München. Die Niederlande zeigen sich nach der schwachen Gruppenphase gestärkt und führen Rumänien vor. Donyell Malen trumpft beim 3:0 als Joker auf.
Als die Feierlichkeiten der Spieler aus den Niederlanden mit ihren Fans in der Münchener Arena ihren Lauf nahmen, wirkte die massive Kritik der vergangenen Tage nach der 2:3-Niederlage gegen Österreich und Platz drei in der Gruppenphase weit weg. Oranje boven, Oranje oben, hieß es nun wieder nach dem 3:0 (1:0)-Sieg gegen Rumänien im EM-Achtelfinale am Dienstagabend.
Niederlande betreibt Chancenwucher
„Wir freuen uns sehr. Wir haben ein gutes Spiel und eine gute Reaktion gezeigt““, sagte Linksaußen Cody Gakpo später nach seiner Wahl zum Spieler des Spiels. Nach dem letzten Spiel brauchten wir diese Reaktion, befand der beim FC Liverpool unter Vertrag stehende Angreifer, „es war der richtige Schritt in die richtige Richtung.“
Am Ende ließ sich bilanzieren, dass die Niederländer zu einem hochverdienten, aber sogar noch zu knapp ausgefallenen Erfolg gekommen waren. Das erste Tor hatte Gakpo in der 20. Minute mit einer schönen Einzelleistung erzielt, das zweite von Donyell Malen bereitete er vor. In der Nachspielzeit traf der Offensivspieler von Borussia Dortmund erneut (90.+3) und sorgte damit für den ersten Doppelpack dieses Turniers.
Dumfries benennt einen Makel
„Das war eine gute Teamleistung, sehr fokussiert“, lobte Rechtsverteidiger Denzel Dumfries und befand in der Rückblende auf die Partie gegen Österreich: „Wir haben unsere Lehren gezogen aus diesem Spiel.“ Zugleich benannte der 28-Jährige von Inter Mailand aber auch den Makel des ansonsten weitgehend überzeugenden Vortrags der Elftal: „Wir hatten Chancen ohne Ende und hätten früher den Deckel drauf machen können.“
Das Viertelfinale bestreitet die Mannschaft von Bondcoach Ronald Koeman am Samstag in Berlin. Für Rumänien dagegen hatte die durchaus erstaunliche Turnierreise ihr Ende gefunden in jener Arena, in der sie mit einem 3:0 gegen die Ukraine im ersten Gruppenspiel die Grundlage gelegt hatten fürs Weiterkommen. Zum Einzug ins Viertelfinale, wie bei Rumäniens größtem EM-Erfolg im Jahr 2000, fehlte nun aber sehr viel.
Dabei hatten die Rumänen zu Beginn gezeigt, dass sie nicht in Ehrfurcht erstarren. Vielmehr gingen sie mutig vorne drauf und spielten nach Ballgewinnen auch ebenso forsch aufs Tor der Niederländer. Besonders gefährlich wurde Dennis Man, als er von der rechten Seite nach innen zog und mit links abschloss, der Ball aber knapp über das Tor von Bart Verbruggen flog.
Gakpo erinnert an Robben
Gakpo hatte bei dieser Anleihe an jenen Laufweg, auf den der Niederländer Arjen Robben in der Münchener Arena das Copyright hält, offenbar genau hingesehen. Denn wenig später nahm er auf der linken Offensivseite von Oranje Fahrt auf, ließ Andrei Ratiu stehen und schoss mit rechts wuchtig ins kurze Eck zum 1:0 ein. Rumäniens Torwart Florin Nita gab dabei eine etwas unglückliche Figur ab.
Vor allem aber war es ein Tor mit Ansage gewesen. Gakpo hatte tags zuvor angekündigt, dass mit der K.o.-Phase ein neues Turnier für die Niederlande beginne. „Jetzt geht es richtig los“, hatte der Stürmer hoffnungsvoll gesagt.
Sein Tor kam nun auch daher wie eine Antwort auf alle Debatten. Viel Kritik war dabei nicht nur von niederländischen Medien und Experten auf die Mannschaft und Koeman eingeprasselt. Auch intern hatten sie sich bei der Elftal die Meinung gesagt. „Es wurde sehr viel gesprochen, es fielen harte Worte“, verriet Kapitän und Abwehrchef Virgil van Dijk.
Die erste Führung der Niederländer bei dieser EM veränderte das Spiel komplett. Fortan gaben die Niederländer klar den Ton an und kamen zu vielen weiteren Chancen.
Rumänien wirkt überfordert
Die Rumänen, die ihre Gruppe vor Belgien, der Slowakei und der Ukraine überraschend gewonnen hatten, wirkten zunehmend überfordert. Nur noch sporadisch näherten sie sich dem Tor des Favoriten an. Überwiegend spielte Koemans Team seine Überlegenheit aus.
Das Manko blieb der Ertrag. Unter anderem vergaben Memphis Depay und Malen Chancen. Als van Dijk auch noch einen Kopfball an den Pfosten setze, Gakpo zwei weitere gute Chancen ungenutzt ließ und Depays Freistoß hauchdünn am Pfosten vorbeistrich, stellte sich die Ahnung ein, dass den Niederländern womöglich noch eine kribbelige Schlussphase bevorsteht.
Das galt erst recht, als Joey Veerman freistehend am Tor vorbeischob. Doch dann spitzelte Gakpo den Ball von der Grundlinie zurück zu Malen, der einschob und später nach einem Konter noch das 3:0 folgen ließ.