Philadelphia. Deutschland hinterlässt auch im zweiten Spiel unter Trainer Nagelsmann einen ordentlichen Eindruck. Am Ende fehlt aber Durchschlagskraft.
Zweites Spiel, zweiter Mutmacher, aber noch ganz viel Arbeit: Julian Nagelsmann kann auch dank Torgarant Niclas Füllkrug mit einem Lächeln aus Amerika nach Hause fliegen. Ein weiterer Sieg gelang der Fußball-Nationalmannschaft mit ihrem neuen Bundestrainer gegen Mexiko nicht. Beim 2:2 (1:1) gegen den Gold-Cup-Sieger demonstrierte die Fußball-Nationalmannschaft vor 62 284 Zuschauern im Financial Field von Philadelphia aber wie schon beim 3:1 gegen die USA einen Aufwärtstrend. Für ein neues Sommermärchen bei der Heim-EM 2024 hat Nagelsmann aber noch reichlich zu tun.
Im Schnellverfahren hat der 36-Jährige der DFB-Auswahl bei seiner Premierenreise in Übersee immerhin ein taktisches Konzept vermittelt. Einsatz und Elan sind zurück, auch wenn defensiv noch manche Lücke klafft. Füllkrug (51. Minute) erzielte zur deutschen Nachtzeit am Mittwoch mit seinem neunten Tor im elften Spiel für Deutschland den Endstand. Antonio Rüdiger hatte die DFB-Elf (25.) in Führung gebracht, Uriel Antuna (37.) und Erick Sanchez (47.) trafen für die Mexikaner.
DFB-Team im November wieder gefordert
Die nächste Bewährungsprobe für Nagelsmann gibt es mit den Spielen gegen die Türkei am 18. November und in Österreich am 21. November - elf Tage später werden dann schon in Hamburg die EM-Gegner ausgelost.
Wie gegen die USA: Intensität und Tempo stimmten. Nagelsmann bekam die erhoffte zweite ernsthafte Probe weit über gängigem Testspielniveau. Und die Stimmung war ein Vorgeschmack auf die noch fern wirkende WM 2026. Die NFL-Spielstätte der Philadelphia Eagles verwandelten Zehntausende mexikanische Fans in eine Partyzone - Feuerwerk auf dem Rasen und den Rängen vor dem Anpfiff inklusive.
Einen frühen deutschen Knalleffekt verhinderte der mexikanische Torwart Guillermo Ochoa. Per Fußabwehr klärte er gegen Florian Wirtz (5.). Ochoa gehörte wie Jesus Gallardo und Hirving Lozano zu den drei Mexikanern, die beim für Deutschland demütigenden 0:1 zum WM-Auftakt 2018 schon in der Startelf dabei waren.
DFB-Team: Müller zurück in der Startelf
Bei der DFB-Elf galt das nur für Thomas Müller, der in seinem 125. Länderspiel eine Halbzeit anstelle von Füllkrug im Sturm spielte. Den Torriecher des Dortmunders hatte der Münchner aber in Amerika nicht. Nagelsmanns zweiter Startelf-Wechsel war eine Dortmunder Rochade. Niklas Süle für Mats Hummels, damit war der Belastungs-Debatte vor der Bundesliga-Fortsetzung des BVB schon am Freitag gegen Werder Bremen Genüge getan. Das Borussia-Quartett konnte relativ stressfrei die frühere Heimreise per Charter-Jet antreten.
Nagelsmann wollte seine gegen die USA gestartete Pärchen-Bildung gerade in der Zentrale fortsetzen. Automatismen statt Experimente. Pascal Groß und İlkay Gündoğan, davor Jamal Musiala und Wirts - das ist das neue Herzstück.
In der DFB-Defensive fand Gimenez aber immer wieder die Lücken in den Schnittstellen. Einmal schoss er knapp vorbei (10.), einmal hatte Robin Gosens (27.) Glück, dass sein Schubser vom amerikanischen Schiedsrichter Rubiel Vazquez nicht mit einem Elfmeter bestraft wurde.
Keine Torchancen in der umkämpften Schlussphase
Offensiv war Gosens effektiver. Seine Kopfballverlängerung nach einem Eckball von Leroy Sané lenkte Rüdiger ebenfalls per Kopfball ins Tor. Müller jubelte später schon über das vermeintliche 2:0, die Abseitsentscheidung von Vazquez quittierte er mit einem erhobenen Zeigefinger. Doppelt bitter: Im Gegenzug konnte Süle 2018er-Torschütze Lozano nicht blocken, Antuna war vor Rüdiger zum Ausgleich am Ball.
Mexiko startete furios in die zweite Hälfte. Gosens ließ Antuna flanken, Sanchez übersprang den einen Kopf größeren Süle. Wie gegen die USA lag Deutschland zurück. Doch Füllkrug zeigte wieder seine Effektivität und staubte zum schnellen Ausgleich ab. Die Mexikaner drängten auf den Siegtreffer, Deutschland versuchte über den agilen Leroy Sané zu kontern, klare Torchancen gab es in einer taktisch und kämpferisch geprägten Schlussphase nicht mehr. (dpa)