Essen. Nach dem bitteren 1:2 gegen Spanien und Deutschlands EM-Aus stellte sich unter anderem Bundestrainer Julian Nagelsmann. Ticker zum Nachlesen.

Einen Tag nach Deutschlands bitterem Aus im EM-Viertelfinale gegen Spanien (1:2) treten Bundestrainer Julian Nagelsmann, DFB-Präsident Bernd Neuendorf und DFB-Sportdirektor Rudi Völler vor die Journalisten. Die Pressekonferenz im Liveticker zum Nachlesen.

13:51: Die Pressekonferenz ist beendet.

13:50: Hat die Runde etwas Neues zum Handspiel gehört? Nagelsmann: „Einige haben beim Schiedsrichter nachgefragt. Ich weiß nicht, ob es Abseits war. Es wäre leichter, das einmal zu veröffentlichen. Ich habe unterschiedliche Infos, weshalb es nicht angeschaut wurde. So richtig klar ist das nicht. Ich wünsche, dass Schiris sich die ein oder andere Situation mehr anschauen, um sich weniger angreifbar zu machen. Ein Wiederholungsspiel kriegen wir nicht. Also. abhaken.“

Nagelsmann: Die Tränen-PK

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    13:47: Wie denkt Nagelsmann im Nachhinein über die Startelf gegen Spanien? „Das ist im Nachhinein immer leicht zu bewerten. Wir hätten es uns etwas anders erhofft, aber sie haben alles reingelegt. Es lagt nicht an Can und Sané, dass wir ausgeschieden sind. Am Ende mussten wir in der Halbzeit Entscheidungen.“

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    13:45: Macht Gündogan weiter? „Ich habe da keine Signale bekommen“, sagt Nagelsmann. „Er hat es sehr gut gemacht. Er hat als Kapitän als letzter das Camp verlassen und gewartet, bis alle Spieler gefahren sind. Er ist ein smarter Typ, ein stiller Leader. Er hat ein gutes Gespür für die Gruppe. Ich würde mich freuen, wenn er weitermacht. Am Ende muss er das selbst entscheiden. Ich gehe Stand jetzt davon aus, dass er weitermacht.“

    13:45: Völler lobt Charakterköpfe wie Füllkrug: „Du musst sofort bereit sein. Das war er, als er von der Bank kam. Es ist super, dass er ein Typ ist, aber am wichtigsten ist die fußballerische Qualifikation.“

    13:42: Nominiert Nagelsmann weiter nach dem besten Kollektiv, statt die besten Einzelspieler? „Ich habe nie auf diesem Niveau gespielt. Deshalb sind Menschen wie Sandro Wagner wichtig. Er weiß, wie sich Spieler in gewissen Situationen fühlen. Ich möchte Robin Koch erwähnen, der keine Minute gespielt hat. Das hat er nicht verdient, er hat sich aber absolut vorbildlich verhalten. So etwas trägt die Gruppe.“ Nagelsmann betont nochmal, dass der Grundstock des Kaders stehe.

    13:40: Nagelsmann soll einen kleinen Einblick in die Nacht nach dem Ausscheiden geben: „Einige saßen noch sehr lange zusammen und haben gesprochen. Ich gehe immer zeitig ins Zimmer und möchte alles mit mir selbst ausmachen. Ich habe viele inhaltliche Dinge im Kopf, die dann keine Relevanz mehr haben. Manuel Neuer und Thomas Müller waren nicht trauriger als andere Spieler. Wie es bei ihnen weitergeht, darüber haben wir noch eine Entscheidung getroffen.“

    Viele Spieler und Staff-Mitglieder hätten geweint. „Das ist eine große Auszeichnung, macht es aber nicht leichter.“

    13:36: Die EM sei wichtig für den DFB, sagt Neuendorf. „Wir kommen auch verbandsseitig aus einer nicht so einfachen Zeit. Da ist eine Wende gelungen. Das wird auch registriert und geht einher mit diesem Turnier.“ Speziell lobt er Turnierdirektor Philipp Lahm. „Wir haben noch eine Woche. Der bisherige Verlauf stellt uns sehr, sehr zufrieden.“

    13:35: Frage an Nagelsmann, inwiefern die Spieler negative Erinnerungen an vorherige Turniere „gelöscht haben“: „Der Glaube ist gewachsen. Wir sind nach dem 1:0 der Spanier zurückgekommen. Das wäre vor ein paar Monaten schwer vorstellbar gewesen. Auch die Spieler haben alle ihre menschlichen Probleme. Niemand scheidet gerne aus. Keiner sagt freiwillig ‚Ich fahre jetzt nach Katar und scheide in der Vorrunde aus‘. Das sind teilweise junge Kerle, die mit allem, was sie tun, im Brennglas stehen. Man hat bei diesem Turnier gesehen, dass wir deutlich gefestigter sind.“

