Essen. Bleibt Thomas Müller beim FC Bayern oder wechselt er? Eine der beiden Lösungen verspricht mehr Risiken als Nutzen. Ein Kommentar.
Thomas Müller ist zweifelsohne einer der erfolgreichsten Fußballer der deutschen Geschichte. Weltmeister, zweimal Champions-League-Sieger, elfmal Deutscher Meister, ein Anführer, an dem sich wankelmütige Teamkameraden mental hochziehen können. Dazu ein Gaudi-Typ, der auch in den verfilmten Lausbubengeschichten des Ludwig Thomas hätte mitspielen können. Wenn man jetzt nicht gerade aus Dortmund kommt und Münchner ganz grundsätzlich doof findet, dann darf man ihn als einen landauf, landab beliebten Fußballer bezeichnen.
FC Bayern München: Thomas Müller steht am Scheideweg seiner Karriere
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Seit seinem Bundesligadebüt 2009 hat es häufig gemüllert in Deutschland. In seinem 15. Profijahr aber steht der 34-Jährige am Scheideweg seiner Karriere.
Zwar brauchte Bundestrainer Julian Nagelsmann Müller, der von 2019 bis 2021 schon im DFB-Ruhestand war, zuletzt beim 0:2-Debakel in Österreich als Weckdienst für die schläfrigen Mitspieler in der zweiten Halbzeit. Gut möglich auch, dass Müller mit zur EM fährt. Eine Nominierung wäre ihm nicht persönlich anzulasten – sie würde aber belegen, wie wenig der Umbruch in der deutschen Nationalmannschaft gelungen ist.
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Vor allem aber beim von Thomas Tuchel trainierten FC Bayern wird der Bedarf an dem Improvisationskünstler mit staksigem Gang immer geringer. Es fällt schwer, sich vorzustellen, dass sich Thomas Müller noch einmal über die Rolle des Edelreservisten hinaus beim deutschen Rekordmeister entwickelt – selbst wenn er immer noch seine Einsätze bekommen und auch noch ein paar wichtige Tore hinaus machen wird. Doch was sind die Alternativen? Wechseln? Innerhalb der Bundesliga? Absurd. Ins Ausland, als Star von früher, für den aber nur ein renommierter Klub infrage kommt? Das Risiko ist zu groß, sein Ansehen aufs Spiel zu setzen, Bastian Schweinsteigers Wechsel damals zu Manchester United war auch nicht gerade ein Glücksgriff.
BVB- und Schalke-Fans wünschen sich für ihre Stars, was Müller für Bayern München ist
Vermutlich ist es für einen Profisportler ein verdammt schwieriger Schritt. Aber Thomas Müller sollte zu reduzierten Bezügen und mit weniger Anspruch auf Spielzeit beim FC Bayern bleiben. Die Münchener können sich für die Zeit nach der Rasenkarriere keinen besseren, intelligenteren und eloquenteren Repräsentanten wünschen. Und nebenbei könnte Thomas Müller genau das erreichen, was sie sich im verträumten Fußball-Ruhrgebiet, in Dortmund und Gelsenkirchen, immer für ihre Lieblinge wünschen: dass diese nie für einen anderen Klub auflaufen. Das wäre in der Tat auch für Thomas Müller eine große Errungenschaft in seiner Laufbahn.