Warstein.

Mit gemischten Gefühlen sehen die Pächter und Inhaber der heimischen Tankstellen der Einführung des umstrittenen Kraftstoffs E 10 entgegen. Noch wird er im Stadtgebiet Warstein selten angeboten, doch dort, wo er erhältlich ist, tanken nur wenige Kunden den neuen Bio-Sprit.

Muss bald in den
Muss bald in den "saueren Apfel beißen": Christian Golesny (32) aus Niederbergheim fährt ein 99-er Golf-Modell. Er muss bald das teurere Super plus tanken oder sich ein "moderneres" Auto kaufen. © WP | WP

Schon vor etwa drei Wochen, als der Normal-Benzintank frei war, stellte die bft-Tankstelle an der Lanfer auf E 10 um, jedoch ist die Resonanz bisher schwach. „Die Kunden sind verunsichert. Bei uns liegen Infoblätter vom Bund und Listen vom ADAC und DAT aus, aber die bieten wir an wie Sauerbier“, erklärt Stationsleiter Peter Schmülling. Die wenigsten Autofahrer haben sich bisher beim Hersteller erkundigt, ob ihr Wagen mit E 10 fahren kann. Quintessenz: Von den getankten Mengen entfallen nur zwei, drei Prozent auf die neue Sorte — zumal sie auch nicht billiger ist als das gewohnte Super.

Viele Nachfragen

Das jedoch könnte ein Anreiz sein umzusteigen, meint Reinhard Puppe von der Tankstelle in Sichtigvor. „Viele fragen nach, wann E 10 kommt, aber eher, weil sie Angst haben, dass sie es dann tanken müssen.“ Sein Lieferant Rheinland-Kraftstoffe hat die Einführung bis zum 28. März gesperrt. „Bis dahin wird sich wohl noch einiges geklärt haben“, hofft Puppe.

Detaillierte Informationen wünscht sich auch Ellen Köpke; in ihrer Shell-Tankstelle in Belecke liegen nur allgemeine Flyer aus. „Die Autofahrer wollen E 10 nicht. Sie haben Angst, dass sie falsch tanken.“ Viele Kunden sind besorgt, dass sie nach dem Tanken von Bio-Sprit auf möglichen Reparaturkosten sitzen bleiben.

Die Skepsis ist auch an der freien Tankstelle in Westendorf groß. „10, 20 mal pro Tag fragen die Kunden nach, wann E 10 kommt. Die Diskussion darum ist heiß. Aber bisher wurden wir verschont“, bleibt Andreas Pankoke gelassen. Zum Termin macht sein Zulieferer noch keine Angaben.

Beschlossene Sache

Sarah Posdziech (20) aus Belecke
Sarah Posdziech (20) aus Belecke "traut dem Braten nicht". Sie fährt ihre VW Beetle erst seit vergangenen Freitag; vom Händler hat sie das Okay für E 10. © WP | WP

Dagegen will Susanne Modrow-Vieth von der Shell in Suttrop den neuen Kraftstoff nicht negativ beurteilen. Dass er eingeführt wird, sei beschlossene Sache, „jetzt baue ich einfach auf Information“. Daher gibt sie an alle Kunden, die kein Diesel tanken, eine Info-Broschüre zusammen mit der Hotline-Liste aller Autohersteller aus. „Damit ist es einfach, einen Ansprechpartner zu finden“, erklärt die Tankstellen-Inhaberin. Viele lehnen E 10 aus anderen Gründen ab oder haben keine Lust, sich zu informieren. Susanne Modrow-Vieth hofft, dass sich alle schlau machen, um nicht unnötig den teureren Kraftstoff zu tanken. Immerhin beträgt der Unterschied bei Shell 8 Cent von Super zu V-Power 98.

Mangelhafte Aufklärung führt auch an der bft Belecke zu manchem Fehlgriff: Obwohl Sarah Posdziech das Okay ihres Autohändlers für E 10 hat, tankte sie gestern nur Super. „Ich habe noch kein Vertrauen“, sagte sie und will noch einmal im Internet recherchieren, ob der Kraftstoff für ihren VW Beetle zulässig ist.

Überzeugt ist Stationsleiter Schmülling von E 10 selbst nicht: „Es ist negativ, dass so viel Ackerfläche dafür genutzt wird, um Mais und Zuckerrüben für die E-10-Herstellung anzubauen.“ Er selbst fährt sein Auto mit Gas — „ohne CO2-Ausstoß, das ist für mich eher eine Alternative“.