Berlin. Österreich setzt sich mit einem spektakulären Sieg gegen die Niederlande durch und zieht als Sieger der Gruppe D ins Achtelfinale ein.

Von den Rängen schallte schon ein „Gruppensieger, Gruppensieger“, da war die Nachspielzeit im Berliner Olympiastadion noch nicht einmal angebrochen. Doch die Euphorie bei den österreichischen Fans kannte angesichts der Führung gegen die Niederlande und dem sich abzeichnenden Remis zwischen Frankreich in Polen im Parallelspiel keine Grenzen.

Wenig später, als das 3:2 (1:0) der Mannschaft von Trainer Ralf Rangnick feststand, analysierte Mittelfeldspieler Romano Schmid das Gruppenfinale wie folgt: „Es zeigt unseren Charakter, wir geben 100 Prozent. Es war ein verdienter Sieg.“ Österreich zieht als Gruppenerster ins Achtelfinale der EM ein. Und das in einer Gruppe, die Rangnick fortwährend als „schwerste Gruppe des Turniers“ bezeichnet hatte.

Koeman kritisiert Defensivverhalten der Elftal

Die Zielsetzung bei beiden Mannschaften war gleich, nur die Herangehensweise unterschiedlich. „Wir wollen Gruppensieger werden“, hatte Ronald Koeman, Coach der Niederlande, vollmundig getönt. Österreichs Trainer Ralf Rangnick machte wiederum deutlich: „Wir können noch Erster werden.“

Nach der Partie musste Koeman eingestehen: „Wir haben sehr schlecht verteidigt, waren nicht aggressiv, das war wirklich sehr schlecht.“ Vor allem mit dem Defensivverhalten seines Teams ging er hart ins Gericht: „Jeder hat auch eine Verantwortung, seinem Gegenspieler zu folgen.“ Rangnick wiederum lobte den Teamgeist seiner Elf: „Wir wollten dieses Spiel gewinnen, so haben wir die Mannschaft auch eingestellt.“

Der Gedanke, etwas erreichen zu können, verlieh den Österreichern Flügel. Das überbordende Selbstverständnis bei den Niederländern schien die Elftal wiederum fast zu lähmen. Immer wieder stand Koeman an der Seitenlinie, gab mit deutlichen Armbewegungen zu verstehen, dass seine Mannschaft doch rausrücken sollte, anstatt dem Gegner das Spiel zu überlassen.

Eigentor von Malen bringt Österreich die Führung

Bezeichnend: Nach nicht einmal 20 Minuten schickte Koeman bereits Auswechselspieler zum Warmmachen, nach 35 Minuten gab es die Höchststrafe für Joey Veerman: Der Mittelfeldspieler wurde für Xavi Simons ausgewechselt. Zu diesem Zeitpunkt lag der Favorit jedoch schon längst zurück.

Der Niederländer Donyell Malen ist nach seinem Eigentor geschockt.
Der Niederländer Donyell Malen ist nach seinem Eigentor geschockt. © dpa | Soeren Stache

Alexander Prass, einer von vier Neuen in der Startelf im Vergleich zum Sieg der Österreicher gegen Polen (3:1), wurde auf der linken Seite freigespielt. Seine Flanke, eigentlich für Kapitän Marko Arnautovic gedacht, bugsierte Donyell Malen jedoch beim Versuch zu klären ins eigene Tor (7.). Welch Symbolbild für dieses Gruppenfinale: Viel Platz für die Österreicher, zu viele Fehler bei den Niederländern.

Selbst eine vermeintliche Hochphase des Europameisters von 1988 Mitte der ersten Halbzeit blieb wirkungslos. Malen traf den Ball nicht richtig und schob ihn am Tor vorbei (23.). Auf der anderen Seite hatten Marcel Sabitzer und Arnautovic die Riesenchance zum 2:0 (38.).

Niederlande kommt wie verwandelt aus der Pause

Es muss ordentlich gekracht haben in der niederländischen Kabine, denn nach dem Seitenwechsel war Oranje nicht wiederzuerkennen. Plötzlich wurden Zweikämpfe gewonnen, einer davon führte zum schnellen Ausgleich. Florian Grillitsch hatte den Ball an Xavi verloren, dann gab es den Konter. Am Strafraum legte Xavi das Spielgerät quer auf Cody Gakpo. Ein kurzer Haken, und dann hinein ins lange Eck zum 1:1 (47.).

Jetzt waren die Niederländer endlich im Spiel – oder doch nicht? Es ist durchaus bemerkenswert, mit welchem Selbstvertrauen das Rangnick-Team auftrat. Die erneute Führung durch Romano Schmid war der beste Beleg dafür. Überzeugend herausgespielt und – wenn auch mit ein wenig Glück, weil Stefan de Vrij den Ball über die Linie drückte – abgeschlossen (59.).

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Die Einwechslung von Wout Weghorst sollte dem Spiel von Oranje einen neuen Impuls geben. Seine Kopfball-Vorlage vollendete Memphis Depay (78.) zum 2:2. Neu-Unioner Leopold Querfeld kam in der Situation ein wenig zu spät. Doch das Spiel der Niederländer blieb fehleranfällig.

Ausgerechnet Kapitän Virgil van Dijk hob nur zwei Minuten später das Abseits auf. Das 3:2 von Sabitzer unter die Latte war mehr als der Schlusspunkt einer furiosen Partie. Es war ein Signal an die Konkurrenz, dass mit Österreich bei dieser EM noch weiter zu rechnen sein wird.

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