Essen. Der erfolgreiche Nationalspieler beendet in diesem Sommer seine Karriere. Zuvor kann Toni Kroos noch zwei große Titel gewinnen.
Toni Kroos hat einmal gesagt, dass er früher mit seinem Vater Roland immer und immer wieder trainiert habe, einen Ball anzunehmen. Zäh sei dies manchmal gewesen, nervenaufreibend, aber die ständigen Wiederholungen hätten dazu geführt, dass er sich heute bei einer Ballannahme keine Gedanken mehr machen müsse, so automatisiert sei dieser Vorgang.
Vermutlich liegt hier drin schon das öffentliche Bild des 34-Jährigen begründet, das zwischen Faszination und Missbilligung schwankt. Kroos ist keiner für spektakuläre Dribblings, kein Grätscher, kein Ärmelhochkrempler, sondern einer, der das vermeintlich Einfache einfach besser, schneller macht als fast jeder anderer. Einer, dessen Fehlen erst auffällt, wenn er nicht den Takt auf dem Rasen bestimmt. Bald wird es so weit sein.
Toni Kroos und die legendäre Kritik von Uli Hoeneß
Am Dienstag hat der Weltmeister von 2014 und fünfmalige Champions-League-Sieger sein Karriereende angekündigt. Nach der Heim-Europameisterschaft in diesem Sommer ist Schluss. Diese Entscheidung gehe ihm nicht so ganz leicht über die Lippen, sagte der gebürtige Greifswalder in seinem Podcast „Einfach mal Luppen“. Er könne jetzt das Gefühl nachvollziehen, „auf der einen Seite sehr happy und auf der anderen Seite sehr traurig zu sein“.
Zwei große Pokale aber kann Toni Kroos noch in den Händen halten. Im Königsklassen-Finale hofft er mit Madrid gegen Borussia Dortmund auf den nächsten Triumph. Bei der Heim-EM soll der Rückkehrer die deutsche Nationalelf zum Titel führen.
Unumstritten war der Mittelfeldregisseur fast nie, gerade in Deutschland nicht. Einige kritisierten seine Art des Fußballspielens als brotloses Ball-hin-und-her-Geschiebe. Legendär bleibt die Schimpftirade von Bayern Münchens Ehrenpräsident Uli Hoeneß, der nach dem EM-Aus 2021 polterte: „Toni Kroos hat in diesem Fußball nichts mehr verloren. Der hat immer in diesem Mittelkreis quer gespielt, aber ich muss mal einen ausspielen, mich mal umhauen lassen.“
Julian Nagelsmann: „Wenn man Toni Kroos umarmt, der ist wie Stahl“
Die Antwort darauf lieferte Kroos in der folgenden Saison, als er als Stammspieler mit Real erneut die Champions League gewann. Seit er den FC Bayern 2014 verlassen hat, hat er sich bei den Königlichen zu einer Ikone gepasst, indem er den Rhythmus der Hochbegabten vorgibt. Und auch in Deutschland ist sein Ansehen sprunghaft gewachsen, seit er nach seinem Rücktritt 2021 noch einmal in den Kreis der Nationalelf zurückgekehrt ist. Im ersten Testspiel gegen Frankreich (2:0) in diesem Jahr dominierte er durch seine Ballsicherheit das Mittelfeld. Plötzlich fiel auf, wie sehr diese Qualität zuvor gefehlt hatte.
„Wenn man Toni Kroos umarmt, trotzdem, dass er nicht mehr 20 ist, der ist wie Stahl. Unfassbarer Körper, nach wie vor, er pflegt sich schon viel“, sagte Bundestrainer Julian Nagelsmann.
Trotzdem ist bald Schluss. Kroos hat bereits angekündigt, dass er nach seiner Zeit in Spanien nach Köln ziehen möchte. „Ich habe sehr, sehr lange darüber nachgedacht und bin in den letzten Tagen zu einer Überzeugung gekommen, und die lautet, dass diese Saison, diese wunderbare Saison, die zehnte mit Real auch gleichzeitig meine letzte Saison mit Real ist“, sagte Kroos. Wer ihm in den vergangenen Jahren aufmerksam zugehört habe, der habe gehört, dass es für ihn nur bei Real Madrid infrage käme, seine Karriere zu beenden. „Und wer jetzt eins plus eins zusammenzählen kann, der weiß, dass meine letzte Saison bei Real auch gleichbedeutend damit ist, dass in diesem Sommer Schluss ist. Schluss bei Real, Schluss mit Fußball.“ Schade.