Hartford. Der erste Test für den neuen Bundestrainer Julian Nagelsmann läuft erfolgreich: Gegen die USA gibt es einen hochverdienten 3:1-Sieg.
Am späten Samstagnachmittag (Ortszeit), nach rund einer Stunde Spielzeit, konnte Julian Nagelsmann zufrieden durchatmen. Man erkannte im Nieselregen von Hartford/Connecticut sogar ein Lächeln beim neuen Bundestrainer. Er hatte auch guten Grund dazu.
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft bewies Esprit und Kreativität, steigerte sich im Testspiel gegen die USA mit fortwährender Spieldauer immer mehr und bescherte ihrem Chef eine gelungene Premiere. Am Ende stand vor 37.743 Zuschauerinnen und Zuschauer im Pratt & Whitney Stadium ein 3:1 (1:1)-Sieg gegen den amerikanischen Nations-League-Sieger nach Toren von Ilkay Gündogan (39.), Niclas Füllkrug (58.) und Jamal Musiala (61.). US-Kapitän Christian Pulisic hatte die Gastgeber mit einem herrlichen Distanzschuss zunächst in Führung gebracht (28.).
Der 36-jährige Nagelsmann überraschte mit seiner ersten Aufstellung als Cheftrainer. Dass Mats Hummels nach etwas mehr als zwei Jahren gegen die USA sein Comeback geben würde, war abzusehen. Dass er aber Pascal Groß und nicht Leon Goretzka die Rolle als Ersatz des erkrankten und abgereisten Joshua Kimmich im defensiven Mittelfeld anvertrauen würde, verwunderte etwas.
Schnell nach vorne, anfällig nach hinten
„Wir wollen die Art und Weise, wie wir spielen wollen, mit einer gewissen Passion füllen“, hatte Nagelsmann angekündigt. „Wir werden nicht alles, was wir uns vorstellen und trainiert haben, zu 100 Prozent umsetzen können. Das ist normal, viele Dinge sind neu und anders.“
Wie es künftig aussehen könnte, ließen die Deutschen nach elf Minuten zum ersten Mal erahnen. Musiala und Florian Wirtz trugen den Ball zügig durchs Mittelfeld nach vorne, nahmen Robin Gosens auf der linken Seite mit. Der Profi von Union Berlin gab zurück zu Wirtz, der direkt weiterleitete auf Groß. Der 32-Jährige wollte es mit der Innenseite seines rechten Fußes etwas zu genau lösen – und traf aus 17 Metern den Pfosten. Andererseits, auch das zeigten die ersten rund 20 Minuten, zeigten die DFB-Elf Anfälligkeiten, wenn sich die Amerikaner nach Ballgewinnen, häufig durch unpräzise deutsche Pässe leicht verdient, schnell hinter die sehr hochstehende Abwehr kombinierten.
Der frühere BVB-Profi Chritian Pulisic sorgt für den ersten Schreck
Der ehemalige Dortmunder und heutige Milan-Profi Pulisic sorgte dann für den erste Schreck für Trainer Nagelsmann. Füllkrug hatte gerade im US-Strafraum nicht genau genug gezielt, um Torwart Matt Turner zu überwinden. Da bekam Pulisic auf der linken Seite den Ball und zog nach innen. Groß griff nicht an, Jonathan Tah ließ sich leicht überlaufen. Hummels bot bloß Geleitschutz, Antonio Rüdiger griff nicht an – und Gündogan kam zu spät, als Pulisic den Ball aus 20 Metern und unhaltbar für Marc-André ter Stegen zum 1:0 (28.) in den rechten Winkel schlenzte.
Man merkte der deutschen Elf an, dass ihr die vergangenen zehn Monate zugesetzt hatten. Sie brauchte ein wenig, um sich wieder zu berappeln. Zeigte dann jedoch, dass sich da etwas getan haben muss in diesen Tagen unter Nagelsmann. Sané dribbelte mutig auf die amerikanische Verteidigung zu. Feiner Doppelpass mit Gündogan. Leroy Sané selbst blieb dann an Turner hängen, legte aber rechtzeitig noch auf Gündogan ab – und der Kapitän schob zum Ausgleich ein 1:1 (39.).
Mit Schwung aus der Kabine
Und Nagelsmann? Den hielt es in der ersten Halbzeit kaum auf seinem Platz. Der 36-Jährige tigerte in seiner Coachingzone auf und ab, gab viele Kommandos, klatschte immer wieder aufmunternd in die Hände. Mit Pausenpfiff war Nagelsmann in die Kabine gesprintet, um die Zeit möglichst effizient nutzen zu können. Als erster war er 15 Minuten später wieder auf dem Platz.
Er sah dann, wie seine Elf mit Schwung aus der Kabine kam. Füllkrug feuerte gleich nach Vorarbeit von Gündogan aufs Tor, doch Turner fuhr rechtzeitig den Arm aus (49.). Neun Minuten später war er geschlagen. Weil sich die deutsche Mannschaft über Sané und Musiala wunderbar bis an den Strafraum spielte. Gosens steckte zu Füllkrug durch, der den Ball zum 2:1 in die rechte Ecke wuchtete.
Die erste Elf betrieb Eigenwerbung
Und es ging munter mit dem 3:1 weiter. Mit etwas Glück brachte Musiala den Ball zu Füllkrug, der spielte zurück zum Münchener, der ihn über die Torlinie grätschte (61.). Das sah nun richtig nach etwas aus. Sané (70.) hatte den vierten Treffer auf dem Fuß.
Nagelsmann wechselte anschließend durch. Sané und Groß gingen für Julian Brandt und Leon Goretzka (70.). Zuvor kamen schon Kai Havertz und Niklas Süle für Wirtz und Hummels in die Partie. Die erste Elf aber betrieb Eigenwerbung. Am Dienstagabend (Ortszeit) im zweiten Test in Philadelphia gegen Mexiko gilt es daran anzuknüpfen.