Büren. Die Insolvenz in Eigenverwaltung wurde aufgehoben: Der Flughafen Paderborn-Lippstadt nimmt am 1. Mai den regulären Geschäftsbetrieb wieder auf.
Der Flughafen Paderborn-Lippstadt beginnt den Wonnemonat Mai mit einer freudigen Nachricht: Nachdem das Amtsgericht Paderborn die vor sieben Monaten gestartete Insolvenz in Eigenverwaltung aufgehoben hat, kann der in der Corona-Pandemie in schwere Turbulenzen geratene Airport am 1. Mai den regulären Geschäftsbetrieb wieder aufnehmen. Und zwar vollständig entschuldet.
Der Generalbevollmächtigte (Sanierungsgeschäftsführer) des Flughafens in Büren-Ahden, der Bielefelder Rechtsanwalt Yorck T. Streitbörger, sprach am Freitag von einer „bundesweit einzigartigen Sanierung eines vormals verlustreichen Airports: Als erster Regionalflughafen in Deutschland hat sich der Paderborn-Lippstadt Airport aus eigener Kraft und nachhaltig neu aufgestellt.“ Der vom Amtsgericht Paderborn eingesetzte Sachwalter Stefan Meyer sagte: „Ein extrem wichtiges Infrastrukturprojekt in der Region wurde erhalten.“
Rückgang der Passagierzahlen um 98,8 Prozent
Paderborn-Lippstadt (Werbeslogan: „Mein Heimathafen“) ist in normalen Zeiten insbesondere bei Urlaubs- und Geschäftsreisenden aus dem Hochsauerlandkreis sehr beliebt. Aber was ist schon normal in diesen Zeiten? Es bedarf nur einer Prozentzahl, um die Folgen der Corona-Krise für den angeschlagenen Airport in Ostwestfalen zu veranschaulichen: Die Passagierzahlen gingen im Februar 2021 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um satte 98,8 Prozent zurück.
Nur noch 64 Beschäftige am Flughafen
Um den zuvor verlustreichen Flughafen wieder auf angemessene Flughöhe zu bringen, waren im Sanierungsverfahren schmerzhafte Einschnitte nötig. Die Flughafen Paderborn-Lippstadt GmbH trennte sich von 106 der einst 170 Beschäftigten.
Der Arbeitsplatzabbau sei so sozialverträglich wie möglich gestaltet worden, hieß es am Freitag aus der Kanzlei Streitbörger. Einige ehemalige Mitarbeiter haben Kündigungsschutzklagen beim Arbeitsgericht Paderborn eingereicht. Das verbleibende Personal, so hieß es weiter, reiche aus, um anstelle von jährlich 700.000 Passagieren vor der Pandemie fortan bis zu 300.000 abzufertigen.
Gesellschafter ausgeschieden
Wegen der hohen Verluste hatte es auch unter den Gesellschaftern der Flughafen-GmbH heftig gekriselt. Die Stadt Bielefeld ist seit dem 1. Januar nicht mehr dabei. Auch die ostwestfälischen Kreise Gütersloh und Lippe wollen Beschlüssen zufolge rückwirkend zum 1. Januar ausscheiden.
Der Hochsauerlandkreis hält dagegen dem heimischen Flughafen die Stange. Er ist mit 3,92 Prozent beteiligt. Größter Gesellschafter bleibt der Kreis Paderborn (77,94 Prozent), es folgen die Kreise Soest (12,26), Höxter (3,92) sowie die Industrie- und Handelskammer (IHK) Ostwestfalen zu Bielefeld (1,57 und die IHK Lippe zu Detmold (0,39). Nach der Sanierung soll dem Generalbevollmächtigten Streitbörger zufolge der jährliche Zuschuss der Gesellschafter von zuvor bis zu fünf Millionen Euro auf maximal 2,5 Millionen Euro reduziert werden.
Mit „Green Airlines“ nach Sylt
Als Hoffnungsschimmer auf bessere Zeiten entpuppte sich am 26. März der Erstflug der neuen Fluglinie „Green Airlines“ nach Sylt. Als weitere Anflugziele der noch jungen Gesellschaft sind Zürich und Paris geplant. Ab Juni, so die Planungen, will die Fluggesellschaft Eurowings wieder Mallorca anfliegen, ab Juli sind Verbindungen in die Türkei und auf griechische Inseln geplant. Ab September hat die Lufthansa wieder das Drehkreuz München im Visier.
Dass Billigflieger wie Ryanair und Wizz Air in Paderborn-Lippstadt starten und landen, will der alte und wieder neue Flughafen-Geschäftsführer Marc Cézanne nicht grundsätzlich ausschließen. Aber: „Es kann nicht im Interesse des Steuerzahlers sein, wenn die Flughafengebühren so niedrig sind, dass die Airports quasi draufzahlen.“
Cézanne wird ab dem 1. Mai wieder die Geschicke des Airports leiten. „Mit der Sanierung sind wir über 2022 hinaus überlebensfähig“, sagt er. Für den scheidenden Generalbevollmächtigten Yorck T. Streitbörger hat der Airport in Büren-Ahden mit seiner Insolvenz in Eigenverwaltung womöglich eine Vorreiterrolle in der Branche gespielt: „Ich glaube, dass andere Flughäfen unserem Beispiel folgen werden bzw. müssen.“