Bestwig. Das Fort Fun Abenteuerland wird in diesem Jahr 50. Zwei langjährige Macher erinnern sich an abwechslungsreiche Zeiten des Freizeitparks.
Reinhold Bültmann war und ist in doppelter Hinsicht ein Mann der ersten Stunde im Fort Fun Abenteuerland in Bestwig-Wasserfall. Als der Freizeitpark im Hochsauerland vor 50 Jahren gegründet wurde, gehörte er zum Team des Fort-Fun-Erfinders Karl Freiherr von Wendt.
Wenn Bültmann später als Parkleiter frühmorgens aus dem Fenster schaute und es wie aus Kübeln regnete, ging er in sein Büro und rief einen Teil seiner Mitarbeiter an, dass sie daheimbleiben sollten. „Das Wetter spielte bei den Besucherzahlen immer die entscheidende Rolle“, sagt der 77-Jährige und lacht aus vollem Herzen: „Wenn ich noch einmal auf die Welt käme, würde ich mir einen wetterunabhängigen Beruf suchen.“
Wildwasserbahn und Westernstadt als Werbeträger
Nein, Reinhold Bültmann hat keine Sekunde „da oben“, wie er über Fort Fun sagt, missen wollen. Und auf das Wetter bezogen: Der Freizeitpark hat dem Sauerland viel Sonne beschert.
Wildwasserbahn und Westernstadt wurden zu Werbeträgern: „Der Baron wollte den Tourismus ankurbeln, das Sauerland in der Republik bekannter machen“, beschreibt Bültmann dessen Visionen, „das ist ihm ja wohl gelungen.“
Nicht am Reißbrett entstanden
Fort Fun – das war nie ein am Reißbrett entstandener Freizeitpark. „Es hat sich nach und nach entwickelt, es kam immer irgendetwas dazu“, sagt Bültmann, der mit 14 Jahren eine Lehre im Rentamt des Baron von Wendt begonnen hatte und nach einem langen Berufsleben im Sauerland 2009 in den wohlverdienten Ruhestand gegangen war.
Bültmann war schon da, als der Fort-Fun-Gründer nach seiner Ausbildung in den land- und forstwirtschaftlichen Betrieb der Familie zurückkehrte und nicht mehr so abhängig sein wollte „von Wald und Wiesen“, wie Bültmann erzählt. Also baute Freiherr von Wendt einen Ankerlift und eine Skihütte (1968) sowie ein Reiterzentrum mit Restaurant, Disco und Campingplatz (1971): „Er hat in die Freizeit investiert.“
Die ersten Planwagen im Sauerland
Zugleich fuhren die ersten Planwagen durchs Sauerland. „So mancher sprach von einer verrückten Idee und fragte sich, ob das gut gehen kann“, erinnert sich Bültmann. Sein Chef ließ sich nicht beirren: „Die Landwirte fühlten sich gebauchpinselt, weil der Baron sie persönlich aufsuchte, um sich die Erlaubnis für die Benutzung der Wirtschaftswege zu holen.“
Als 1972 Sessellift, Bergrestaurant, Feriendorf und die damals längste Rutschbahn der Welt hinzukamen, hatte die Geburtsstunde des Freizeitparks geschlagen. In den Jahren danach kamen die Westernstadt („eine Reise nach Kanada hatte den Baron inspiriert“) und Fahrgeschäfte wie die legendäre Wildwasserbahn hinzu. „Ich weiß noch, wie wir mit dem Baron zusammensaßen und überlegten, einen Gesamteintritt zu nehmen, um uns von den Kirmessen zu unterscheiden.“ Gesagt, getan: Mit fünf Mark war man dabei.
Angebot muss attraktiv bleiben
Familien konnten den ganzen Tag im Park verbringen und die Fahrgeschäfte so oft sie wollten nutzen. „Das sehr gute Preis-Leistungs-Verhältnis zieht die Leute bis heute in das Fort Fun“, sagt Bültmann, „und die wunderschöne Lage im Tal.“ Und doch, von nichts kommt nichts. Das Angebot müsse stets attraktiv sein: „Der größte Fehler wäre, Trends zu verschlafen.“
Bültmann und seine Mitarbeiter haben immer den Austausch mit anderen Parks gesucht, sich über neue Attraktionen ausgetauscht. „Wenn Kollegen uns sagten, dass ihre Fahrgeschäfte besonders gut laufen, haben wir versucht, diese zu uns zu holen.“
Ausnahme: Es durften nicht die gleichen Bahnen wie im Safariland Stukenbrock sein, dem nächstgelegenen Park: „Wir mussten uns unterscheiden, damit unsere Besucher nicht abwanderten.“
Fast 25 Jahre in der Gastronomie
Auch Harald Hamedinger hat mit Herzblut im Fort Fun gearbeitet. Fast 25 Jahre in der Gastronomie, lange als Leiter. „Heute würde man von einem Food & Beverage Manager sprechen“, sagt der heutige Hoteldirektor von Schloss Gevelinghausen.
Die Zeiten ändern sich: Auch wenn der Park nicht mehr Besucherzahlen wie einst von bis zu 700.000 im Jahr erreiche („das Freizeitverhalten hat sich verändert“), so habe er nach wie vor seine Berechtigung.
Legendärer Weltrekordversuch
Und könne weiter auf die Zustimmung der Sauerländer zählen: „Fort Fun war immer etwas Besonderes für die Region. Früher wollte jeder Schüler einen Ferienjob im Park haben.“
Hamedinger hat dort viel erlebt. Zum Beispiel den Weltrekordversuch mit dem Köcheclub Winterberg. Es sollte die längste Spaghetti der Welt um ein Riesenrad werden. „Die Nudel wurde roh aufgehängt und bei einer Umkreisung in einem Wasserbad gekocht.“ Problem: das Wetter (siehe oben). „Immer wenn die Nudel oben war, brach sie, weil es zu kalt war.“ Nicht jede verrückte Idee scheiterte. Siehe Fort Fun.
Hintergrund:
Motto der Jubiläumssaison: „Wir feiern Geschichte“
Das Fort Fun Abenteuerland in Bestwig-Wasserfall ist am vergangenen Samstag in seine Jubiläumssaison gestartet. Unter dem Motto „Wir feiern Geschichte“ soll es nach Angaben des Freizeitparks „eine Saison voller Events und überraschenden Aktionen“ werden.
Am Ostersamstag soll die Kinderband „Pia & Nino“ zum Mit-Rocken animieren. Am Ostersamstag und -sonntag findet die traditionelle Ostereiersuche statt.
In den Osterferien ist das Fort Fun Abenteuerland täglich ab 10 Uhr geöffnet.
Weitere Infos auf der neugestalteten Internetseite fortfun.de