Hagen. Erste Volksfeste verbannen den Ballermann-Song „Layla“. Auch Schützenvereine in der Region beschäftigen sich mit dem Thema.
Das Lied, um das es geht, steht auf Platz 1 der Singlecharts, es ist ein Hit, aber trotzdem nicht bei allen beliebt – und auch nicht bei allen bekannt. „Ich habe das Lied noch nie gehört, kann es daher inhaltlich nicht bewerten“, sagt beispielsweise Wolfram Schmitz.
Seit der Zeitungslektüre am Mittwochmorgen ist allerdings auch der Bundesgeschäftsführer des Sauerländer Schützenbundes über die Diskussion im Bilde, die seit einigen Tagen um den Partysong „Layla“ geführt wird. Auf dem Würzburger Kiliani-Volksfest darf der Hit auf Drängen der Stadt nicht gespielt werden, weil die ihn als sexistisch einstuft. Auch von der anstehenden Düsseldorfer Rheinkirmes – mit erwarteten vier Millionen Besuchern eines der größten Volksfeste Deutschlands – wurde er verbannt. Sogar Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) schaltete sich in die Diskussion ein.
In Olpe wird der Schützenverein „auf jeden Fall darüber sprechen“
Wie die Schützenvereine in Südwestfalen, deren Feste noch ausstehen, mit dem Thema umgehen, ist offen, könnte sich aber zeitnah entscheiden. In der Kreisstadt Olpe steht beispielsweise am Wochenende eines der größten Schützenfeste der Region an, mit offiziell bis zu 7000 Zuschauern pro Tag. „Wir haben uns noch nicht damit befasst. Wir werden aber auf jeden Fall darüber sprechen“, kündigte Schützenmajor Peter Liese vom St. Sebastianus Schützenverein Olpe im Gespräch mit dieser Zeitung an. Es wird eine Einzelfallentscheidung, wie andernorts wohl auch. Eine Ansage oder Empfehlung des Sauerländer Schützenbundes zum Umgang mit dem Lied soll es jedenfalls nicht geben.
„Die Entscheidung, welche Lieder auf dem Schützenfest gespielt werden, obliegt den jeweiligen Vereinen“, sagte Schmitz und ergänzte: „Es gibt immer wieder Lieder, die die Grenze des guten Geschmacks strapazieren. Der Sauerländer Schützenbund ist gegen jeglichen Sexismus.“
Buschmann findet behördliches Verbot „eins zu viel“
Die Aufregung um den Song ist seit Wochenbeginn jedenfalls groß, vielleicht größer als sonst, was auch am Sommerloch liegen mag. Unabhängig von einer inhaltlichen Bewertung des Stücks ist für Schmitz deshalb eines bereits klar. „Mehr Werbung“, sagt er, „kann es für das Lied nicht geben als durch diese Diskussion.“ Dazu passt, dass sich ungewöhnlicherweise sogar der Bundesjustizminister genötigt sah, sich in die Debatte einzuschalten.
„Man muss Schlagertexte nicht mögen. Man kann sie sogar doof oder geschmacklos finden. Sie aber behördlich zu verbieten, finde ich, ist eins zu viel“, schrieb FDP-Politiker Buschmann am Dienstagabend bei Twitter.
Würzburg und Düsseldorf verbannen den Song
Zuvor war bekannt geworden, dass der Song „Layla“ auf Drängen der Stadt Würzburg auf dem Kiliani-Volksfest nicht gespielt wird. „Wir können entscheiden, was wir auf dem Volksfest hören wollen“, erklärte Würzburgs Stadtsprecher Christian Weiß. Und „Ich hab’ ‘nen Puff, und meine Puffmama heißt Layla. Sie ist schöner, jünger, geiler (...) Die schöne Layla, die geile Layla. Das Luder Layla, unsre Layla (...)“, wie es in dem Ballermann-Hit von DJ Robin & Schürze heißt, will man offensichtlich nicht mehr hören. Daher sei der Festzeltbetreiber gebeten worden, den Song nicht mehr zu spielen. Zuvor hatte ein Medienhaus die Mainstadt auf den Text aufmerksam gemacht. Öffentliche Kritik hatte es bis dato laut Weiß nicht gegeben.
Kurz danach wurde „Layla“ auch von der anstehenden Düsseldorfer Rheinkirmes (15. bis 24. Juli) verbannt. Eine entsprechende Entscheidung haben die Veranstalter vom Schützenverein St. Sebastianus getroffen. „Ich bin der Meinung, dass dieses Lied überall hingehört – nur nicht auf unseren Festplatz“, sagte Schützen-Chef Lothar Inden. Zuvor hatte die Gleichstellungsstelle der Stadt Düsseldorf wegen „Layla“ bei den Veranstaltern vorgesprochen. Nachdem die Schützen zugesagt hätten, dass das Lied in Festzelten und Fahrgeschäften unterbunden werden soll, habe man vonseiten der Stadt keinen Anlass für ein Verbot gesehen, so eine Sprecherin. Man habe als Verwaltung dafür aber „auch keine Rechtsgrundlage“ erkennen können.
Musikfachmann bezeichnet Lied als „natürlich sexistisch“
Während Musikfachmann Michael Fischer von der Universität Freiburg das Lied als „natürlich sexistisch“ bezeichnet, kann der Interpret des Songs die Aufregung nicht verstehen. In seinem Partyhit gebe es keinen Sexismus. „Früher haben die Leute ,Skandal im Sperrbezirk‘ gesungen oder ,Wir fahren in den Puff nach Barcelona’ … Es kann jeder seine Meinung haben, aber in jedem Deutsch-Rap-Lied sind die Texte schlimmer. Da regt sich kein Mensch auf“, sagte DJ Robin der Bild-Zeitung. (mit dpa)