Essen. Ein neues Sommermärchen soll her. Doch wie wird die Fußball-EM 2024 zu einem ähnlichen Erfolg wie die WM 2006? Die Voraussetzungen.
18 Jahre nach dem WM-Sommermärchen soll Deutschland wieder ein stimmungsvolles, aber auch sportlich erfolgreiches Heimturnier erleben. Schottland am 14. Juni in München, Ungarn am 19. Juni in Stuttgart und die Schweiz am 23. Juni in Frankfurt lauten die Gruppengegner bei der Heim-EM 2024. DFB-Präsident Bernd Neuendorf hat die Messlatte gerade auch für Bundestrainer Julian Nagelsmann sehr hoch gelegt. „Wir haben einen tollen Trainer, wir haben tolle Spieler. Ich bin echt optimistisch, dass wir mit dem Publikum im Rücken etwas reißen können bei diesem Turnier.“ Etwas reißen lautet für Neuendorf: „Mindestens Halbfinale.“
Im Hinblick auf die Fußball-EM 2024 werden immer wieder Erinnerungen an die Weltmeisterschaft 2006 geweckt, deren vier Wochen gemeinhin als Sommermärchen bezeichnet werden. Im Zeitraum zwischen dem Eröffnungsspiel (Sieg gegen Costa Rica) und dem Spiel um den dritten Platz (Erfolg gegen Portugal), gab es in der Bundesrepublik eine wahre Euphoriewelle. Plötzlich fieberten alle mit dem Team um Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski. Ob die Heim-EM 2024 mit ihren zehn Spielorten die Massen ebenso begeistert und ein zweites „Sommermärchen“ wird? Das hängt von mehreren Faktoren ab.
Die erste Voraussetzung ist sonnenklar: Erfolg muss her. Denn nur wenn die Mannschaft auf dem Spielfeld begeistert, wird auch die Stimmung gut und werden so zunehmend die Plätze beim Public Viewing gefüllt. Mit der wachsenden Euphorie steigt auch die Begeisterung der Spieler. Es ist ein Geben und Nehmen.
Heim-EM 2024: Sommermärchen benötigt sportlichen Erfolg
Die Stimmung ist derzeit allerdings bescheiden, von EM-Euphorie keine Spur. Dafür war das Abschneiden bei den jüngsten Turnieren zu schlecht. Aus im Achtelfinale der EM 2020, im Herbst 2022 schon zum zweiten Mal nacheinander das Scheitern in der Gruppenphase einer WM. Auch in Testspielen wollte jüngst keine Begeisterung mehr aufkommen, richtig große Stadien füllt die Nationalmannschaft schon länger nicht mehr.
Die momentan fehlende EM-Euphorie hat aus Sicht von DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig aber mehr Ursachen als nur wiederkehrende Enttäuschungen der deutschen Nationalmannschaft. „Wir dürfen nicht alles auf den DFB schieben. Zur Vorfreude und zur Emotionalität gehören auch Rahmenbedingungen außerhalb des Fußballs. Wir sind in einer sehr schwierigen Situation in unserem Land. Wir haben Krieg in Europa, wirtschaftliche Probleme und eine gesellschaftliche Spaltung, die durch rechte Gruppierungen hervorgerufen wird. Für viele ist die EM noch sehr weit weg, weil wir im Hier und Jetzt ganz andere Probleme haben“, erklärte der frühere Bundesliga-Manager.
Heim-EM 2024: Auch vor dem Sommermärchen 2006 gab es Dämpfer
Allerdings: Schlechte Wirtschaftszahlen, bedrückte Stimmung und dazu noch schlechtes Wetter gab es auch im Vorfeld der WM 2006. Selbst sportlich lief es unrund: Mit 1:4 verlor das Team von Jürgen Klinsmann beispielsweise im März 2006 gegen Italien.
Was muss aber unbedingt stimmen für laue Sommerbande im Stadion oder beim Public Viewing? Klar, das Wetter. Bei Sonnenschein wird gegrillt und das Spiel im Biergarten genossen. Sportlich haben es Nagelsmann & Co. also selbst in der Hand. Das Wetter muss allerdings auch mitspielen für ein neues Sommermärchen bei der Heim-EM 2024.