Mainz. Bundestrainer Nagelsmann spricht über mögliche Kroos-Rückkehr. Das ist nachvollziehbar, in der Art aber ungeschickt. Ein Kommentar.
Eigentlich hat Julian Nagelsmann doch wenig überraschende Dinge gesagt am Samstagabend im ZDF-Sportstudio: Dass der Bundestrainer den langjährigen Stammtorwart Manuel Neuer im März nach langer Verletzungspause in den Kreis der Nationalmannschaft zurückholen wird, ist selbstverständlich angesichts der fulminanten Leistungen, die er seit seinem Comeback schon wieder gezeigt hat. Ebenso die Tatsache, dass er in der Startelf stehen wird, wenn er dann besser ist als Marc-André ter Stegen. Zumal ter Stegen aktuell ja verletzt ist und erst einmal zeigen muss, dass auch er derart überzeugend zurückkehrt.
Und auch beim Thema Toni Kroos sagt Nagelsmann viele nachvollziehbare Dinge: Natürlich ist eine Rückkehr von Toni Kroos in die Nationalmannschaft ein interessanter Gedanke, natürlich ist ein wichtiger Spieler im Star-Ensemble von Real Madrid automatisch ein Kandidat für die Nationalmannschaft, sogar eine ziemliche Bereicherung – wenn er denn dabei sein will.
Damit sind wir beim Aber: Als Bundestrainer ist es natürlich gut, nachvollziehbare Worte zu sagen, es reicht aber nicht. Man muss sich stets auch ihrer Wirkung bewusst sein. Und mit seinen Sätzen zu Kroos hat Nagelsmann zur Unzeit ein Fass aufgemacht.
Vielleicht hat Toni Kroos dem Bundestrainer längst zugesagt
Es gibt nämlich zwei Varianten: Entweder weiß Nagelsmann, der nach eigener Aussage mehrfach mit Kroos telefoniert hat, jetzt schon mehr, als er sagt – und Kroos hat bereits zugesagt, wieder dabei zu sein. Möglich wäre es, beide werden ja von den selben Beratern vertreten. Oder aber Nagelsmann ist genau so schlau wie wir und hat nur mal laut nachgedacht, vielleicht ja auch mit dem Ziel, ein kleines bisschen Druck auf den Noch-immer-Weltklasse-Mittelfeldspieler aufzubauen.
Ersteres wäre nur etwas ungeschickt in der Kommunikation, weil dieses ohne Not gesetzte Thema natürlich zu gewaltiger (medialer) Aufregung führt. Letzteres aber wäre fatal, weil zusätzlich zur Aufregung das Risiko käme, dass Kroos doch nicht mag. Dann blieben ein düpierter Bundestrainer und eine ganze Reihe düpierter Mittelfeldspieler, allen voran Kapitän Ilkay Gündogan, die das Gefühl haben müssten: So richtig vertraut uns der Bundestrainer wohl nicht, wenn er so gerne einen zurückholen will, der mit dem Thema Nationalmannschaft schon abgeschlossen hatte.