Hagen. Die Bilanz der katholischen Synodalversammlung ist gemischt. Minimalkompromisse, keine Bewegung in der Frauenfrage. Was sagen die Vertreter der Region?

Pastor Ludger Hojenski aus St. Ewaldi Dortmund wird im Mai seine erste queere Taufe leiten, der Täufling hat zwei Väter. Mit den Beschlüssen des Synodalen Weges sind gleichgeschlechtliche Partnerschaften nun als Lebensrealität in der katholischen Kirche angekommen, ebenso wie die Existenz von transsexuellen und nichtbinären katholischen Personen erstmals anerkannt wird. Das ist ein großer Schritt. Dennoch schwanken die Reaktionen der Delegierten auch in unserer Region zwischen Zuversicht und Frustration.

„Die überwiegende Zahl der Synodalen hat im guten Sinne gerungen“, bilanziert Hojenski die Vollversammlung in Frankfurt, an der er als Vertreter des Priesterrates im Erzbistum Paderborn teilnahm. „Aber man muss auch feststellen, dass einige Bischöfe überhaupt nicht abgestimmt haben.“

Als Priester und Leiter des Pastoralen Raums St. Ewaldi Dortmund ist der gebürtige Hagener „sehr dankbar, dass die Frage der Segnung aus der Grauzone herausgeholt worden ist“. Im Prinzip könnte es sofort Segensfeiern für wiederverheiratete Geschiedene und homosexuelle Paare geben. „Ich muss nicht darauf warten, bis mir ein Bischof sagt: So wird dabei gebetet. Segnen heißt ja auch, das Gute zu akzeptieren, das vorhanden ist. Und Liebe ist etwas Gutes.“

Enttäuschung in der Frauenfrage

In der Frauenfrage konnte sich die Synodalversammlung jedoch nicht zu weitreichenden Beschlüssen durchringen. Hojenski: „Ich kann gut nachvollziehen, dass viele Frauen sehr enttäuscht sind.“ Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck hatte in seiner Wortmeldung zum Thema gesagt: „Weihe kann nicht an ein Geschlecht gebunden werden. Wir müssen aber auch über weitere Sakramente nachdenken.“ Sehr berührt war Pastor Hojenski vom tief bewegenden Diskussionsbeitrag von Schwester Dr. Katharina Ganz, Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen, die unter Tränen sagte: „Ich bin existenziell von diesen Fragen betroffen. Wir brauchen konkrete Handlungsschritte. Meine innere Wunde wird erst heil, wenn wir wirklich den vollen Zugang haben in unserer Kirche, zu allen Diensten und Ämtern. Ich lebe gern als Ordensfrau, aber ich kann einen Teil meiner Berufung nicht leben. Das ist nicht gefühlt, sondern erfahren.“

Jan Hilkenbach aus Brilon ist zusammen mit Nadine Mersch Vorsitzender des Diözesankomitees im Erzbistum Paderborn und vertritt die Laien des Erzbistums im Zentralkomitee der Deutschen Katholiken. Darüber ist er für den Synodalen Weg delegiert. „Wir haben es auf unserem Weg vielleicht aus dem Startblock geschafft, aber wir haben es nicht ins Ziel geschafft“, beschreibt er sein Resümee. Denn der synodale Weg wurde ins Leben gerufen, um Strukturen zu reformieren und dadurch systemisch begünstigende Faktoren für sexualisierte Gewalt zu beseitigen. „Das ist nicht gelungen. Ich glaube aber trotzdem, dass der Synodale Weg ein sehr wichtiger Schritt war. Wir stehen jetzt an dem Punkt, dass die Themen auf dem Tisch liegen. Nun schlägt die Stunde der Bistümer.“ Mit der 22-jährigen Dortmunder Studentin Finja Miriam Weber wurde ein Mitglied aus dem Paderborner Diözesankomitee in den Synodalen Ausschuss gewählt, der den Synodalen Prozess in den nächsten Jahren weiterführt.

Paderborn will mehr Synodalität

Das Erzbistum Paderborn unterstreicht die Bedeutung, die Synodalität künftig bei Entscheidungsprozessen erlangen soll. In einer gemeinsamen Stellungnahme betonen Diözesanadministrator Dr. Michael Bredeck, Weihbischof Matthias König, Weihbischof Dr. Dominicus Meier OSB und Weihbischof Josef Holtkotte als Teilnehmer der Synodalversammlung, dass der bisherige Weg richtig war und weitergeführt wird. „Wir müssen eingestehen, dass der Synodale Weg in seiner Komplexität manche auch überfordert hat. In nicht wenigen Gemeinden fand er zudem nur verhaltenes Interesse. Das gilt allerdings nicht für die angesprochenen Themen wie Aufarbeitung des Missbrauchs, Prävention, die Frage nach mehr Teilhabe, Geschlechtergerechtigkeit, der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare sowie der Öffnung von sakramentalen Ämtern für Frauen“, heißt es in der Erklärung und weiter: „Nach den drei Jahren des gemeinsamen Unterwegsseins ist uns klar, dass wir Synodalität in unserem Erzbistum auf allen Ebenen fördern wollen.“

Viele positiven Erfahrungen

Pastor Hojenski nimmt viele positive Erfahrungen mit in seine Gemeindearbeit in Dortmund. „Tief berührt war ich, als das Dokument zum Umgang mit Menschen unterschiedlichen Geschlechts angenommen wurde. Die Frage nach Transsexualität und Intersexualität ist eine Frage, die viele Menschen betrifft, und alle diese Menschen haben Familien, die ebenfalls davon betroffen sind.“

Zu den unangenehmen Erlebnissen gehörten die Auftritte der konservativen Gruppe Maria 1.0 und weiterer rechtskonservativer Kräfte. „Deren Agieren fand ich ganz schwierig und über die Grenze gehend. Die haben eine Kunstperformance zum Thema Missbrauch und Verstrickung als satanistisch bezeichnet. Und die schrien immer: Wir wollen keinen neuen Luther. Da habe ich gedacht: Wie blöd ist das denn und zurück gerufen: Gottes Liebe ist so wunderbar.“