Arnsberg. Der Arnsberger Kinder- und Jugendarzt Dr. Burkhard Lawrenz sieht keine Notwendigkeit für eine Schnelltest-Pflicht für Grundschüler.

Schulen in Nordrhein-Westfalen sind seit Montag in den Wechselunterricht zurückgekehrt, aber aus Infektionsschutzgründen nicht alle. Dennoch steht in der Öffentlichkeit die Frage im Raum, ob Schulen nun zu Pandemietreibern werden. Auf Grundschulen bezogen, sagt der Arnsberger Kinder- und Jugendarzt Dr. Burkhard Lawrenz ein klares Nein. Der Mediziner ist Vorstandsmitglied des Landesverbands Westfalen-Lippe im Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) und Sprecher des Ausschusses Prävention im BVKJ-Bundesverband.

Der Arnsberger Kinder- und Jugendarzt Burkhard Lawrenz.
Der Arnsberger Kinder- und Jugendarzt Burkhard Lawrenz. © Unbekannt | privat

Wie beurteilen Sie die Situation in Grundschulen?

Nach meiner Auffassung konnten Grundschulen am Montag bedenkenlos wieder öffnen – und es bedarf in meinen Augen keiner Testpflicht in Grundschulen. Denn Kinder unter zehn Jahren sind nur selten asymptomatisch infiziert und auch dann nur wenig infektiös; von ihnen geht also nur eine geringe Ansteckungsgefahr aus. Das wird in der Öffentlichkeit bislang zu wenig berücksichtigt.

Dass Lehrer oder Mitschüler sich im Unterricht bei Grundschülern anstecken, ist bei Einhaltung der AHA-L-Regeln eine Rarität. Einzelne Untersuchungen haben ergeben, dass 80 Prozent der an Covid-19 erkrankten Lehrer und Schüler außerhalb der Schule angesteckt wurden.

Allerdings ist es weiterhin wichtig, dass Schüler (und natürlich auch Lehrer), die einen Infekt haben, zu Hause bleiben und sich einem Test durch medizinisches Fachpersonal unterziehen

Bekommen Grundschüler Selbsttests problemlos hin?

Die Selbsttests, die an die nordrhein-westfälischen Schulen ausgeliefert wurden, sind nicht so kindgerecht, dass Grundschüler sie problemlos allein hinbekommen. Das muss unter Aufsicht geschehen. Es ist auch zu befürchten, dass es durch fehlerhafte Anwendung zu einer nicht unerheblichen Zahl falscher Ergebnisse kommt.

Bei Schulformen oberhalb der Grundschule macht eine Test-pflicht dagegen Sinn. So kann der Schulbetrieb aufrechterhalten bleiben.

Aber eigentlich wäre es sinnvoller, wenn die Selbsttests zu Hause durchgeführt werden. Hier lauert allerdings die Gefahr, dass „geschummelt“ wird.

Manche Eltern sorgen sich wegen der Tests. Berechtigt?

Die Sorgen von Eltern, dass ein Kind mit positivem Selbsttest in der Schulklasse bloßgestellt wird, kann ich nachvollziehen. Aber: Ein guter Lehrer wird Mobbing verhindern können. Nicht nachvollziehen kann ich Diskussionen um Verletzungsgefahren beim Drehen des Teststäbchens in der Nase des Kindes. Dieses Thema wird in der Öffentlichkeit aufgebauscht. Hier wird ein Aspekt instrumentalisiert, um Selbsttests in Schulen generell zu verhindern.