Essen. Domenico Tedesco und Belgien starten am Montag ins Turnier. Der Coach handelt als Nationaltrainer ähnlich wie bei Schalke 04.

Bei der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland gehört Belgiens Nationalmannschaft zum erweiterten Favoritenkreis. Mit Domenico Tedesco, von Juli 2017 bis März 2019 Trainer des damaligen Bundesligisten FC Schalke 04, startet das Team um Superstar Kevin De Bruyne am Montag mit dem ersten Gruppenspiel gegen die Slowakei (18 Uhr/ZDF, Magenta) ins Kontinentalturnier. Laut Flügelspieler Yannick Carrasco gehört das Team dabei zu den Außenseitern. Christian Heidel, ehemaliger Schalke-Manager, traut der Mannschaft seines früheren Trainers aber mehr zu. Auch, weil Tedesco offenbar immer noch mit ähnlichen Methoden arbeitete wie zu seiner Zeit im Revier.

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„Belgien braucht sich vor niemandem verstecken und Domenico auch nicht“, sagte der 61 Jahre alte Sportvorstand des 1. FSV Mainz 05 in Bild. „Ich will Domenico keinen Rucksack aufbinden, für mich zählt Belgien zu den Favoriten. In dem Kader steckt viel Weltklasse und ich weiß, was Domenico aus einer Mannschaft herauskitzeln kann.“ Das hat der heute 38-Jährige schließlich schon bei den Gelsenkirchenern gezeigt, teils unter Einsatz unpopulärer Methoden. Damit macht Tedesco scheinbar auch bei den Belgiern weiter.

Zoff mit Torhüter Thibaut Courtois

So herrscht zwischen dem Coach und dem zweimaligen Welttorhüter Thibaut Courtois Zoff, weshalb Tedesco entschied, ohne den Keeper, der im Juni mit Real Madrid die Champions League gewonnen hat, zur EM zu reisen. Anlass für den Streit war die Entscheidung des Trainers, Romelu Lukaku zum Kapitän zu machen. Das passierte während der Länderspiele im vergangenen Juni, Courtois reiste wütend ab.

Domenico Tedesco (r.) und Benedikt Höwedes arbeiteten beim FC Schalke 04 zusammen. Der Trainer nahm dem Weltmeister die Binde weg.
Domenico Tedesco (r.) und Benedikt Höwedes arbeiteten beim FC Schalke 04 zusammen. Der Trainer nahm dem Weltmeister die Binde weg. © Bongarts/Getty Images | Christof Koepsel

Das erinnerte an die Situation auf Schalke 2017, als Tedeco Benedikt Höwedes die Binde wegnahm und Torhüter Ralf Fährmann zum Kapitän machte. Kurz darauf kehrte der Weltmeister von 2014 den Schalkern nach 16 Jahren im Verein den Rücken. Höwedes, der bis heute hohes Ansehen auf Schalke genießt, hatte lange damit zu kämpfen.

Tedesco bleibt sich also treu, schreckt vor unangenehmen Entscheidungen nicht zurück. Courtois war zwar vorher nicht Kapitän, hatte sich im Wettlauf um das Amt aber die besten Chancen ausgerechnet. Ohne konkreten Bezug zu diesen Situationen sagt Heidel in Bild: „Für Domenico zählt nur, was das Beste für die Mannschaft ist. Wenn er eine Meinung hat, zieht er die durch. Auch, wenn es öffentlich für Wirbel sorgt oder Leute meckern. Er ist kein Populist, sondern handelt aus Überzeugung und für das Team.“