Hamburg. Der Kampf der Giganten im Viertelfinale elektrisiert die Fußballwelt – und Hamburg. Die Edelhotels Fontenay und Side sind vorgewarnt
Für Mats hätte der Tag nicht viel besser und schlechter zugleich anfangen können. Nicht viel besser, weil der Neunjährige aus Hamburg-Niendorf am Donnerstag nicht in die Schule musste. Erkältung, Husten, das ganze Programm. Nicht viel schlechter, weil er wegen seiner Erkältung nachmittags auch nicht zu den Teamhotels von Portugal und Frankreich durfte. „Dabei wollte ich doch unbedingt Cristiano Ronaldo sehen“, sagt Mats. „Und zu Kylian Mbappé wollte ich auch.“
Mats ist nicht der einzige Neunjährige in Hamburg, den das Duell der Superstars in ihren Bann gezogen hat. Seitdem feststeht, dass an diesem Freitagabend (21 Uhr/ZDF und MagentaTV) im Volksparkstadion Portugal und Frankreich gegeneinander spielen, ist die halbe Fußballwelt in Aufregung – und ganz Hamburg im Ausnahmezustand.
Das EM-Duell der Duelle: Ronaldo gegen Mbabbé
Schnell machte an Hamburgs Schulen die Runde, dass Ronaldo (und seine Portugiesen) im edlen Luxushotel Fontenay an der Außenalster absteigen, Mbappé (und seine Franzosen) im zentral gelegenen Designhotel Side nur 1,4 Kilometer entfernt. Wichtigste Information für die jungen Autogrammjäger: Die Portugiesen fliegen am Nachmittag aus Münster ein und landeten um kurz vor 17 Uhr in Hamburg, die Franzosen kamen aus Paderborn und landeten bereits um kurz nach 12 Uhr in Fuhlsbüttel.
„Ich finde beide super, aber Ronaldo finde ich noch ein bisschen besser“, sagt Mats, dessen Vater Marcus untröstlich war, dass der junge Fan weder zum Ronaldo- noch zum Mbappé-Hotel konnte. Sein Kompromissvorschlag: Der Drittklässler darf am Freitag lange aufbleiben und erst das Deutschland-Spiel gegen Spanien sehen – und dann das Spiel der Spiele der Top-Stars dieser EM.
Ronaldo wurde fünfmal Weltfußballer
Ronaldo gegen Mbappé – es ist DAS Blockbusterduell dieser Europameisterschaft, bei dem einem die Superlative ausgehen. Der einst teuerste Spieler des Planeten gegen den aktuell wertvollsten Profi der Welt. Der fünffache Weltfußballer gegen den Weltfußballer der kommenden Jahre. Und in der Gegenwart an diesem Freitagabend treffen um Punkt 21 Uhr Vergangenheit und Zukunft aufeinander.
Einen EM-Titel holte Ronaldo bereits – natürlich ausgerechnet in Frankreich. Zu Mbappés Verteidigung: Er war damals 17 Jahre alt und noch nicht einmal Nationalspieler. In Zahlen lautet das EURO-Duell zwischen der Vergangenheit (Ronaldo) und der Zukunft (Mbappé): 6:2 EM-Teilnahmen und 14:1 EM-Tore.
Viermal trafen Mbappé und Ronaldo aufeinander
Dabei gilt Frankreich beim Aufeinandertreffen mit Portugal als leicht favorisiert. Doch schaut man sich die bisherigen Duelle der beiden Weltstars an, dann sieht die Ausgangslage ganz anders aus. Viermal trafen Ronaldo und Mbappé mit ihren Clubs oder Nationalmannschaften direkt aufeinander – und noch nie konnte der Franzose gewinnen.
Zweimal endete das Duell mit den Nationalmannschaften Remis (2:2 bei der EM 2021, 0:0 in der Nations League 2020). Und zweimal ging Ronaldo (jeweils mit Real Madrid gegen Paris Saint-Germain) als Sieger vom Platz. Auffällig: In den vier direkten Aufeinandertreffen erzielte Mbappé kein einziges Tor, Ronaldo traf dagegen fünfmal.
Instagram: 633 Millionen gegen 119 Millionen Follower
Doch 90 Minuten und der grüne Rasen reichen für den Kampf der Giganten schon lange nicht mehr aus. Auch auf den unterschiedlichen Social-Media-Plattformen sind die beiden Fußballer die Nummer eins und zwei bei dieser EM, wobei Ronaldo hier immer noch deutlich vor Mbappé liegt. Bei Instagram folgen dem Portugiesen etwa 633 Millionen Menschen, der Franzose hat als Nummer zwei „nur“ 119 Millionen Follower.
Was die beiden Ikonen zusammen erreichen können, wurde kurz vor der EM deutlich, als Mbappé ankündigte, zu Ronaldos Ex-Club Real Madrid zu wechseln. „Jetzt ist es Zeit für mich, dich zu beobachten. Ich freue mich, dich das Bernabéu aufleuchten zu sehen“, schrieb Ronaldo bei Instagram – und sorgte so für den bislang meistgelesenen Social-Media-Post der Geschichte. Deutlich mehr als fünf Millionen User lasen seinen Kommentar.
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Dank seines Real-Wechsels steigt Mbappé auch finanziell langsam in Ronaldos Liga auf. Geschätzte 150 Millionen Euro Handgeld sollen die Königlichen dem 25-Jährigen für seine Vertragsunterschrift zahlen. Doch noch ist auch hier Ronaldo die Nummer eins. Sein geschätztes Jahresgehalt: 200 Millionen Euro.
Dabei ist es noch gar nicht so lange her, da interessierten Mbappé all diese Unsummen und diese Vergleiche nicht. Da war der heute 25-Jährige noch selbst ein kleiner Junge, ungefähr so alt wie Mats, und himmelte den heute 39 Jahre alten Ronaldo an.
Mbappé war als Kind Ronaldo-Fan
Am Tag vor dem EM-Viertelfinale veröffentliche die französische Sportzeitung „L‘Equipe“ eine große Geschichte mit dem Titel „Le Mome et l‘Idole“ (Das Kind und das Idol). Dazu gehört auch ein Foto, das Mbappé in seinem Kinderzimmer in Bondy in der Nähe von Paris zeigt: Die beiden Wände an seinem Bett sind mit Ronaldo-Postern geradezu tapeziert.
Als Frankreichs Stürmerstar elf Jahre alt wurde, schenkten seine Eltern ihm Karten für ein Champions-League-Spiel von Ronaldo und Real Madrid in Marseille. „Ein Autogramm, ein Foto und sogar die Schuhe: Mbappé wollte alles von Cristiano Ronaldo haben“, schrieb „L‘Equipe“ dazu.
Ronaldo oder Mbappé? Es kann nur einen Sieger geben
Und an diesem Freitag will Mbappé noch mehr. Doch zumindest Mats hat da seine Zweifel. Sein Tipp: „Es geht 1:1 aus – und im Elfmeterschießen gewinnt Portugal“, orakelt er. „Natürlich durch einen Schuss von Ronaldo.“ (mit Material von dpa)