Essen. In der ARD-Sendung „Hart aber fair“ wurde über die Fanproteste diskutiert. Inhaltlich wirsch, mit Vorteilen für Fans. Eine TV-Kritik.
Wer sich in den vergangenen Wochen intensiver mit den Fanprotesten bezüglich eines möglichen Investoren-Einstiegs beschäftigt hatte, dürfte am Montagabend mit wenig neuen Erkenntnissen aus der ARD-Sendung „Hart aber fair“ herausgegangen sein. Doch einen großen Gewinner gab es an diesem Abend: die Fans. Ihre Proteste und deren Hintergründe dürften spätestens jetzt auch in der breiten Öffentlichkeit angekommen sein. Das von Lukas Klamroth moderierte 75-minütige Format ist viel gesehen, erreicht regelmäßig hohe Quoten. Auch am Montagabend dürfte es eine Menge Zusehende gegeben haben, schließlich erhitzt das Thema Fanproteste derzeit die Gemüter. Und die Fanvertreter wussten die Bühne mit guter Argumentation für sich zu nutzen.
Sie waren es, die in einer doch eher konfusen, weil viel zu komplex gestalteten Sendung, die besseren Argumente vortragen konnten. In einem Redebeitrag argumentierte der umstrittene Martin Kind, Geschäftsführer der Hannover 96 Management GmbH, dass man mit dem deutschen Fußball kein Geld verdienen könne. Also müsse mehr Geld ins System gepumpt werden. Wenngleich er sein Investment in Hannover 96 als Fehler betitelte. Thomas Kessen, Vertreter der Fan-Interessen-Gemeinschaft Unsere Kurve, hielt Kind daraufhin argumentativ den Spiegel vor. „Ein System, das vorher schon nicht funktioniert hat, soll mit Geld gefüttert werden? Die DFL ist völlig ideen- und visionsfrei“, sagte er auf einen Redebeitrag von Kind.
Fanvertreter halten Martin Kind den Spiegel vor
Die Worte von Kind, der bei der Frage zu seiner Rolle bei der DFL-Abstimmung ins Schwimmen geriet und „rumeierte“ (Zitat Kessen), waren wie Wasser auf die Mühlen der Kritiker dieses Investoren-Deals der Deutschen Fußball-Liga, zu denen auch die Journalistin Mia Guethe gehört. Sie sagte, dass der Kommerz zwar inzwischen zum Profifußball dazugehöre. Aber: „Wie weit soll es gehen und welche der roten Linien werden überschritten? Wenn wir 50+1 abschaffen, wenn wir den Spieltag weiter zerstückeln, stirbt die Fankultur, die ein Alleinstellungsmerkmal ist“, sagte sie. Zudem konnten die Fanvertreter darlegen, worin sie die Probleme des Deals konkret sehen.
Was anfing als Diskussion über die derzeitigen Proteste in den deutschen Fußball-Stadien entwickelte sich als Klarstellung, wofür die Fankurven derzeit wirklich protestieren. Zum einen gehe es um die „demokratische Akzeptanz der Abstimmung“, wie Kessen es formulierte. Zudem gehe es um das Bewahren der 50+1-Regel in Deutschland, die sicherstellen soll, dass Vereine und dadurch die Mitglieder in diesen Verein das Sagen haben.
Markus Babbel wirkt bei „Hart aber fair“ Fehl am Platz
Inhaltlich bot die Diskussion wenig Neues. Auffällig war nur, wie wenig sich etwa Ex-Spielerinnen und -Spieler wirklich mit der aktuellen Thematik beschäftigen. So war Markus Babbel in die Sendung eingeladen, der inhaltlich wenig beitragen konnte, erst live in der Sendung erstmals davon hörte, dass die Vereinsmitglieder nicht vor der DFL-Abstimmung über den Investoren-Prozess befragt wurden. Auch das trug dazu bei, dass die Fanvertreter ihre Argumente gut und plausibel darlegen konnten. Zudem wurde mit einigen Halbwahrheiten aufgeräumt. Sechs feste Gäste, drei zusätzliche Experten und mehrere Videobeiträge führten in den 75 Minuten allerdings dazu, dass es nicht wirklich in die Tiefe ging. Wohl zum Glück für Martin Kind.