Hagen. Seit dem Wochenende sind Corona-Selbsttests für Laien auf dem Markt. Wir haben in einem Selbstversuch einen Schnelltest ausprobiert.

Lange Schlangen vor Aldi-Märkten am vergangenen Samstag und nur wenige Packungen im Verkauf. Oder die abgestürzte Internetseite des Discounters Lidl: Die Nachfrage nach Corona-Selbsttests für Laien scheint riesig. Auch Drogeriemärkte und Apotheken wollen in dieser Woche Schnelltests für zuhause verkaufen. Wir haben uns vorab einen Test der Firma Hotgen besorgt, der in Apotheken angeboten werden soll.

Reporter Rolf Hansmann beim Corona-Selbsttest für Laien. Zunächst kommt der Tupfer in beide Nasenlöcher.
Reporter Rolf Hansmann beim Corona-Selbsttest für Laien. Zunächst kommt der Tupfer in beide Nasenlöcher. © Unbekannt | Hansmann

Eine ausführliche Gebrauchsanweisung und eine Kurzbeschreibung an der Rückseite der Packung – es wird klar, warum der Test auch Nasenbohrer-Test genannt wird. Es geht um einen Nasenabstrich.

Abstrichtupfer in die Nasenlöcher

Ich nehme den Abstrichtupfer, stecke ihn in das linke Nasenloch und drehe ihn mehrmals langsam über die Schleimhaut. Ich muss niesen – der Packungsbeilage zufolge offenbar kein ungewöhnlicher Effekt.

Ich wiederhole den Vorgang im anderen Nasenloch. Auch hier: „hatschi“.

Tupfer in Probenröhrchen getunkt

Vier bis fünf Tropfen aus dem Probenröhrchen werden in die Vertiefung einer Testkassette geträufelt.
Vier bis fünf Tropfen aus dem Probenröhrchen werden in die Vertiefung einer Testkassette geträufelt. © Unbekannt | Hansmann

Dann wird das Probenröhrchen benötigt. Auf dessen Boden befindet sich eine Flüssigkeit, in die der Tupfer getunkt, mehrmals gedreht und gedrückt wird. Mindestens 15 Sekunden lang.

Vier bis fünf Tropfen auf die Testkassette

Anschließend träufele ich vier bis fünf Tropfen aus dem Probenröhrchen in die Vertiefung einer Testkassette.

15 Minuten warten bis zum Ergebnis

Es dauert 15 Minuten, bis das Ergebnis feststeht. Neben dem „C“ auf der Testkassette erscheint ein roter Streifen. Glückwunsch: Ich bin negativ getestet worden. Schön, dass kein weiterer roter Streifen erschienen ist (neben einem „T“). Das wäre der positive Nachweis gewesen.

Ein roter Streifen beim „C“: Das Ergebnis des Corona-Selbsttests ist negativ.
Ein roter Streifen beim „C“: Das Ergebnis des Corona-Selbsttests ist negativ. © Unbekannt | Hansmann

Fazit: Eine einfache Handhabung. An sich müsste jedermann den Test anwenden können.

Positives Ergebnis muss durch einen PCR-Test bestätigt werden

Trotz der ausgesprochen hohen Treffergenauigkeit, so der Hagener Apotheker Christian Fehske, muss ein positives Selbsttest-Ergebnis durch einen professionellen PCR-Test beim Hausarzt oder in einem Testzentrum bestätigt werden. Bis dahin sollte man sich auf jeden Fall so verhalten, als sei man tatsächlich infiziert.

„Fällt der Test negativ aus, kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass man für die nächsten sechs bis acht Stunden nicht ansteckend ist“, so Fehske weiter. Man sollte sich aber durch ein negatives Testergebnis „nicht in falscher Sicherheit wiegen. Denn man kann schon das Coronavirus in sich tragen, im Moment nicht ansteckend sein, aber vielleicht in zwei Tagen.“

So war der Verkaufsstart bei Aldi: Platz 15 in der Schlange reichte nicht

Viele Menschen in der Region wissen seit dem Wochenende, warum ein Corona-Schnelltest Schnelltest heißt: Weil man schnell sein muss, um einen zu bekommen. Selbst viele Frühaufsteher schauten beim Verkaufsstart des Corona-Laientests für zuhause am Samstag bei Aldi in die Röhre. Vielerorts waren die Fünfer-Packs für 24,99 Euro nach wenigen Minuten ausverkauft. In der Aldi-Filiale in der Mescheder Innenstadt kamen nach Angaben einer Angestellten ganze vier Packungen in den Verkauf.

