Dortmund. Die beiden Niederländer sind eine Stütze beim BVB und Hoffnungsträger für das Eindhoven-Rückspiel. Wie es im Sommer weitergeht? Offen.
Im ruhigen, introvertierten Naturell von Donyell Malen liegt es nicht, markige Worte hinauszuposaunen. Also: diplomatisch werden. „Ich nehme es mal als Kompliment auf“, meinte der 25-Jährige nur, als er am Dienstag auf ein in seiner Heimat veröffentlichtes Interview angesprochen worden ist.
Rafael van der Vaart, einst Profi beim Hamburger SV, schwärmte in seiner Rolle als TV-Experte von Malen als „Megatalent“. Der Flügelspieler von Borussia Dortmund habe, fuhr van der Vaart vor, gar das Potenzial der beste Spieler der Welt zu werden. Das war ja durchaus als Lob zu interpretieren. Wie fundiert? Das ist eine andere Sache.
Doch es gebe da eine Einschränkung. „Ich sehe ein Potenzial, das niemand hat. Ich denke, er kann noch viel mehr“, meinte der 41-Jährige, aber ärgerte sich auch über Malen: „Ich möchte ihn fast an der Kehl packen. Es irritiert mich, dass er nicht das Beste daraus macht.“
BVB: Besonderes Spiel für Donyell Malen gegen Eindhoven
Das wiederum konnte Malen nicht ganz nachvollziehen. „Jeder hat seine Meinung“, sagte er. „Er kennt mich nicht gut, er weiß nicht, was ich zuhause mache.“ Eine höfliche Antwort, die andere gut und gerne mit ein bisschen Patzigkeit versehen hätten.
Doch Kompromisslosigkeit und Aggressivität, diese Attribute nutzt Malen lieber auf dem Platz. Sieben Tore hat der Flügelstürmer seit der Winterpause geschossen und damit einen großen Anteil daran, dass die Saisonziele des BVB in der Bundesliga noch nicht in größerer Gefahr schweben. Und er ist daher auch einer der Hoffnungsträger für den BVB, wenn am Mittwochabend (21 Uhr/DAZN) gegen die PSV Eindhoven der Einzug ins Viertelfinale der Champions League gelingen soll. „Wir spielen zuhause. Wir sind der Favorit“, sagte Malen, Torschütze beim 1:1 im Hinspiel, über das zweite Duell mit seinem Ex-Klub. „Es wird sehr speziell. Ich trage die PSV noch immer im Herzen.“
Am Mittwoch wird es möglicherweise auch darum gehen, das offensivstarke Eindhoven mit den eigenen Mitteln zu schlagen, die tief in der niederländischen Fußballkultur verankert sind. Viele Generationen sind im berüchtigten 4-3-3-System ausgebildet worden, in dem es vornehmlich in eine Richtung geht: nach vorne. Und wer steht für diese Spielweise, die ein hohes Pressing erfordert, womit sich der BVB grundsätzlich schwer tut, besser als Eindhovens Trainer Peter Bosz?
BVB: Terzic schwärmt von Malen und Maatsen
Von der niederländischen Talentschmiede profitieren viele Klubs in Europa. Einige Außenstürmer seien in den Niederlanden ausgebildet worden, die dann auch in „Deutschland ihre Spuren hinterlassen haben“, befand Dortmunds Trainer Edin Terzic. „Wenn du auf der Suche nach einem Flügelspieler bist, schickst du häufig deine Scouts, die niederländische Nationalmannschaft oder die Liga anzuschauen.“
Auch Dortmund beflügeln inzwischen ja zwei Profis aus dem Nachbarland. Malen auf der rechten offensiven Seite, Ian Maatsen, im Januar vom FC Chelsea ausgeliehen, hinten links. Mit beiden steht und fällt derzeit oft Borussias Spiel, bei dem eine gewisse Abhängigkeit von Einzelspielern nicht von der Hand zu weisen ist.
Eine „unglaubliche Dynamik, unglaubliche technische Fähigkeiten“ zeichnet beide aus, lobte Terzic. „Es sind zwei Jungs, die uns dabei helfen, im engen Raum, enge Situationen gut zu gestalten, aufzulösen“, erläuterte Terzic, als er am Dienstag gemeinsam mit Malen auf der Pressekonferenz sprach und verwies auf dessen „Schussgewalt, Übersicht und Torgefahr“.
BVB: Malen und Maatsen mit ungewissem Sommer
Maatsen und Malen, Dortmunds Dutch Connection, kennen sich von einer Handvoll Einsätzen bei der Nationalmannschaft. „Ich habe mich gefreut, als er gewechselt ist“, sagte Malen am Dienstag. „Wenn du jeden Tag zusammen bist und die gleiche Sprache sprichst, hast du eine Verbindung.“ Gleich im zweiten Spiel beim 1. FC Köln setzte Maatsen seinen Landsmann mit einem Pass über das halbe Spielfeld so in Szene, dass man den Eindruck erlangen konnte, er tue dies schon seit Jahren.
Ob das niederländische Duo allerdings eine Zukunft in Dortmund hat, ist offen. Maatsen kehrt im Sommer nach London zurück. Eine Kaufoption hat der BVB nicht, müsste für Maatsen also tief in die Tasche greifen. Bisher allerdings liefert er Woche für Woche Gründe dafür, dass eine Investition lohnenswert wäre.
Um Malen, einen der letzten Profis im Dortmunder Kader mit einem überdurchschnittlichen Verkaufswert, gab es schon im Winter Spekulationen über einen Abgang. „Gerüchte gibt es immer“, meinte Malen nur. Ganz diplomatisch eben.