Köln. Ab Donnerstag spielen die deutschen Handballer in der Hauptrunde der EM. Das sind die vier Gegner, gegen die sie bestehen müssen.
Viermal zur Primetime: Die deutschen Handballer bestreiten bei der Heim-EM auch ihre Hauptrundenspiele allesamt um 20.30 Uhr. Den Auftakt macht am Donnerstag in Köln das Duell mit Island (ZDF), der Heimat von Bundestrainer Alfred Gislason. Nach der 30:33-Niederlage am Dienstag im letzten Vorrundenspiel gegen Frankreich startet Deutschland wie auch Island mit null Punkten in die nächste Turnierphase, Frankreich und Ungarn nehmen die Maximalausbeute von zwei Zählern aus der Gruppenphase mit. Nur die beiden Erstplatzierten der Sechsergruppe erreichen das Halbfinale. Für die deutschen Handballer bedeutet das: Jedes Spiel muss jetzt gewonnen werden. Gislason: „Jetzt haben wir vier Endspiele!“
Handball-EM 2024: Das sind die vier Gegner der nächsten Tage
Island (Donnerstag): Das Duell mit Gislasons Heimatland verspricht Stimmung. Tausende Anhänger der Nordmänner feuern ihre Mannschaft bei dieser EM mit vollem Herzblut an. „Gegen das eigene Land zu spielen, ist immer besonders“, sagte Alfred Gislason. Der ewige Geheimfavorit verlor sein abschließendes Vorrundenspiel in der Gruppe C in München am Dienstagabend gegen Ungarn zwar 25:33, das Weiterkommen hatte dank der Niederlage Serbiens gegen das zuvor punktlose Montenegro (29:30) aber schon vor der Partie festgestanden. Gegen Serbien hatte Island zum Auftakt 27:27 gespielt, gegen Montenegro gab es einen 31:30-Sieg. Für Island spielt auch Gisli Kristjansson, Held des Magdeburger Champions-League-Triumphs im vergangenen Sommer. Doch nach seiner Schulter-OP ist der Torjäger noch nicht wieder der Alte. Dafür treffen Omar Ingi Magnusson (Magdeburg) und der einstige Kieler Aron Palmarson. Das Ziel: Halbfinale.
„Das wird genauso ein schwieriges Spiel wie gegen Frankreich. Die sind alle champions-league-erfahren“, sagte Deutschlands Rechtsaußen Timo Kastening. Islands bestes EM-Ergebnis liegt lange zurück - 2010 holte das kleine Land Bronze. Das Spiel gegen Deutschland ist laut Nationaltrainer Snorri Steinn Gudjonsson nun „eine Charakterfrage“ nach dem enttäuschenden Vorrunden-Abschluss. „Wir haben eine schwere Niederlage kassiert und dabei eine schlechte Leistung geboten.“
Österreich (Samstag): Für die größte Überraschung des letzten Vorrundenspieltags sorgten die Österreicher. Durch das 33:33 warf die Mannschaft von Trainer Ales Pajovic den Vize-Europameister Spanien aus dem Turnier. „Das war unglaublich. Wir haben der ganzen Welt gezeigt: Österreich ist am Leben“, sagteder langjährige Magdeburger Torjäger Robert Weber. „Wir fahren nach Kölle, wer hätte das gedacht. Das ist unglaublich, das muss ich erst einmal verarbeiten.“ Acht Sekunden vor Schluss erzielte Janko Bozovic den entscheidenden Treffer zum Ausgleich. Spanien nahm noch ein Timeout, konnte aber nicht mehr kontern. Nach der Schlusssirene kannte der Jubel bei den Österreichern um Bundesligastar Nikola Bilyk keine Grenzen. Die Österreicher, eigentlich alles andere als eine große Nummer im Handball, besiegten Rumänien zum Auftakt 31:24, danach spielten sie in Mannheim 28.28 gegen Kroatien und noch einmal remis gegen Spanien. Eine beachtliche Leistung. „Die Reise ist noch nicht zu Ende“, sagte Österreichs Rückraumspieler Lukas Hutecek vom Bundesligist TBV Lemgo Lippe verheißungsvoll.
Handball-EM 2024: Kroatien ist der dickste Brocken
Ungarn (Montag): Die mit einigen U21-Vizeweltmeistern gespickten Ungarn sind eines der wenigen Teams, das alle Spiele in der Vorrunde gewinnen konnte. Mit 26:24 gegen Montenegro, 28:27 gegen Serbien und 33:25 gegen Island. Ungarn gehört wieder zu den stärkeren Teams Europas, bei der WM im vergangenen Jahr ging es bis ins Viertelfinale. Die Osteuropäer sind für ihren unbändigen Willen auf dem Parkett bekannt und die DHB-Auswahl muss sich am Montag auf 60 Minuten Kampf einstellen. „Das wird ein richtig unangenehmer Gegner. Wir müssen uns ab Sekunde eins dagegenstemmen“, forderte Kapitän Johannes Golla. Das letzte Aufeinandertreffen vor zwei Jahren konnte Deutschland knapp mit 30:29 gewinnen.
Kroatien (Mittwoch): Der wohl größte Prüfstein. Das Team um THW-Kiel-Spielmacher Domagoj Duvnjak besiegten zum Auftakt Spanien mit 39:29 und sorgten damit für eine erste Überraschung dieser EM. Das 28:28 gegen Österreich war dann allerdings eine negative Überraschung. Am Dienstag gab es gegen Rumänien einen 31:25-Erfolg. Der dreimalige Vize-Europameister löste seine Aufgabe gegen den Gruppenletzten nach einigen Anlaufschwierigkeiten letztendlich souverän und konnte bei seinem Erfolg sogar noch Kräfte sparen. Duvnjak kam erst in der Schlussphase zum Einsatz, als die Partie längst entschieden war und der Hauptrunden-Einzug bereits feststand. Zuvor fiel der 35-jährige Rückraumspieler hauptsächlich als Motivator an der Seitenlinie auf. Als bester Werfer der Kroaten glänzte Luka Klarica mit sieben Treffern.
Die deutschen EM-Erinnerungen an Kroatien sind schlecht. Beim letzten Duell vor vier Jahren verlor die DHB-Auswahl das Schlüsselspiel in der Hauptrunde 24:25 und verschlechterte damals die Chancen auf das Halbfinale. Die Mannschaft von der Adria gehört hinter den skandinavischen Titelanwärtern und Rekord-Weltmeister Frankreich zu Europas Top-Teams. „Das könnte unser Endspiel um das Halbfinale werden“, prognostizierte Linksaußen Dahmke vor dem Spiel am nächsten Mittwoch. 2012 und 2016 holte die Auswahl von Goran Perkovac EM-Bronze, 2020 Silber.