Einkaufswagen an Einkaufswagen bei minus 4 Grad

Der Weg zum ersten Selbsttest ist steinig. Platz 15 in der Menschenschlange vor dem Aldi-Markt um 7 Uhr ist zwar nicht die Pole-Position, aber es müsste doch reichen, um im Rennen um den „Aesku.Rapid – SARS-CoV-2 Rapid Test“ zu bestehen.

Im 1,50-Meter-Abstand reiht sich Einkaufswagen an Einkaufswagen, der Werbebanner darin („Platz für sensible Ware“) spricht Bände und ist eins zu eins auf den bundesweit ersten im Handel erhältlichen Corona-Laientest zu übertragen. Beim Warten vor der Ladentür herrscht eine Ruhe vor dem (An-)Sturm bei einer Außentemperatur von minus 4 Grad, die sich kälter anfühlt.

Eine Kasse geöffnet

Um Punkt 7 Uhr öffnet sich die Schiebetür zum disziplinierten Massenstart. Nach wenigen Metern biegt die Einkaufswagen-Karawane nach links ab. In Richtung der einzigen geöffneten Kasse.

Das Objekt der Begierde: der Aesku.Rapid-Schnelltest.
Das Objekt der Begierde: der Aesku.Rapid-Schnelltest. © dpa | Christophe Gateau

Kein Mensch geht den Gang geradeaus weiter, um normale Einkäufe zu tätigen. Man sieht Tunnelblicke in manchen Kunden-Augen und eine gewisse Unruhe. Die Folge: Zum Teil verringern sich die Abstände zum Vordermann bzw. zur Vorderfrau deutlich. Es sind viele Menschen zeitgleich auf einer überschaubaren Fläche.

Die ersten Kunden halten eine Packung in den Händen. Nach dem zehnten ist Schluss. „Die Selbsttests sind ausverkauft“, sagt die bemitleidenswerte Kassiererin. Ein älterer Herr lässt seinen Unmut an ihr aus. Hätte man das den Verkäuferinnen nicht ersparen können?

Hoffnungen nicht erfüllt

Draußen hat sich der Rentner noch nicht beruhigt: „Ich habe gehofft, mit einem Test wieder häufiger Kinder und Enkel sehen zu können.“

An den Aldi-Chefs lässt er kein gutes Haar: „Es wurden Hoffnungen geweckt, die offenbar gar nicht erfüllt werden konnten. Wenn man viel zu wenig Packungen geliefert bekommen hat, soll man die erst gar nicht in den Verkauf geben.“ Übel nimmt er ebenfalls, dass in Pandemie-Zeiten umsonst Menschenaufläufe provoziert worden seien.

Schnelltests auch im zweiten Markt ausverkauft

Den Reporter trennten in der Schlange nur fünf Plätze vom ersehnten Test. Wenig erfreut steigt er in sein Auto. Schnell zum zweiten Aldi-Markt. Nach vier Minuten ist er dort, auch hier ist der Test schon ausverkauft.

Auch hier ziehen verärgerte Kunden unverrichteter Dinge wieder ab – sie verzichten auf den Einkauf anderer Waren wie den „Genuss zum Weltfrauentag“ (z.B. essbare Hibiskusblüten oder Butterkuchen).

Discounter bittet bei Kunden um Verständnis

Am Wochenende versuchte Aldi, Scherben der womöglich misslungenen Marketingaktion zusammenzukehren. Man bat bei den vielen Kunden, die in der Kälte gewartet hatten und leer ausgegangen waren, um Verständnis.

Die Artikel seien „am Vormittag in den meisten unserer Filialen erwartungsgemäß ausverkauft“ gewesen. Allerdings habe das Interesse an den Tests „in dieser Intensität überrascht“.

Lidls Internetseite bricht zusammen

Ein Aldi-Sprecher hatte dieser Zeitung eineinhalb Tage zuvor mitgeteilt, dass man wisse, „dass der Bedarf hoch ist (...). Sollten die Schnelltests schnell ausverkauft sein, möchten wir unsere Kunden um Geduld bitten, da weitere Ware in der nächsten Woche ausgeliefert wird.“

Von Aldi-Konkurrent Lidl gab es am Wochenende eine Entschuldigung an die Kunden. Der Discounter hatte am Samstag Corona-Selbsttests auf der Internetseite angeboten. Die Leitungen brachen zusammen, die Seite war stundenlang außer Betrieb.