Rom. Deutschland wartet bei der Leichtathletik-EM auf Gold. Warum Speerwerfer Julian Weber und Weitspringerin Malaika Mihambo es schaffen könnten.
Niklas Kaul hat kürzlich verraten, welche Superkraft er am liebsten hätte: „Ich wäre gerne so schnell wie Flash.“ Der Comic-Held ist schneller als das Licht. Der Grund für Kauls Wunsch ist simpel: Der 100-Meter-Sprint ist die schwächste Disziplin des Zehnkämpfers. Da sie die erste innerhalb eines Wettkampfes ist, hat der 26-Jährige sie zumindest schnell hinter sich. So auch bei der Leichtathletik-EM in Rom, wo der Mainzer als Titelverteidiger antritt. Zum Verhängnis wurde ihm die ungeliebte Disziplin nicht, der Weltmeister von 2019 zeigte einen guten Start.
Er nährte damit die Hoffnungen auf weitere Medaillen für den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV). Nach Tag eins, den Sander Skotheim (Norwegen) mit 4566 Punkten als Führender abschloss, liegt Kaul zwar nach schwachem Hochsprung mit 4139 Punkten auf Platz 13. Doch seine stärksten Disziplinen kommen noch. Zur Halbzeit landeten Manuel Eitel und Felix Wolter auf den Plätzen sechs und sieben.
Julian Weber arbeitet mit Sportpsychologin zusammen
Doch da sind auch noch Malaika Mihambo und Speerwerfer Julian Weber, die am Dienstag durch die Qualifikation für ihre Finals am Mittwoch müssen. Beide sorgten 2022 in München für Medaillen – die Olympiasiegerin holte nach einer Coronaerkrankung Silber, er wurde Europameister. Sie gelten neben als die größten Goldkandidaten des DLV – bei der EM in Rom und anschließend bei Olympia in Paris.
Während Malaika Mihambo (30) sich als eine, die bereits alles gewonnen hat, keinen Druck macht und einfach ihr „Allerbestes“ geben will, lastet auf Julian Weber der Fluch des vierten Platzes. 2021 bei Olympia in Tokio, 2022 bei der WM in Eugene, 2023 bei der WM in Budapest – immer wurde es der undankbare Blechplatz. „Ich habe da sehr viel Motivation draus gezogen, härter trainiert denn je, damit diese vierten Plätze nicht mehr passieren“, erklärt der 29-Jährige. Außerdem arbeitet der Athlet vom USC Mainz, der in Potsdam trainiert und in Berlin lebt, mit einer Sportpsychologin zusammen.
In der Vorbereitung konnte er „die besten Wurfeinheiten, die ich jemals hatte“ verbuchen. Konstant über 85 Meter – eine Tendenz, die sich in den ersten Wettkämpfen der Saison bestätigte. 88,37 Meter in Dessau, 87,26 Meter beim Meeting in Ostrava. Die Adduktorenverletzung, die ihn im Frühjahr ausgebremst hatte, ist auskuriert.
Julian Weber selbstbewusst nach Rom und Paris
Da die Qualifikation für Olympia damit auch schon gelungen ist, kann sich Weber nun voll und ganz auf seine Titelverteidigung in Rom konzentrieren. Am liebsten natürlich mit einem Wurf über 90 Meter. An Selbstbewusstsein mangelt es ihm nicht. „Ich bin entspannt, gut eingestellt, weiß, was ich kann, und wenn es darauf ankommt, kann ich das auch liefern“, sagt Julian Weber. Deshalb nimmt er die Rückschläge der vergangenen Jahre als Motivation für Rom und Paris. „Ich habe mein Ziel fest vor Augen“, sagt er entschlossen.