Ratingen. Die gut zwei Millionen Waldbesitzer in Deutschland fordern eine Prämie für die Klimafunktion ihres Waldes.

Die etwa zwei Millionen Waldbesitzer in Deutschland fordern einen finanziellen Ausgleich für ihre Klimaschutzleistungen. „Die Waldbauern sind die eigentlichen Klima-Helden“, sagte Max Elverfeldt, NRW- und Bundesvorsitzender der Familienbetriebe Land und Forst. Das müsse endlich honoriert werden. Ohne die Unterstützung seien die Waldbesitzer nicht mehr in der Lage, die vom Borkenkäfer zerstörten Wälder wieder aufzuforsten. Bisher habe der Käfer in Deutschland 285.000 Hektar Wald kahl gefressen.

Der Waldbauernverband und die Familienbetriebe haben die Kampagne „Wald ist Klimaschützer“ gestartet, mit der sie die Öffentlichkeit auf die Bedeutung des Forsts und auf ihre schwierige wirtschaftliche Lage aufmerksam machen wollen. „Unsere Probleme und die Probleme des Waldes sind noch nicht bekannt genug“, sagte Elverfeldt.

127 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr

Jeder Hektar Wald absorbiere im Jahresdurchschnitt acht Tonnen Kohlendioxid. Das entspreche dem CO-Abdruck eines jeden Bürgers. Insgesamt belaufe sich die Klimaschutzleistung des gesamten deutschen Waldes auf 127 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr, rechneten die beiden Verbände vor. Davon würden 58 Millionen Tonnen direkt in den Bäumen gebunden. Die Holzverwendung und die Substitution anderer Baustoffe steuere 69 Millionen Tonnen bei.

Ein schlüssiges Prämien-Modell liege seit längerem auf dem Tisch, sagte Elverfeldt. Es orientiere sich an dem stofflichen Anteil des zuwachsenden Holzes, der nicht energetisch genutzt werde. Vor dem Hintergrund, dass ab dem kommenden Jahr 25 Euro pro Tonne Kohlendioxid aus dem Gebäude- und Verkehrssektor in den neuen Energie- und Klimafonds fließen sollen, fordern die Waldbesitzer 112,50 Euro pro Jahr und Hektar. Da der CO2-Preis bis zum Jahr 2025 auf 55 Euro pro Tonne steigen soll, würde die Baumprämie im gleichen Zeitraum auf knapp 250 EUR pro Hektar und Jahr steigen. Unter dem Strich geht es um Milliarden: Mit 11,4 Millionen Hektar ist knapp ein Drittel der Fläche in Deutschland bewaldet.

Noch.

„Totholz bringt nichts“

Denn angesichts des enormen Schädlingsbefalls können die Waldbauern mit dem Verkauf des Holzes keine Gewinne mehr erzielen – und das für mehrere Jahre. „Ohne die Ausgleichszahlung schaffen wir die Wiederaufforstung nicht“, sagte Ferdinand Funke, stellvertretender Vorsitzender des Waldbauernverbandes NRW, aus Finnentrop. Es sei „komplett falsch“, den Wald sich selbst zu überlassen: „Nur bewirtschafteter Wald speichert Kohlendioxid.“ Ohne menschlichen Eingriff würden auf den kahlen Flächen nur Farne, Beeren und ein paar Fichten wachsen. Aber kein klimaresistenter Wald.

Mit dem Einstieg in eine CO2-Bepreisung sei es „logisch und gerecht“, dass auch die CO2-Speicherung einen Preis erhalte, forderte Elverfeldt. Die Forstwirtschaft sei die größte CO2-Senke überhaupt.

Waldbauern sind geduldige Menschen. Schließlich müssen sie ein paar Jahrzehnte warten, bis aus ihren Setzlingen stattliche Bäume werden. Die Frage, wieviel Geduld sie mit der Politik haben, wollten sie gestern noch nicht beantworten. Über die Einführung der Waldprämie wird seit mehr als einem Jahr diskutiert. Bisher ohne Ergebnis.