Altena. Die Feuerwehren im Land trauern um ihre beiden verstorbenen Kameraden aus dem Märkischen Kreis. Wie ein Notfallseelsorger zur Seite stehen kann.
Seit Donnerstag finden sich an Feuerwehrwagen im gesamten Bundesgebiete Trauerflore. Feuerwehrleute wollen damit in den kommenden zwei Wochen ihrer beiden im Unwettereinsatz im Märkischen Kreis verstorbenen Kameraden gedenken. Einer von ihnen, ein 52-Jähriger, war in Werdohl mutmaßlich nach einem internistischen Notfall verstorben.
Der andere, ein 46-Jähriger, hatte in Altena gerade einen Mann aus dem Wasser gezogen und das Leben gerettet, als er bei dem Versuch, wieder in das Einsatzfahrzeug zu steigen, abrutschte und von der Strömung mitgerissen wurde. Er konnte später nur noch tot geborgen werden.
Großer Zusammenhalt unter Feuerwehrleuten
Der Alptraum schlechthin: Ein Feuerwehrmann, der andere Menschen vor dem Schlimmsten bewahrt, muss seinen Einsatz mit dem eigenen Leben bezahlen. Und gleichzeitig ist der Alptraum für Feuerwehrleute, die in ihren Reihen einen großen Zusammenhalt pflegen, dass sie den Tod eines Kollegen beklagen müssen.
Ulrich Slatosch ist „Beauftragter für die Seelsorge in Feuerwehr und Rettungsdienst im Bistum Essen“. Der erfahrene Notfallseelsorger und Diakon lebt in Altena und ist seit Mittwoch in seinem von der Außenwelt abgeschnittenen Wohnort pausenlos im Einsatz. Nach einer Sitzung des Krisenstabes, an der er teilnimmt, hat er kurz Zeit, Fragen des Reporters zu beantworten.
Hunderte Helfer im Einsatz
Er war selbst Feuerwehrmann, weiß von den Gefahren bei Einsätzen, aber auch, dass es nichts Schlimmeres gibt, als einen Kameraden zu verlieren. Und dass doch der Einsatz bei einer dramatischen Hochwasserlage wie in Altena weitergehen muss: „Es geht nur noch darum, irgendwie zu funktionieren.“
Hunderte Helfer sind derzeit in den Hochwassergebieten im Land im Einsatz. Der Deutsche Feuerwehrverband (DFV) erinnerte am Donnerstag an die „beeindruckende Zusammenarbeit aller beteiligten Kräfte“. Vizepräsident Frank Hachemer: „Es gab Sicherheit zu sehen, wie stillschweigend diese Menschen, die im Alltag selten gemeinsam im Einsatz sind, einfach zusammen funktionierten.“ Aber sich dabei auch in persönliche Gefahr begaben.
Menschen in Not Halt geben
Diakon Slatosch selbst war am Mittwoch nach dem tragischen Unglück nicht an der Stelle in Altena, an der der 46 Jahre alte Feuerwehrmann sein Leben lassen musste. „Ein Kollege aus unserem Team war vor Ort“, sagt er, „alle anderen kamen wegen der Wassermassen nicht bis dahin durch.“
Ein Notfallseelsorger gibt Menschen in Krisensituationen oder bei traumatischen Ereignissen Halt. Er ist so geschult, dass er, wenn er gerufen wird, sich sofort darauf einstellen kann, „was mir das Gegenüber signalisiert“, wie es Ulrich Slatosch ausdrückt. „Denn die Menschen reagieren sehr unterschiedlich auf das Erlebte.“
Die einen könnten ihre Gefühle sehr wohl ausdrücken – „dann sind wir als Zuhörer gefragt“, andere brächten bisweilen keinen Ton heraus. „Wir verstehen uns immer als Begleiter von Menschen in ihrer Not“, so der Diakon.