Hagen. Alle Jahre wieder kommt Weihnachten überraschend: Zwölf Tipps, was an den Rest-Tagen noch zu tun ist – mal ernst und mal augenzwinkernd
Eine Adventsfeier nach der anderen. Glühwein-Stresstest beim Weihnachtsmarkt-Hopping. Seelenwärme allenthalben. Doch dahinter lauert die Weihnachtspanik. Bei keinem anderen Anlass im Jahr müssen Hausmänner und Hausfrauen mit so vielen To-Do-Listen jonglieren. Von To-Do-Listen-Krisen an Pfingsten hat niemand je gehört. Bei Weihnachten hingegen hat sich darum eine ganze Industrie entwickelt, es gibt Weihnachtsplaner und Weihnachts-Apps. Warum eigentlich? Egal. Die Uhr läuft. Noch wenige Tage, bis die Geschenke unterm Baum ausgepackt werden dürfen. Wir haben Tipps für einen erfolgreichen Countdown gesammelt.
Der Christbaum. Beim Christbaum scheiden sich die Geister. Die einen machen aus der Auswahl der Festtanne einen Familienausflug, der von langer Hand vorbereitet wird. Auf der anderen Seite stellen sich mitfühlende Geister die Frage: Was wird aus all den Christbäumen vor dem Baumarkt oder Supermarkt, die bis Heiligabend kein Match finden, um es mal in Tinder-Sprache zu formulieren. Das zerreißt einem ja das Herz! Wer also der Initiative „Auch hässliche Bäume verdienen ein Zuhause“ angehört, der sollte sich erst Heiligabend kurz vor Mittag zum Baumkauf rüsten. Das kann ein wenig Nervenkitzel mit sich bringen, spart aber mitunter richtig viel Geld, denn der Christbaum-Verkäufer will ebenfalls nach Hause (Tipp für Fortgeschrittene: Vorher mal abklären, ob er überhaupt Heiligabend noch da steht).
Batterien: Steckdosen sind so out. Unzählige batteriebetriebene Lichterketten und Mikrolämpchen sorgen an Weihnachten für besinnlichen Glanz. Obacht: Diverse Geschenke für Kinder laufen auch nur mit Energiezellen. Was nutzt die tolle Seifenblasen-Maschine im Rasenmäherlook oder das Feuerwehrauto mit Blaulicht und Signalhorn, wenn nicht genug Saft vorhanden ist, es zu betreiben. Und auch, wer Schatz oder Schätzin den heißersehnten Akku-Hochentaster kredenzt, sollte sicherstellen, dass ein Akku nebst Ladegerät im Haus ist.
Noch mehr Akkus: Kühlakkus haben schon so manches Weihnachtsmenü gerettet. Denn in der Regel quillt an den Feiertagen der Kühlschrank über, sogar wenn Onkel Waldemar und Tante Hetty nicht zum Dreigängemenü geladen sind. Hier hat es sich bewährt, Nachtisch und Vorspeisen oder was sonst kühl gehalten werden muss, in Klappkisten auf Tiefkühlakkus zu stellen, am besten in einem kühlen Raum wie dem Schlafzimmer oder Keller. Getränke können je nach Wetter draußen gekühlt werden. Bei Speisen ist davon strikt abzuraten, sofern sie nicht in Safelock-Boxen verstaut sind, denn auch Waschbär, Maus und Ratte mögen Creme brulee und Trilogie von der Forelle an Wasabischaum.
Geschenke: Wer seine Geschenke entspannt im Geschäft vor Ort kaufen möchte und das noch nicht erledigt hat, muss den Kalender trotzdem nicht allzu verbissen im Blick haben. Die meisten Läden haben am Heiligabend vormittags geöffnet. Der Käufer darf dann zwar nicht mehr darauf hoffen, besonders verschrobene Wünsche bedient zu kriegen, aber Parfüm, Socken und Bücher gehen bekanntlich immer. Wer sich die Bescherung jedoch lieber nach Hause bringen lässt, sollte auf der Website des jeweiligen Online-Händlers recherchieren, bis wann die Waren gelingsicher bestellt sein müssen. Amazon zum Beispiel gibt den 19. 12. als Ultimo an; Amazon-Prime-Kunden können sogar bis zum 23. 12. shoppen. Media-Markt gibt ein Lieferversprechen für Kunden, die bis zum 21. 12. um 12.21 Online einkaufen. Nur lehrt die Erfahrung: Auf den letzten Drücker kann bei Lieferdiensten richtig viel schiefgehen. Wer das Bestellen wirklich nicht zeitig auf die Reihe kriegt, ist mit einem Gutschein besser dran.
Zeit gestalten: Weihnachten ist mehr als Heiligabend. An den Feiertagen darf man nicht arbeiten, es sei denn man ist Polizist, Busfahrerin oder hat einen Pflegeberuf. Alle anderen sollten sich frühzeitig mit der Frage beschäftigen, wie diese lange Zeit gefüllt werden will. Sind genug Brettspiele im Haus? Will man wirklich drei Tage lang mit den Kindern vor dem neuen Ultra-Großbildfernseher abhängen und „Herr der Ringe“ schauen? Falls nicht, sollte man sich nach familientauglichen Ausflugszielen umsehen. Weihnachtsmärchen im Theater Hagen, Ritter und Burgfräulein spielen auf Burg Altena, Tiere entdecken im Zoo Dortmund oder auf dem Skywalk Willingen die Höhensicherheit testen oder in Winterberg einen Spaziergang mit Winterromantik genießen. Bitte denken Sie daran, dass viele Familienmuseen und Freizeitattraktionen über die Feiertage geschlossen sind.
