Dortmund. Edin Terzic verlässt den BVB nach zwei Jahren, die fast mit großen Titeln geendet hätten. Nachfolger soll Sahin werden. Auch Hummels muss gehen.
Es gibt das erste Video, das der Beginn von etwas Großen sein sollte. „Lasst uns so laut sein wie noch nie“, sagt Edin Terzic darin vor zwei Jahren. Und es gibt das finale Video, das Borussia Dortmund am Donnerstagmittag auf der eigenen Instagram-Seite veröffentlicht hat. In einem hellen Hemd, die Haare gewohnt zurückgekämmt, berichtet der 41-Jährige, dass ihm die Worte zwar „brutal weh tun“ würden, er aber dennoch hiermit verkünde, „dass der anstehende Neustart von einem neuen Mann an der Seitenlinie begleitet werden sollte“.
Der Fast-Meister und Beinahe-Champions-League-Sieger verlässt den BVB.
Eine Nachricht, die einer Eruption im Umfeld des Bundesliga-Schwergewichts gleichkommt, gerade weil es nach dem verloren Königsklassen-Finale so schien, als könne auf dem Erreichten etwas Neues aufgebaut werden. In Wahrheit aber war das Arbeitsverhältnis- in den vergangenen zwei Jahren von Höhen und von Tiefen geprägt und Terzics Machtkampf mit Mats Hummels nährte die Spekulation, dass sich etwas zusammenbrauen könnte. Nun, das gehört zu den Besonderheiten dieser Geschichte, gehen beide.
Auch Mats Hummels muss den BVB verlassen
Hummels erhält nach den Informationen dieser Redaktion kein neues Vertragsangebot, sein kritisches Interview wenige Tage vor dem Endspiel wurde im Verein als „Frechheit“ aufgefasst. Nach insgesamt 13 Jahren endet seine Zeit im schwarz-gelben Trikot damit im Unfrieden und ohne eine emotionale Verabschiedung. Als Terzics Nachfolger hat die Chefetage um den neuen Sport-Geschäftsführer Lars Ricken jetzt ausgerechnet jemand auserkoren, den Hummels in seinem viel besprochenen Interview gelobt hatte: Nuri Sahin, als Spieler eine schwarz-gelbe Legende. Seit einem halben Jahr gehört er zum Dortmunder Trainerteam. Zuvor hatte der 35-Jährige Antalyaspor in der türkischen Liga geleitet, über mehr Erfahrung verfügt der gebürtige Lüdenscheider noch nicht.
Sahin muss sich jetzt in einem Arbeitsumfeld behaupten, dass Edin Terzic am Ende zu sehr belastet hat. Schon vor einigen Monaten seien in ihm die Gedanken entstanden, so erfährt man aus seinem Umfeld, dass die Zeit bei dem Klub, den er früher als Fan auf der Tribüne unterstützt hatte, enden könne. Mehrere Gespräche habe er nach dem mitreißenden Champions-League-Finale, das 0:2 gegen Real Madrid verloren wurde, mit den Chefs geführt. Darin beklagte Terzic die Strukturen, die manchmal fehlende Rückendeckung und sagte, dass sich etwas ändern müsse.
Edin Terzic: Zehn BVB-Jahre mit Höhen und Tiefen
Es habe in diesen Gesprächen auch Zustimmung gegeben, die Probleme seien gesehen worden, erfährt man, trotzdem kam Terzic zu dem Schluss, dass es besser wäre, wenn er um die Auflösung seines Vertrages bitten würde. Am Mittwochabend informierte er die Entscheider im Klub, am Donnerstagmittag folgten die offizielle Pressemitteilung und das finale Video.
Zehn Jahre hat der ehemalige Regionalliga-Fußballer in Dortmund gearbeitet, als Scout, als Jugendtrainer, als Co-Trainer, schließlich in vorderster Reihe bei den Profis. In seiner ersten Amtszeit gelang ihm der DFB-Pokal-Sieg, in den vergangenen Jahren schrammte der BVB knapp an den großen Erfolg vorbei. Es bleiben das Drama gegen Mainz, die bittere Niederlage gegen Madrid und die Emotionen, die die packenden Saisonfinals ausgelöst haben. Es fielen aber auch die spielerischen Defizite ins Auge, in der vergangenen Spielzeit landete die Borussia nur auf dem fünften Platz in der Bundesliga, hechelte der Spitzengruppe und vor allem dem Meister Bayer Leverkusen hinterher. Hätte Rang fünf nicht ausnahmsweise zur Königsklassen-Qualifikation gereicht und wäre in Europa nicht die märchenhafte Reise bis ins Finale gelungen, wäre es wahrscheinlich gewesen, dass Edin Terzic nicht um die Auflösung seines bis 2025 Vertrags hätte bitten müssen, sondern er entlassen worden wäre. Zur Vereinbarung gehört jetzt, dass er noch einen Teil seines Gehaltes, das bei knapp 3,5 Millionen Euro pro Jahr liegt, überwiesen bekommt.
Edin Terzic verlässt den BVB erhobenen Hauptes
Die Wertschätzung für Terzic ist innerhalb des Klubs trotzdem groß geblieben. „Edin und ich werden immer Freunde bleiben“, sagt Hans-Joachim Watzke, Vorsitzender der Geschäftsführung. „Ich habe mit Edin Terzic in seiner Zeit als Jugendtrainer, als Technischer Direktor und zuletzt als Cheftrainer vertrauensvoll und lange zusammengearbeitet. In allen Positionen war es für ihn ein Privileg, für diesen Verein arbeiten zu dürfen“, berichtet Lars Ricken.
Letztlich wird Edin Terzic aber gespürt haben, dass es für ihn nicht mehr viel zu gewinnen gegeben hätte. Der erneute Einzug ins Champions-League-Finale stellt sich als unwahrscheinlich dar. Ob die Qualität des Kaders, der verändert werden soll, genügt, um in der kommenden Saison mit Bayern München und Bayer Leverkusen in der Liga mitzuhalten, lässt sich noch nicht sagen. Und in allen kritischen Phasen prasselte enorme Kritik auf den jungen Trainer ein. Nun geht er erhobenen Hauptes – und wird, vor allem, weil er im Endspiel in London das Ausland begeistert hat, weich fallen.