Foxborough. Die beiden Routiniers könnten noch einmal gemeinsam zur EM fahren. Das ist nachvollziehbar, doch zeigt auch die Probleme der Nationalmannschaft.

Sie verhielten sich wie alte Kumpels, scherzten und lachten in der Lufthansa-Maschine 422, die am Montag von Frankfurt nach Boston flog. „ThoMats“ wie sie sich selbst nennen, also Thomas Müller und Mats Hummels, verbrachten in ihrer Fußballer-Karriere ja schließlich schon unzählige Stunden miteinander. Vor allem, wenn es auf Dienstreise mit der deutschen Nationalelf ging. Von 2016 bis 2019 standen sie zudem gemeinsam beim FC Bayern München unter Vertrag.

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Hummels und Müller sind auf einer Wellenlänge, sie fordern sich in einem eigenen YouTube-Format regelmäßig zu Wettkämpfen heraus. Zusammen feierten sie große Erfolge, ganz oben steht der Triumph bei der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien.

Nagelsmann setzt auf Hummels und Müller

Nun sind sie noch einmal vereint, womöglich auch bei der Heim-Europameisterschaft im kommenden Jahr in Deutschland. Die Rückhol-Aktion von Hummels war die erste Überraschung, mit der der neue Bundestrainer Julian Nagelsmann um die Ecke kam. Dessen Vorgänger Hansi Flick berief im September bereits Müller zurück in die DFB-Elf. Bei Flick schien es eine Verzweiflungstat zu sein. Dass Julian Nagelsmann auf Hummels und Müller setzt, ist Kalkül.

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Für beide Nominierungen gibt es schließlich triftige Gründe. Hummels und Müller haben einen reichen Erfahrungsschatz, sie geben der Mannschaft Struktur, sie haben sich in dieser Saison noch einmal in eine starke Form gebracht, die auch dem deutschen Team gut zu Gesicht steht. Sie zählten viele Jahre zu den Identifikationsfiguren des Verbandes und seiner Vorzeigemannschaft: von den jungen Wilden bei der WM 2010 bis zum Titelgewinn vier Jahre später. Immer skandalfrei.

Umbruch um DFB-Team verzögert sich weiter

Sie waren allerdings auch ins Scheitern bei zwei beziehungsweise drei Turnieren verwickelt. Hummels und Müller stehen für die große Vergangenheit, gewiss aber nicht mehr für die Zukunft. Der Umbruch der Nationalmannschaft verzögert sich weiter, das geht insbesondere aufs Konto von Flick und Joachim Löw, die sich damit äußerst schwertaten.

Nagelsmann musste eine verunsicherte, nicht eingespielte Mannschaft übernehmen. Die Zeit bis zum Turnier ist überschaubar. Dass er sich da noch mal an die beiden Anker Müller und Hummels klammert, ist verständlich und könnte entscheidend für eine erfolgreiche EM sein. Anschließend braucht es langfristige Lösungen.