Winterreifen: Apropos Winterberg. Wer die Feiertage nutzen will, um auf Kunstschnee Ski zu fahren oder zu rodeln, sollte damit rechnen, dass das Wetter in Höhenlagen anders ausfallen kann als im Flachland. Winterreifen sind für Weihnachtsausflüge eine gute Wahl.
Gottesdienste: Eigentlich geht es Weihnachten ja gar nicht um Geschenke. Wer sich und seine Kinder an den Sinn des Festes erinnern möchte, sollte sich bei seiner Kirchengemeinde oder bei den umliegenden Gemeinden nach den Gottesdienstzeiten erkundigen. Das geht prima im Internet unter dem Stichwort: Weihnachtsgottesdienste und dann der Ort. In der Regel ist das Angebot gestaffelt, von der Krippenfeier am Nachmittag für Familien mit Kindern über die besondere Christmette an Heiligabend bis zum festlichen Hochamt mit Musik und Chor am ersten Feiertag. Auch Nichtchristen sind bei Weihnachtsgottesdiensten willkommen. Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, ruft vorher im Gemeindebüro an, in welchem Gottesdienst es erfahrungsgemäß besonders voll wird. Die jeweiligen Zeiten findet man auf den Homepages der Gemeinden.
Filet & Co: Wer kein Vegetarier ist, sollte Fleisch oder Fisch vorbestellen. Unvergessen ist der legendäre Ausruf eines Metzgermeisters aus dem Sauerland, als an Heilig Abend die Kundschaft einstimmig bestes Rinderfilet forderte. „Was glaubt Ihr denn, wie viele Filets so eine Kuh hat“, knurrte der empörte Meister. Wer an den Feiertagen etwas Besonderes auf den Tisch bringen möchte, sollte den Fleischer seines Vertrauens frühzeitig einbinden, also spätestens jetzt. Der kann sagen, wieviel Vorlauf er benötigt, um den Krustenbraten zu pökeln. Auch die Fischtheke freut sich über Vorbestellungen für Lachs und Karpfen.
Das Baguette: Beim Bäcker vorbestellen. Wem Heiligabend einfällt, dass er noch vier Baguettes und dreimal Königskuchen braucht, der sollte früh aufstehen. Auch beim Brot gilt: Der Bäcker freut sich, wenn er weiß, was er vorbereiten muss. Das ist auch nachhaltiger, weil weniger Lebensmittel verschwendet werden. Und dann: Einfach abholen, ohne Stress.
Guten Appetit: Kartoffelsalat mit Würstchen oder Fondue und Raclette sind nicht ohne Grund der Klassiker an Heiligabend. Das lässt sich gut vorbereiten, ist schnell gemacht und schmeckt allen. Es ist nur allzu menschlich, dass männliche und weibliche Küchenfeen ausgerechnet an Weihnachten zeigen wollen, was sie am Herd drauf haben. Das ist keine gute Idee. Die Gefahr ist zu groß, dass man sich völlig verausgabt, die Nerven verliert und schlecht gelaunt herumpflaumt. Oder dass die Familie im Boeuf Bourguignon nur herumstochert. Auf der sicheren Seite ist man mit einfachen, bewährten Rezepten, die Koch oder Köchin viel Zeit lassen, mit den Kindern zu spielen oder entspannt im neuen Buch zu schmökern.
Ruhe bewahren: Der ganze Stress muss nicht sein. Der Sinn von Weihnachten ist gar nicht, seine Lieben mit Geschenken zu bombardieren, auf Krampf heile Welt zu spielen und das Haus so geschmackvoll zu dekorieren, wie es die schicken jungen Frauen auf Instagram in ihren Filmchen vormachen. Der Sinn von Weihnachten ist es, unwiederbringliche Zeit mit den liebsten Menschen zu verbringen und dabei auch an die zu denken und denen zu helfen, denen es nicht so gut geht. Es darf auch ruhig mal knallen.
Weihnachtsgruß: Alle Jahre wieder das Gleiche. Der erste Weihnachtsgruß landet im Briefkasten. Ein frohes Fest, ruhige Tage zwischen den Jahren und einen fröhlichen Start in ein hoffentlich gutes neues Jahr werden gewünscht. Es wärmt das Herz, wenn jemand an einen denkt. Und jedes Jahr nagt es am eigenen Ego, wenn der Zeitpunkt verpasst ist, selbst Freunden, Verwandten oder einfach Menschen, an denen einem etwas liegt, diese Aufmerksamkeit zuteilwerden zu lassen. Nicht in diesem Jahr. Noch ist etwas Zeit bis zum Fest. Bis zum 21. Dezember muss der Weihnachtsgruß er bei der Post sein, um rechtzeitig beim Adressaten zu landen. Luft Zeit genug also, um noch Kärtchen oder Briefpapier zu besorgen - wenn nicht noch vorhanden, weil im vergangenen Jahr versäumt wurde zu schreiben: der Weihnachtsgruß.