    13:33: Noch eine Frage an Nagelsmann. „Das Fiese am Nationaltrainer-Job ist, dass wir jetzt zwei Jahre warten müssen auf das nächste große Turnier. Der Job erfüllt mich sehr und nicht mit dem Vereinsjob zu vergleichen. Die Heim-EM war etwas Besonderes, eine einmalige Chance. Die wird wohl nicht wiederkommen, deswegen tut es umso mehr weh. Wir haben oft gesagt, wie gerne wir die letzten fünf Minuten gegen Spanien noch einmal gespielt hätten. Viele Menschen, die keinen Vereinsfußball schauen, waren jetzt dabei. Ich bin sehr glücklich, dass ich verlängert habe und freue mich, wieder anzureifen.“

    13:29: Nagelsmann präzisiert nochmal seinen Wunsch nach Zusammenhalt in allen Bereichen der Gesellschaft. „Wir leben in einer Zeit, wo einzelne Posts wichtiger sind als eine Stunde zusammen zu verbringen. Wir kommen aus einem Land mit vielen verschiedenen Vereinen. Diese Gemeinsamkeit, gemeinsam Dinge zu bewirken, ist sehr wichtig. Wir leben in einem tollen Land und haben große Möglichkeiten, wenn wir zusammenhalten. Ich habe noch nie einen Menschen getroffen, der etwas alleine besser macht, als mit jemandem, der in die gleiche Richtung arbeitet. Wenn jeder im kleinen Kreis anfängt, dem Nachbarn zu helfen, wenn irgendwas ist, ist schon viel gewonnen. Man kann immer Probleme sehen oder von Lösungen sprechen.“ Nagelsmann appelliert, vielmehr Lösungen zu sehen als Schwarzmalerei.

    13:27: Frage an Rudi Völler, ob die Euphorie mehr wert ist als ein Halbfinale. „Der Wille und Kampfgeist waren zu sehen. Das ist die Basis von allem. Da sieht man, wie schnell man Menschen auf seine Seite ziehen kann - trotz unglücklicher Niederlage. Natürlich wird sich die Euphorie wieder ein wenig beruhigen. Wir sind alle gefordert. Das ist das Geheimnis eines Heimturniers. Einerseits die Euphorie wecken, andererseits den Druck nicht zu groß werden lassen. Das ist uns gut gelungen.“

    13:24: Was wird Nagelsmann nach dem Aus am meisten vermissen? „Die Menschen. Die Zusammenarbeit in der großen Gruppe ist immer besonders und nicht ganz leicht. Das werde ich vermissen. Natürlich auch die Spiele. Ich bin selten richtig nervös, aber natürlich machen solche emotionalen Momente etwas mit einem. Gegen Schweiz, Dänemark und Spanien hatten wir brutale Emotions-Kracher. Das wird fehlen.“ Eine solche Situation, in der die Gruppe so zusammenpasse, habe Nagelsmann noch nie gehabt.

    13:23: Nagelsmann habe sich nicht als Feuerwehrmann gesehen. „Wir werden den Job weiterhin so angehen, wie wir es zuletzt getan haben. Wir werden den Kader nicht groß durchwürfeln. Wir haben ein gutes Fundament.“

    13:21: Wie sieht Völler das Potenzial des deutschen Fußballs mit Blick auf die kommenden zwei Jahre? „Wir wollten uns wieder an die Weltspitze ranspielen. Ich glaube, dass uns das gelungen ist, auch wenn wir noch nicht da sind, wo wir hinmöchten. Gegen Spanien nach Rückstand zurückzukommen wäre vor ein paar Monaten noch unvorstellbar gewesen. Wir haben eine Basis aus jungen und erfahrenen Spielern, mit denen wir es schaffen werden und die Verpflichtung haben, weiterhin einen solchen Fußball zu spielen. Das wird nicht immer gelingen, aber wir wollen genau so weitermachen.“

    13:19: Nachfrage zu einem möglichen Kroos-Nachfolger: „Ihn aktuell eins zu eins zu ersetzen ist schwer. Es gibt aber ein paar Spielertypen, die passen könnten. Angelo Stiller etwa muss seine Leistung bestätigen.“ Auch Pascal Groß sei ein Kandidat.

    13:16: Frage an Nagelsmann: Wie schwer wird es, diese emotionale Verbindung in die Nations League mitzunehmen. „Das ist unser Job“, sagt Nagelsmann. „Es ist immer emotional, für sein Land zu spielen. Aber es ist auch klar, dass Testspiele ein anderes Ranking haben als Pflichtspiele. Die Nations League ist ein Turnier, dass man gewinnen kann. Das sollten wir also anders angehen.“

    Nagelsmann wolle die Mannschaft zusammenhalten, der „Grundstock“ soll bleiben. „Wir haben in diesem Turnier viel Gutes gesehen, haben aber auch noch Baustellen. Toni Kroos etwa bricht weg. Da müssen wir reagieren. Wir wollen die Nations League nutzen, um uns zu entwickeln.“

    13:13: Nun ist Nagelsmann dran. Zunächst dankt er den Fans. „Ich kämpfe mit den Tränen. Ich habe immer gesagt, wir brauchen die Menschen im Land vereint hinter uns. Die letzten Turniere waren nicht gut. Ab den März-Länderspielen hat man gemerkt, dass die Fans gemerkt haben, dass wir etwas bewirken wollen. Wir hatten eine Vision und den Glauben, dass wir es im eigenen Land gut machen können. Wir hätten gerne noch eine Woche länger gespielt und den Titel geholt.“

    Die Mannschaft habe es geschafft, die Menschen zu einen. Das sei wichtig und Nagelsmann hofft, dass das nun auch in anderen Bereichen nachhaltig erhalten bleibe.

