Winterberg. Beim ersten Viererbob-Weltcup des Jahres ist er Favorit. Konkurrenz kommt aus dem eigenen Lager

Für Francesco Friedrich gibt es wichtigere Titel als den eines Europameisters. Der 30-jährige Bobfahrer aus Sachsen sammelt Olympiasiege oder Triumphe bei Weltmeisterschaften. Und dennoch ist Friedrichs Ehrgeiz vor dem ersten Weltcup des Jahres an diesem Wochenende in Winterberg, der parallel als EM gewertet wird, beträchtlich. Denn im Zentrum der Rennen steht ein mittlerweile episches Duell. Zum ersten Mal in dieser Saison rasen die Bobfahrer am Sonntag (ab 10 Uhr/ZDF) in der Veltins-Eis-Arena im Viererbob durch den Eiskanal.

Friedrich sieht Rekordjagd entspannt

 Die Königsdisziplin der Sportart kehrt im Hochsauerland in den Fokus zurück, nachdem es bislang in acht Rennen im Zweierbob um Siege und Platzierungen ging. Sieben der acht Rennen gewann Francesco Friedrich. Nur einmal, in Innsbruck, siegte Johannes Lochner – vor Friedrich. In Winterberg geht für den Sachsen deshalb eine Rekordjagd weiter: Mit dem nächsten Sieg stellt Friedrich die Marke von André Lange ein, der 45 Weltcupsiege einfuhr. Im Viererbob könnte sich „Franz, der Große“, wie der Athlet des BSC Sachsen Oberbärenburg oft genannt wird, zum neuen Rekordhalter aufschwingen. „45 ist eine schöne Zahl, aber eben auch nur eine Zahl“, sagte er entspannt. Er weiß, dass der Rekord an ihn fallen wird, früher oder später.

Duell im abgesperrten Winterberg

 Es ist ein anderes Duell, welches ihn im für Touristen abgesperrten Winterberg mehr reizt: Jenes mit Johannes Lochner (30). Denn der Berchtesgadener versetzt dem Bob-Dominator immer wieder empfindliche Nadelstiche. Zum Beispiel gewann Lochner bei den zurückliegenden vier Europameisterschaften den Titel im Viererbob. „Jetzt wollen wir den fünften in Folge holen“, sagte Lochner in Winterberg und blickte auf die vergangene EM zurück. Mit nur zwei Hundertstelsekunden Vorsprung landete er auf Rang eins – vor Friedrich, der nun ankündigte: „Leicht werden wir es Johannes auch dieses Mal nicht machen.“

Chef-Bundestrainer René Spies betrachtete nicht nur den Kampf um die EM-Krone, sondern die Gesamtlage. „Leider sind die Letten mit Oskars Kibermanis nicht am Start, aber ich gehe davon aus, dass die Kanadier mit Justin Kripps ordentlich Druck aufbauen werden. Dennoch erwarte ich, dass wir in allen Disziplinen um den Sieg mitfahren“, sagte er. Der Winterberger fordert auch bei den Frauen (Samstag, ab 9.15 Uhr/ZDF) einen Heimsieg. Angesprochen darf sich unter anderem die aus Unna stammende und für den BSC Winterberg startende Pilotin Laura Nolte (22) fühlen. Doch anders als bei den Männern gibt es hier nicht nur ein internes Duell. Die deutschen Damen liefern sich sogar regelmäßig einen Dreikampf um Siege und Platzierungen.