. Unser Reporter hat den Eindruck: Die Chance, sich gut zu präsentieren, wurde verstolpert.
War was? Am Dortmunder Stadion sieht schon wieder alles aus wie immer: Oben prangt der Name einer Versicherung, es ist wieder überwiegend Schwarz-Gelb zu sehen, das Uefa-Logo ist verschwunden. Ähnlich in Gelsenkirchen, Düsseldorf, Hamburg und sonstwo, nur in Berlin wurde am Sonntag ja noch gespielt. Ansonsten sind die Spuren der Europameisterschaft schon wieder weitgehend verschwunden aus dem Land.
Und wie immer lautet die Frage: Was ist sonst übrig, was wird bleiben von diesem Turnier? Am ehesten müsste man das ja eigentlich sagen können im Ruhrgebiet, dort und in der näheren Umgebung (also Düsseldorf und Köln) fanden 20 von 51 EM-Spielen statt. Das Ruhrgebiet erlebte sein Finale am Mittwoch: Die Niederlande spielten gegen England, offiziell war es das EM-Halbfinale, und natürlich regnete es. Gefühlt regnete es ja immer, wenn in Dortmund gespielt wurde, Public Viewings mussten mehrfach geräumt werden, das Achtelfinale zwischen Deutschland und Dänemark wurde sogar unterbrochen.
Gelsenkirchen verstolperte die EM-Chance
So sprach wenigstens niemand mehr vom Sommermärchen 2.0, auch nicht die Engländer, die doch gerade ins Finale eingezogen waren. Stattdessen sangen sie die vielen Lieder, die sie immer singen. Und noch ein neues war dazugekommen, in dem es sinngemäß heißt, dass sie die Hölle gesehen haben und dass sie Gelsenkirchen heißt. Gelsenkirchen ist als „shithole“ ja zu traurigem Ruhm in England gelangt, weshalb man leider sagen muss: Die Chance, einen bleibenden positiven Eindruck zu hinterlassen, wurde kunstvoll verstolpert.
Man hat hier Fußballtradition ohne Ende zu bieten, Schalker Markt, Schalker Meile, Glückauf-Kampfbahn, den Tabakladen von Ernst Kuzorra und noch vieles mehr. Engländer sind empfänglich für Fußballromantik. Die wurde ihnen aber vorenthalten, und nun lästern sie eben über hässliche Fußgängerzonen. Ein Engländer tat das sehr ausgiebig, als er vom Dortmunder Stadion zurückfuhr in sein Hotel irgendwo am Stadtrand, sich nebenbei ärgerte, dass die Bahn schon wieder sehr chaotisch unterwegs war, bevor er zum versöhnlichen Schluss kam: „Aber die Leute waren nett. Und das Bier sehr lecker.“ Ist ja auch was, gerade aus dem Mund eines Engländers.