Köln. Die Schweiz hat gegen Schottland durch Können und Glück 1:1 gespielt. Jetzt kann sie Deutschland den Gruppensieg wegschnappen.

Es gab Phasen, in denen die Schweiz abgeklärt wie eine Spitzenmannschaft wirkte, und Phasen, in denen sie schwankte, Glück benötigte. Am Ende arbeitete sie sich so am Mittwochabend vor 43.000 Zuschauern und Zuschauerinnen in Köln zu einem 1:1 (1:1)-Unentschieden gegen die mutigen und wilden Schotten. Dadurch hat sich die Elf von Trainer Murat Yakin vier Punkte in den ersten beiden Gruppenspielen erspielt, am Sonntag (21 Uhr/ARD) geht es im prickelnden Duell gegen Deutschland um den Gruppensieg. Parallel dazu misst sich Schottland mit Ungarn und kann immer noch aufs Weiterkommen hoffen.  

In der ersten Hälfte rückten zwei Fußballer in den Blickpunkt, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Einmal Scott McTominay, ein Hüne von einem Mann, 27 Jahre alt, beschäftigt bei Manchester United. In der 13. Minute rauschten die Schotten nach einer Schweizer Ecke nach vorne. Callum McGregor passte zurück auf McTominay, der zielte eigentlich zu mittig, doch bevor Torhüter Yann Sommer den Ball fangen konnte, lenkte ihn Fabian Schär mit der Fußspitze ins eigene Tor. Ein kollektiver Jubelschrei der frenetischen schottischen Fans erfüllte das Stadion.

Der Ball fliegt nach Xherdan Shaqiris Schuss in den linken Winkel. Wow.
Der Ball fliegt nach Xherdan Shaqiris Schuss in den linken Winkel. Wow. © AFP | KIRILL KUDRYAVTSEV

Xherdan Shaqiri - ein Knubbel von einem Mann

Und Xherdan Shaqiri, ein Knubbel von einem Mann, 32 Jahre alt, früher mal beim FC Bayern, mittlerweile trägt er das Trikot des FC Chicago Fire in den USA. Anthony Ralston spielte einen folgenschweren Rückpass, weil er jenen Shaqiri übersah. Der Schweizer hätte alleine auf das schottische Tor zu rennen können, stattdessen drehte er den Ball aus knapp 20 Metern einfach direkt in den linken Winkel. Ein Zauber-Tor des Fußballers, der beim ersten Gruppenspiel noch auf der Bank zuschauen musste. Diesmal stellte ihn Trainer Murat Yakin in die Startelf. Mit Erfolg.

Das Tempo der Begegnung blieb rasant. Dan Ndoye scheiterte nach einem bemerkenswert herausgespielten Angriff am schottischen Torhüter Angus Gunn (33.). Eine Minute später traf er dann das Tor, stand dabei jedoch knapp im Abseits. Auf der Gegenseite musste Yann Sommer einen Kopfball von Ché Adams entschärfen (41.). Dann versuchte es Granit Xhaka mit einem Fernschuss (42.).

Manuel Akanji fiel zu Beginn der zweiten Hälfte schmerzhaft auf den Rasen, konnte aber weiterspielen. Ruben Vargas schloss nicht hart genug ab, um Torhüter Gunn zu überwinden (56.). Die schottischen Fans sangen und sangen und sie sahen, wie Ndoye sich um Kieran Tierney drehte, so frei vor Gunn stand, sein Schuss flog jedoch links vorbei (58.).

Breel Embolo trifft für die Schweiz, steht aber im Abseits

Shaqiri ging, der ehemalige Schalker Breel Embolo betrat den Platz (60.). Im ersten Gruppenspiel hatte er beim 3:1-Erfolg über Ungarn nach seiner Einwechslung getroffen, diesmal erlebte er zuerst, wie ein schottischer Freistoß auf den Kopf von Grant Hanley segelte und von dort an den Pfosten klatschte (67.).

Schottland glaubte nun an seine Chance, ackerte sich zu Eckbällen, zu Freistößen. Immer schossen diese gefährlich in den Schweizer Sechzehnmeterraum. Breel Embolo lupfte auf der anderen Seite ins Tor, allerdings aus einer Abseitsposition heraus (82.). Die Eidgenossen schwankten, sie zitterten, aber sie fielen nicht. Am Sonntag gegen Deutschland hofft Yakins Elf nun nur ein Gesicht zu zeigen, nämlich das einer Spitzenmannschaft.