Brüssel. Ist das Verbot von Bleimunition eigentlich schon vom Tisch? Nicht ganz. Die Kommissionspräsidentin sorgt jetzt für etwas Klarheit.

Offiziell ist das Thema immer noch nicht ganz vom Tisch, aber langsam verfestigt sich die gute Nachricht: Die EU wird den Schützenvereinen doch nicht verbieten, bleihaltige Munition einzusetzen. Das Gleiche gilt für Sportschützen. Das hat Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in einer Antwort auf ein Schreiben des Briloner SPD-Bundestagsabgeordneten Dirk Wiese deutlich gemacht.

Prinzipiell ist Bleimunition schädlich für die Umwelt. Das Schwermetall ist giftig, Vögel gehen daran zugrunde, es schädigt Gewässer. Die Europäische Chemieagentur (ECHA) geht davon aus, dass jedes Jahr in der EU 44.000 Tonnen Blei in die Umwelt gelangen. Die Agentur hatte deshalb ein weitgehendes Verbot von Bleimunition ins Gespräch gebracht. Sportschützen und Schützenvereine sammeln die Munition jedoch in der Regel in Kugelfängen auf, so dass die Folgen für die Umwelt minimal sind. Bleifreie Munition ist teurer und zum Teil für ältere Waffen nicht geeignet.

„Kulturelles Erbe ist der Kommission bewusst“

„Was das traditionelle Sportschießen im Rahmen von Schützenfesten und anderen Veranstaltungen betrifft, kann ich Ihnen schon jetzt versichern, dass sich die Kommission der Bedeutung dieser Form des kulturellen Erbes bewusst ist, und dass sie sich für dessen Förderung und Schutz in ganz Europa einsetzt“, schreibt Ursula von der Leyen an Dirk Wiese. „Mein Kabinett hat sich mit den praktischen Bedingungen befasst, unter denen diese kulturellen Sportveranstaltungen wie das „Vogelschießen“ stattfinden. Alles deutet darauf hin, dass das Risiko einer Verstreuung wesentlicher Bleimengen in der jeweiligen Umgebung extrem gering ist“, heißt es in dem Brief. Auch Schießsportwettkämpfe und -training sollen nicht eingeschränkt werden. Allerdings prüfe und bewerte die ECHA die Vorschläge noch „umfangreich“.

„Ich begrüße die Äußerungen von Ursula von der Leyen in ihrer Antwort, zumal sie jetzt auch für die neue EU-Kommission spricht“, sagte Wiese. „Ich erwarte allerdings, dass sich auch die Europäische Chemieagentur zeitnah schwarz auf weiß äußert. Denn offiziell ist das Verbot noch nicht abgeräumt.“