Berlin. Im DFB-Pokal-Finale ist Meister Bayer Leverkusen gegen Kaiserslautern haushoher Favorit. Xabi Alonso will den fast perfekten Abschluss.
Selbst als am Freitagabend der Regen lautstark auf das Dach des Olympiastadions plätscherte, war Xabi Alonso noch deutlich zu hören. Er machte seinen Spielern Dampf, abwechselnd in deutscher, englischer und spanischer Sprache. Der Trainer des deutschen Meisters Bayer Leverkusen wollte ein intensives Abschlusstraining seiner Mannschaft vor dem DFB-Pokal-Finale heute Abend (20 Uhr, ARD, Sky) gegen den Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern sehen und lebte das auch vor. Schon bevor seine Spieler den Rasen betreten hatten, tat der Spanier das, was ihn zu seiner aktiven Zeit ausgezeichnet hat und was er jetzt noch im Alter von 42 Jahren so elegant und präzise wie kaum ein anderer kann: Er spielte diagonale Bälle über den ganzen Platz.
Alonso war anzumerken, dass er Wiedergutmachung nach der Schmach am Mittwochabend in Dublin haben möchte. Erstmals in dieser Saison hat Bayer Leverkusen Schwächen gezeigt und die erste Niederlage im 52. Pflichtspiel kassiert. Beim überraschend deutlichen 0:3 im Europa-League-Finale gegen Atalanta Bergamo ließ der ungeschlagene deutsche Meister alles vermissen, was ihn in dieser herausragenden Spielzeit ausgezeichnet hat.
Bayer Leverkusen: Alonsos Plan ging nicht auf
Ein Novum war das Spiel in Dublin auch für den Trainer. Xabi Alonso hatte sein erstes Finale vercoacht. Sein Plan, gegen die zweikampfstarken Italiener zunächst ohne echten Mittelstürmer und Abräumer Robert Andrich zu spielen, ging nicht auf. „Wir haben alle nicht unsere beste Leistung gebracht. Alle, inklusive mir“, gab Alonso nach der Niederlage vor den Augen von ganz Fußball-Europa selbstkritisch zu.
Der Spanier hatte den lange als „Vizekusen“ verspotteten Klub in seiner ersten vollen Saison als Bayer-Trainer zur ersten Meisterschaft der Vereinsgeschichte geführt. Den Respekt seiner Spieler konnte sich der ehemalige Weltklasse-Fußballer nicht nur mit seinen atemberaubenden Diagonalpässen im Training erarbeiten. In Sachen Taktik und Personalauswahl bewies Alonso stets das richtige Gespür. Der ehemalige Welt- und Europameister hat neuen Glanz ins einst so spröde Leverkusen und in die Bundesliga gebracht. Topklubs wie der FC Bayern oder Real Madrid haben längst ein Auge auf ihn geworfen.
Bayer Leverkusen: Weitere Niederlage würde faden Beigeschmack hinterlassen
Mit einem Sieg im Pokalfinale gegen Kaiserslautern und dem Gewinn des Doubles würde die leise Kritik nach der Pleite gegen Bergamo schnell verstummen. „Wir müssen kämpfen und diesen Hunger haben. Ich hoffe, dass unser Wille nun noch ein bisschen größer ist, weil der Schmerz noch frisch ist“, fordert Alonso vor dem zweiten Finale innerhalb von drei Tagen.
Die in diesem Jahr herausragende Siegermentalität seiner Mannschaft wird im Berliner Olympiastadion auf die Probe gestellt. Erstmals in dieser Saison steht Alonso unter Druck. Eine Niederlage gegen einen Zweitligisten würde einen faden Beigeschmack hinterlassen.
Leverkusen trifft in Berlin auf einen Gegner, der nicht im Ansatz die Qualität von Atalanta Bergamo besitzt, mit seinen zahlreichen Fans im Rücken aber darauf hofft, dass Bayer Leverkusen wieder sein altes „Vizekusen“-Gesicht zeigt. Alonso will genau das verhindern: „Es ist ein Finale, 2. Bundesliga bedeutet nichts, Favoritenrolle bedeutet nichts. Wir müssen Respekt vor ihnen haben.“