    13:11: Jetzt spricht Rudi Völler: „Die Mannschaft hat das geschafft, was vor wenigen Monaten noch undenkbar war: Sie hat eine Euphorie im Land erzeugt. Ich habe als alter Hase schon viel erlebt, aber die Atmosphäre, als wir gestern mit dem Bus zum Stadion gefahren sind, war einmalig.“ Der Stolz sei zu spüren. „Die Menschen stehen hinter uns. Das ist ein gutes Zeichen. Jetzt müssen wir im September nachlegen. Bei der WM in den USA wollen wir bis zum Ende dabeibleiben. Wir sind verpflichtet, die Leistung jetzt zu bestätigen. Da bin ich aber total optimistisch.“

    13:10: Neuendorf: „Wir sind nicht gescheitert. Wir werden den begonnenen Weg fortsetzen und wieder angreifen.“

    13:08: Großes Lob für Nagelsmann: „Er hat das Amt des Bundestrainers mit seinem Auftreten neu definiert. Das war eine besondere Energie“, sagt Neuendorf.

    13:04: Bernd Neuendorf spricht an seinem Geburtstag zuerst. „Ich fühle mich durch dieses Turnier beschenkt. Wir können alle gemeinsam stolz sein. Die Fans haben sich wohlgefühlt. Wir hatten Fanmärsche. All das zeigt, dass die Leute sehr gerne zu uns gekommen sind. Wir können auch stolz auf die Mannschaft sein. Wir haben die Verbindung zwischen der Nationalmannschaft und den Fans wieder hergestellt. Das ist herausragend gelungen.“ Bemerkenswert fand er etwa, dass in den Stadien immer wieder die Nationalhymne angestimmt wurde.

    13:04: Jetzt aber. Die drei Protagonisten betreten das Podium.

    13 Uhr: Noch ist das Podium leer. Gleich soll es losgehen.

    EM 2024: Hand oder nicht? Nagelsmann fühlt sich nicht betrogen

    Ärger hatte es am Freitagabend vor allem um ein mögliches Handspiel von Spaniens Marc Cucurella gegeben. Betrogen fühlte sich Nagelsmann trotz des ausgebliebenen Elfmeterpfiffs von Schiedsrichter Anthony Taylor nach dem Handspiel des Spaniers Marc Cucurella nicht. Aber eine Regelanpassung forderte der Bundestrainer dennoch: Wenn der Ball so klar aufs Tor gegangen wäre wie nach dem Schuss von Jamal Musiala, müsse es Elfmeter geben - unabhängig vom Abspreizwinkel des Armes. 

    Jamal Musiala (links) schießt Spaniens Marc Cucurella (rechts) an die Hand.
    Jamal Musiala (links) schießt Spaniens Marc Cucurella (rechts) an die Hand. © Ralf Ibing / firo Sportphoto | Ralf Ibing

    Roboter könnten inzwischen Kaffee kochen, also müsse es doch auch eine Künstliche Intelligenz geben, die die Flugkurve des Balles berechnet, argumentierte Nagelsmann. Den Hauptgrund für das Aus sah der Bundestrainer in der Entscheidung nicht. Manuel Neuer hingegen machte klar deutlich, dass er sich ein Einschreiten des Video-Referees gewünscht hätte. Und Routinier Thomas Müller fasste es nahezu philosophisch zusammen: „Die Hand ist ein ganz verzwicktes Luder“, sagte er. 

    Nach EM-Aus: Nagelsmann peilt WM-Titel mit Deutschland an

    Bei aller Trauer blitzte bei Nagelsmann schnell wieder die Lust auf neue Ziele auf. Die WM 2026 ist noch zwei Jahre entfernt, in seinem Kopf allerdings schon präsent. „Das Traurigste ist, dass eine Heim-EM in meiner Karriere wahrscheinlich nicht mehr kommt. Das tut weh. Und auch, dass man zwei Jahre warten muss, dass man Weltmeister wird, tut auch weh“, sagte der Bundestrainer.

    Nach dieser Aussage pausierte Nagelsmann kurz - und führte dann mit einem Grinsen in Richtung der Journalisten aus: „Die gefällt euch, die Aussage, da werden die Augen groß. Was soll ich sagen, dass wir in der Vorrunde ausscheiden? Natürlich wollen wir Weltmeister werden, das will jede Mannschaft, die teilnimmt in der Quali.“ mit dpa