Madrid. Tennis-Star Rafael Nadal scheitert vorzeitig bei seinem Heimspiel in Madrid. So geht die Abschiedstour der Legende nun weiter.
Der neue Tag war schon hereingebrochen in der „Caja Magica“ von Madrid, als die große Geschichte von Rafael Nadal bei seinem Masters-Heimspiel zu Ende ging. 21 lange Jahre hatten die Abenteuer des Sandplatzkönigs in Spaniens Hauptstadt gedauert, ein Marathonlauf mit ungezählten Dramen und insgesamt sechs Siegen – und nun, kurz nach Mitternacht in den Mai hinein, feierten 15.000 unentwegte Tennisfreunde ein letztes Mal den legendären Matador. „Die Zuneigung, die ihr mir hier geschenkt habt, ist wichtiger als alle Erfolge, auch wichtiger als jeder Grand Slam-Titel“, sagte der 37-jährige Nadal, der sein finales Match zuvor mit 5:7 und 4:6 gegen den jungen Tschechen Jiri Lehecka verloren hatte, „Madrid wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben.“
Nadals tränenreiches Achtelfinal-Adios in der ersten Stunde des 1. Mai 2024 war der emotionale Höhepunkt eines spektakulären Masters-Tages, an dem auch ein deutscher Akteur eine tragende Rolle spielte. Nicht Alexander Zverev allerdings, der seine maue Leistungsbilanz im Hier und Jetzt mit einer 3:6, 4:6-Niederlage gegen den Argentinier Francisco Cerundolo verlängerte und bestätigte. Sondern Jan-Lennard-Struff, der stolze München-Champion. Der glänzend aufgelegte Warsteiner brachte Nadal-Erbe Carlos Alcaraz in einem dramatischen Achtelfinal-Showdown an den Rand der Niederlage, gab sich schließlich erst nach einer Achterbahnfahrt im Tie Break des dritten Satzes geschlagen (3:6, 7:6, 6:7). Bei 3:5, 0:40-Rückstand im letzten Durchgang wehrte der 34-jährige Sauerländer zwischenzeitlich drei Matchbälle von Alcaraz in Serie ab. „Alles versucht, alles gegeben, voll reingehauen. Trotzdem gescheitert“, gab Struff gewohnt prägnant zu Protokoll, „aber ich bin voll da im Augenblick. Ich blicke selbstbewußt nach vorne.“
Nadal soll „schönen Abschied genießen“
Struff gehört in der momentanen Formstärke zu den Spielern, die auch bei den absoluten Saisonhöhepunkten für Angst und Schrecken unter der lieben Konkurrenz sorgen können – bei den French Open, in Wimbledon oder bei den Olympischen Spielen in Paris. Wie es dort um die Chancen des alten Titanen Nadal steht, ist ungewiß. In Madrid präsentierte sich der legendäre Fighter zwar in etwas besserer Verfassung als bei seinem ersten Comeback-Wettbewerb in Barcelona, aber eine Titel-Mission etwa unterm Pariser Eiffelturm bei den French Open ab 20. Mai scheint illusorisch – beim härtesten aller Grand Slams, bei Matches im Zwei-Tages-Takt über drei Gewinnsätze. „Rafa kann auch ohne den 15. Titel in Paris ruhig in den Sonnenuntergang gehen. Er muss dort wirklich nicht gewinnen, sondern einen schönen Abschied genießen“, sagt Schwedens Altmeister Mats Wilander, ehemals auch die Nummer 1 der Weltrangliste.
In Madrid hatte Nadal als 17-jähriger Teenager zum ersten Mal im Jahr 2003 gespielt, das Turnier war damals von Stuttgart in Spaniens Kapitale gewandert und wurde im Herbst indoor ausgetragen. 2005 holte er den ersten Madrid-Titel gegen den Kroaten Ivan Ljubicic in der Halle, da war er schon als French Open-Champion zu seinem Heimspiel gekommen. „Die Emotionen, die ich hier erlebt habe über die Jahre, sind unbeschreiblich. Sie bleiben für immer“, sagte Nadal nach dem allerletzten Match gegen Lehecka, „ich habe mir alle Träume erfüllt. Tennis war eigentlich mein Hobby, ich hätte nie gedacht, was aus dieser ganzen Geschichte werden würde.“ Fünf Titel holte der 37-jährige Mallorquiner dann beim jetzigen Sandplatz-Klassiker in 2008, 2010, 2013, 2014 und 2017 – große Banner, die in der Abschiedsstunde über dem Centre Court hingen, zeigten den Gladiator in den Siegerjahren in Siegerpose.
Nadal: Nächster Auftritt in Rom
Nächster Stopp auf der letzten Tour mit dem Wanderzirkus ist nun mutmaßlich das Masters-Turnier in Rom, vorausgesetzt, Nadal braucht keine Erholung nach den doch strapaziösen Auftritten in Madrid. Im Foro Italico kann Nadal auf eine glanzvolle Bilanz verweisen, zwölf Mal stand er dort im Endspiel der Offenen Italienischen Meisterschaften, zehn Mal gewann er den Titel. Große Gefühle sind garantiert, auch in Rom, beim letzten Hurra des eindrucksvollsten Sandplatzspielers der Geschichte.