Dublin. Statt Triple die erste Niederlage: Bayer Leverkusen hat das Finale der Europa League gegen Atalanta Bergamo klar verloren.
Die Unbesiegbaren sind besiegt! Bayer Leverkusen hat nach 51 Pflichtspielen ohne Niederlage das Finale der Europa League gegen Atalanta Bergamo mit 0:3 (0:2) verloren und dabei ausgerechnet die schlechteste Saisonleistung abgeliefert. Von der Lockerheit der Tage zuvor war wenig zu sehen, von der Abgeklärtheit und breiten Brust ganz zu schweigen. Dabei nahmen die Leverkusener die Meisterschale als Glücksbringer mit nach Dublin. Ohne Erfolg.
Atalanta stresste Bayer von der ersten Sekunde, presste extrem früh und aggressiv. Die Italiener ließen dem Meister im Ballbesitz keine Zeit zum Atmen, sodass der taktische Kniff von Trainer Xabi Alonso, mit Jeremie Frimpong, Amine Adli und Florian Wirtz drei schnelle Spitzen starten zu lassen, nicht aufging. Zu schnell war der Ball immer wieder weg. Bayer Leverkusen ließ sich von der Mannschaft von Gian Gasperini wie eine Schülermannschaft abkochen und erlebte einen ähnlichen Abend wie am 10. März 2022 im Achtelfinal-Hinspiel der Europa League in Bergamo (3:2). Damals nahmen die Italiener die Werkself durch ein ähnlich aggressives Pressing und überragendes Umschaltspiel wie am Mittwochabend nach allen Regeln der Kunst auseinander.
Bayer Leverkusen fand keinen Zugriff auf das Spiel
Schon nach acht Minuten kamen die Italiener, deren Fans den kleineren aber lautstärkeren Anteil im Aviva-Stadium stellten, erstmals gefährlich vor das Tor von Matej Kovar, der wie immer in der Europa League zwischen den Pfosten stand. Eine Flanke von Matteo Ruggeri von der linken Seite konnte Gianluca Scamacca im Zentrum aber nicht verwerten.
Nur vier Minuten später klingelte es. Leverkusen bekam eine Ecke nicht geklärt, auf der rechten Seite konnte Atalanta Bergamo den Angriff neu aufbauen und die Unsortiertheit von Bayer nutzen. Erst lief Davide Zappacosta perfekt selbst in den freien Raum und sah, wie sich am zweiten Pfosten im Rückraum Ademola Lookman befreit hatte. Er profitierte davon, dass Weltmeister Exequiel Palacios schlief. So knallte der ehemalige Leipziger den Ball wuchtig zur Führung ins Tor (12.). Die Italiener, die nominell das Heimteam an diesem Abend stellten, feierten den Treffer bereits wie den Titelgewinn - mit Ersatzspielern und Funktionteam auf dem Rasen inklusive.
Es deutete zu diesem Zeitpunkt allerdings auch wenig daraufhin, dass die sonst so abgeklärten und mit breiter Brust agierenden Leverkusener an diesem Abend etwas entgegensetzen könnten. Körperlich war die Mannschaft deutlich unterlegen, es fehlte echte Gegenwehr. Erst nach 19 Minuten fuhr die Alonso-Mannschaft den ersten echten eigenen Angriff des Spiels. Jeremie Frimpong wurde auf der rechten Seite geschickt, konnte seine Geschwindigkeit endlich nutzen, setzte sich im Sprintduell durch und sah im Rückraum Alejandro Grimaldo. Der trat allerdings über den Ball.
Lookman erzielt einen Doppelpack für Atalanta Bergamo
Atalanta war weiter präsenter und legte nach 26 Minuten nach. Nach einem Abschlag von Kovar verpasst Florian Wirtz im Mittelfeld eine Ablage von Amine Adli und wieder nahm Atalanta in Person von Lookman Tempo auf. Er dribbelte auf den Strafraum zu, ließ Granit Xhaka aussteigen und schloss wunderschön ab. Kovar streckte sich zwar noch, konnte aber nicht verhindern, dass der Ball im langen Eck zum 2:0 einschlug.
Bayer wirkte geschockt und ratlos. Erst nach gut einer halben Stunde tauchte Alejandro Grimaldo plötzlich vor Bergamo-Keeper Juan Musso auf, lupfte aber direkt in dessen Arme (35.). Auch Wirtz machte es kurz darauf nicht besser (37.). Glück für Bayer: auf der anderen Seite ließ auch Charles de Ketelaere vollkommen unbedrängt eine gute Chance liegen. So ging es mit 0:2 aus Leverkusener Sicht in die Kabine. Atalanta spielte zu diesem Zeitpunkt doppelt so viele Pässe wie Bayer, hatte deutlich mehr Ballbesitz.
Alonso reagierte entsprechend, brachte für Josip Stanisic Victor Boniface als Zielspieler. Dafür rückte Frimpong in die Abwehrkette. Bayer gewann etwas mehr Spielkontrolle, weil Bergamo sich etwas weiter zurückzog. Aber die Mannschaft konnte wenig damit anfangen. Auch, weil Wunderkind Wirtz keinerlei Akzente setzen konnte. Die in dieser Saison mehrfach eindrucksvoll unter Beweis gestellten Comeback-Qualitäten blieben bis zum Abpiff gut versteckt, Leverkusen spielte sich keine echte Torchance im zweiten Durchgang heraus. Wie im gesamten Spielverlauf blieb Bayer viel zu ungenau - ganz anders als Bergamo. Scamacca trieb den Ball bei einem Konter nach vorn, spielte auf Lookman, der Edmond Tapsoba austanzte und trocken zum 3:0 in den Winkel eindrosch (76.). Bayer wurde in diesem Finale vorgeführt.