Essen. Der FC Bayern findet einfach keinen Trainer und blamiert sich erneut. Auch Uli Hoeneß hat daran seinen Anteil. Ein Kommentar.

Es sei hier noch mal daran erinnert, wie Thomas Tuchel damals seinen Abschied in Dortmund verkündet hat. 2017, der Anschlag auf den Mannschaftsbus lag noch nicht lange zurück, gründete er am Tag des klärenden Gespräches mit der Vereinsführung, mit der er im Clinch lag, einen Twitteraccount. Dort veröffentlichte er sein bevorstehendes Ende dann einfach selbst.

Diesmal hat er das Podium der Pressekonferenz genutzt, um zu erzählen, dass es beim FC Bayern keine 180-Grad-Wende geben werde. Der 50-Jährige, definitiv kein einfacher Charakter, nutzt die Öffentlichkeit gern, im Gegensatz zu vielen seiner eher zurückhaltenden Trainerkollegen, um seine Version einer Geschichte zu erzählen. So verlässt er München jetzt als Trainer, der zu schnell entlassen wurde und eigentlich gut genug war für den Rekordmeister. Es wird nicht lange dauern, bis neue Angebot bei ihm eintreffen.

Komplizierte Beziehung: Thomas Tuchel (links) und Uli Hoeneß.
Komplizierte Beziehung: Thomas Tuchel (links) und Uli Hoeneß. © dpa | David Inderlied

Uli Hoeneß kann mit einer Aussage eine Orkan beim FC Bayern auslösen

Und der Rekordmeister? Der hat sich schon wieder blamiert. Deutschlands wichtigster Klub, eigentlich eine Top-Adresse in Europa, findet niemanden, der die hoch bezahlte Mannschaft voller Hochbegabter formen möchte. Anscheinend erscheint vielen Kandidaten das Münchener Umfeld zu wankelmütig, vor allem Ehrenpräsident Uli Hoeneß kann mit einer Aussage einen Orkan auslösen.

Sportvorstand Max Eberl, erst seit März im Amt, hat nun das Problem, dass derjenige, den er am Ende als neuen Mann an der Seitenlinie präsentieren wird, nur noch als E-Lösung wahrgenommen werden wird. Kein leichter Start, um eine Auswahl voller Egos zu händeln. Ohne Kontinuität auf der Bank wird sich allerdings keine erfolgreiche Spielphilosophie entwickeln lassen.

Bevor ein Klub einen Trainer entlässt, sollte er eine realistische Alternative in der Hinterhand haben. Bayerns Chefs haben sich darauf verlassen, dass sie nur schnipsen müssen, schon sprinten die Kandidaten zur Säbener Straße. Diese Zeiten sind vorbei.